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Niedriger Rheinpegel, HitzeWarum Köln trotz Trockenheit kein Trinkwasserproblem hat

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Der Rhein führt momentan extrem wenig Wasser.  

Köln – Aufgrund anhaltender Hitze und Trockenheit ist der Pegel des Rheins zuletzt so stark gesunken, dass es Probleme für die Binnenschifffahrt gab. Doch haben Niedrigwasser und fehlender Niederschlag auch Auswirkungen auf unsere Trinkwasserversorgung? Werden wir uns in Deutschland auf Wasserknappheit einstellen müssen? Und wie kann jeder Einzelne dazu beitragen, Wasser einzusparen? Zwei Experten geben Antworten.

Zu wenig Wasser und trockene Flussbetten waren lange Zeit etwas, das man nur aus anderen Ländern kannte. Doch mittlerweile sind diese Probleme auch bei uns in Deutschland angekommen: Der Rheinpegel in Köln lag zuletzt unter einem Meter. Je wärmer es ist, desto mehr Wasser verdunstet aus Flüssen, Bächen und Seen. Dieses Wasser bleibt zwar im System, kommt aber nicht wieder zur Erde zurück, wenn es nicht regnet. Also bleiben die Flüsse „leer“ und auch das Grundwasser kann nicht wieder aufgefüllt werden. Besonders heikel wird das, wenn es auch im Winter nicht ausreichend geregnet hat, da für die Grundwasserneubildung die Winterniederschläge entscheidend sind.

Aktuell muss man sich keine Sorgen um die Trinkwasserversorgung in Deutschland machen

„Obwohl das Jahrzehnt zwischen 2011 und 2020 das trockenste seit Beginn der Niederschlagsaufzeichnungen 1881 war, muss man sich aktuell keine Sorgen um die Trinkwasserversorgung in Deutschland machen“, sagt Berthold Niehues, Leiter Wasserversorgung beim Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. in Bonn, der für alle Fragen der Versorgung mit Trinkwasser zuständig ist. Auch Christoph Preuß, Unternehmenssprecher der Rheinenergie AG, die Köln, Pulheim und Frechen mit Trinkwasser versorgt, gibt Entwarnung: „Der Rheinwasserstand hat keine Bedeutung für die Trinkwasserversorgung. Wir beziehen in Köln das Trinkwasser ausschließlich aus Grundwasservorkommen unter der Kölner Bucht. Diese erneuern sich einerseits durch Niederschläge, die im Boden versickern, anderseits auch durch unterirdische Zuflüsse von mehreren Seiten, vor allem von Süden nach Norden. Wir haben im Untergrund einen sehr großen Vorrat, mit dem wir auch mehrere sehr trockene Jahre hintereinander überstehen können, ohne dass es zu Engpässen in der Wasserversorgung käme.“ Der Bonner Raum erhält sein Wasser über die Wahnbachtalsperre in Siegburg, die ebenfalls noch gut gefüllt ist.

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Das Jahr 2018 war die Härteprobe für die Wasserversorgung

Niehues zieht für seine Einschätzungen stets das Jahr 2018 zum Vergleich heran, in dem es von März bis Oktober wenig Regen und hohe Temperaturen gab. „Das war der Härtetest. Obwohl damals viele Wasserversorger über längere Zeit den Spitzenbedarf abgegeben haben, hatten wir kein Trinkwasserproblem. Aktuell ist es noch nicht so akut wie damals, es ist also ausreichend Wasser da“, beruhigt er.

Hundertprozentige Entwarnung kann er dennoch nicht geben. Es sei auffällig, dass das vergangene Jahrzehnt bei uns im Vergleich mit dem langjährigen Mittel der Jahre so trocken und warm gewesen sei. „Wir wissen noch nicht, wie lange diese Trockenheit aktuell noch anhält.“

Sorgsam mit dem Wasser umgehen

Auch wenn wir akut keine Wasserknappheit haben, ist es sinnvoll, sorgsam mit der Ressource umzugehen. Derzeit verbraucht jeder Deutsche durchschnittlich 128 Liter Wasser pro Tag. Viele Liter davon lassen sich einsparen, zum Beispiel, indem man momentan auf neue Poolbefüllungen, übermäßige Gartenbewässerung und Autowaschen verzichtet.

