Nie wieder ArbeitWie schaffen es Menschen, mit 40 in Rente zu gehen?

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Frugalismus bedeutet Freiheit und Erholung.

„Mit 40 in Rente“ - so heißen die Versprechungen, die häufig mit Frugalismus in Verbindung gebracht werden. Dafür leben Frugalisten genügsam, achten auf geringe Ausgaben und investieren hohe Summen. So soll möglichst frühzeitig das angesparte Vermögen eine ausreichend hohe Rendite abwerfen, um vor dem normalen Renteneintrittsalter ausgesorgt zu haben.

Angestoßen hat die Bewegung der kanadischen Blogger Peter Adeney, besser bekannt als „Mr. Money Mustache“. Adeney beschreibt auf einem Blog seinen Weg zur finanziellen Freiheit, die er bereits mit 30 erreicht hat. Sein Markenzeichen: Spaßmaximierung bei gleichzeitiger Kostenminimierung.

Dank Frugalismus früh in Rente 

Als Oliver Noelting über einen Bekannten von dem Blog erfuhr, war er nach kurzem Zögern überzeugt: „Das Konzept ist genial“, sagt Noelting. Als Student habe er es sehr genossen, seine Zeit frei einteilen zu können. Mit dem Einstieg ins Berufsleben, dachte er, sei das alles vorbei. Dank Frugalismus könne er früh in Teilzeit oder in Rente gehen. „Denn es kommt auf die Ausgaben an.“ Über seine Strategien berichtet auch er auf einem Blog.

Auch Florian Wagner hat sich von „Mr. Money Mustache“ inspirieren lassen und bloggt über sein frugales Leben. Für Wagner ist Sparen nicht mit Verzicht gleichzusetzen. Ganz im Gegenteil: „Durch Sparen baue ich mir immer mehr Unabhängigkeit vom Arbeitseinkommen und damit Freiheit auf.“

70 Prozent des Einkommens sparen

„Das funktioniert nur, weil ich meine Gewohnheiten hinterfrage, und das macht mir Spaß“, sagte Wagner. Für ihn führen bewusste Kaufentscheidungen zu einem großen Zugewinn an Lebensqualität. Seine Ein- und Ausgaben hat er dabei stets im Blick. Generell gilt: Frugalisten sehen Sparen nicht als Selbstzweck an. Vielmehr hinterfragen sie sämtliche Ausgaben, um eine möglichst hohe Sparquote zu erreichen. Noelting spart so 70 Prozent seines Einkommens.

Doch wie investieren die beiden? Während Noelting als Verfechter einer passiven Anlagestrategie gilt, setzt Wagner auch auf risikoreichere Produkte: „Mir macht es Spaß, Risiken einzugehen“, sagt er. „Risiko und Rendite hängen zusammen. Wenn ich mehr Rendite möchte, habe ich immer auch mehr Risiko“, erklärt Wagner.

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Zu einer breit diversifizierten, passiven Anlagestrategie rät Niels Nauhauser: „Die Evidenz aus der Forschung sagt klar, dass eine breite Streuung am Aktienmarkt zu niedrigen Kosten mittels „Buy and Hold“-Ansatz eine solide Anlagestrategie ist“, sagt der Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Anleger müssen aber bereit sein, Wertschwankungen auszusitzen.

Das gilt aber für alle Anleger. „ETFs auf weltweite Aktienindizes sind die erste Wahl, da sie das Risiko am Aktienmarkt breit streuen“, sagt Nauhauser. Gestreute Risiken könne man - anders als Risiken aus Einzelaktien - als gute Risiken betrachten, weil dafür auf lange Sicht auch höhere Erträge zu erwarten seien.

Für Geringverdiener sind hohe Sparraten nicht einfach

Doch nicht jeder kann einen derart hohen Prozentsatz seines Einkommens sparen und damit in Frührente gehen. Für Geringverdiener dürfte eine Sparrate von 70 Prozent kaum zu schaffen sein. Der Aufbau einer privaten Altersvorsorge wird jedoch angesichts der Rentenlücke immer wichtiger. Gezielter Konsumverzicht kann auch hier helfen. (dpa)

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