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Durchflussbegrenzer: Ein Zwischenstück im Duschschlauch oder am Wasserhahn sorgt dafür, dass weniger Wasser fließt. In Kombination mit sogenannten Perlatoren, auch Luftsprudler genannt, wird Wasser durch Luft ersetzt und auf diese Weise fülliger gemacht. Einhandhebelmischer: Im Gegensatz zu den herkömmlichen zwei Wasserhähnen kann die Temperatur mit dem Einhandhebel schneller geregelt werden. Beim Kauf darauf achten, dass in der Mittelstellung noch kaltes Wasser fließt. Alternativ sollte der Hebel immer nach rechts, also auf kalt, gestellt werden. Sparspülung: Ein wassersparender WC-Spülkasten bringt mit weniger Wasser die gleiche Leistung. Alte Spülkästen können mit Wasserstop-Tasten aufgerüstet werden.  Duschen statt baden: Das allein spart im Durchschnitt jeweils 100 Liter Wasser. Tägliches Duschen ist aus hygienischen Gründen nicht notwendig und strapaziert zudem die Haut.  Wäsche waschen: Nur volle Maschinen in Gang setzen, auf Vorwäsche verzichten und beim Neukauf auf niedrige Verbrauchswerte achten, also nicht mehr als 10 bis 12 Liter pro Kilo Wäsche. Auch Geschirrspüler nur voll anstellen. Rasen sprengen: Dies ist nur bei extremer Trockenheit nötig. Es sollte ausschließlich morgens oder abends geschehen, um die Verdunstung zu reduzieren. Wer eine Regentonne aufstellt, hat außerdem kostenloses Gießwasser zur Hand. Ohnehin sollte der Rasen lieber seltener, dafür aber etwas intensiver gewässert werden, um auch die Wurzeln in der Tiefe zu erreichen. Pool abdecken: Damit nicht zu viel Wasser verdunstet, den Pool unbedingt abdecken, wenn man ihn nicht benutzt.

Zu wenig oder gar kein Wasser darf aber auch nicht fließen, da sich sonst die Trinkwasserqualität verändert, zum Beispiel durch eine Erhöhung von Metallgehalten. Über Nacht bemerkt man bereits, dass es zu einer leichten Temperaturerhöhung in den Rohren kommt. Dieses sogenannte „Stagnationswasser“ wird als nicht frisch empfunden. Niehues rät deshalb dazu, morgens erst ein bis zwei Liter ablaufen zu lassen, bevor man das Wasser trinkt. Diese Menge kann man auffangen und zum Beispiel zum Blumengießen verwenden. Trinken sollte man das Wasser erst, wenn es gleichmäßig kühl aus der Leitung fließt. Niehues rät davon ab, Regenwasser zu sammeln und beispielsweise für die Klospülung zu verwenden. Zum einen fehle dieses Wasser dann im natürlichen Kreislauf, zum anderen dürfe aus Hygienegründen keine Verbindung zwischen dem Trink- und Abwassersystem hergestellt werden.

„Für uns ist es selbstverständlich, dass sauberes Wasser aus der Wand kommt“

Ausgetrocknete Flüsse und monatelange Hitze sind für uns in Deutschland noch ungewohnt und verunsichern uns. Im internationalen Maßstab seien wir aber immer noch ein wasserreiches Land, meint Niehues: „Für uns ist es selbstverständlich, dass das Wasser zu jeder Zeit sauber und mit dem gleichen Druck aus der Wand kommt. Wir haben verlernt, das wertzuschätzen. Die aktuelle Trockenheit trägt dazu bei, dass Wasser allgemein mehr geschätzt und auch in der Politik mehr beachtet wird. Nun ist der Zeitpunkt, an dem wir sicherstellen müssen, dass das auch in Zukunft so bleibt.“

Seiner Meinung nach werde es in Deutschland auch trotz intensiverer Trockenphasen langfristig genug Wasser geben. Eine neue Herausforderung könnte aber sein, das Wasser zwischen den verschiedenen Regionen des Landes umzuverteilen. „Bisher hilft es anderen Regionen nicht, wenn wir hier bei uns Wasser sparen, da es keine Verbindungen gibt“, präzisiert Christoph Preuß von der Rheinenergie. Niehues schlägt perspektivisch vor, dass die verschiedenen Versorgungssysteme in Deutschland ihre Rohre verbinden oder neue Speichersysteme bauen, in denen die Winterniederschläge gesammelt werden. So könnte bei Bedarf eine Umverteilung zwischen Regionen und Jahreszeiten gelingen.

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