Wanzen, Zünsler, LäuseNeue Schädlinge im Garten und wie Sie sie bekämpfen

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Der Buchsbaumzünsler stammt aus Asien und breitet sich seit 20 Jahren bei uns aus. 

  • Der Klimawandel ist schuld, dass Insekten aus fernen Regionen auch bei uns gut überleben können. Zum Leidwesen jeden Gartenfans.
  • Denn manche von ihnen befallen Obst, Gemüse und Zierpflanzen - und richten großen Schaden an.
  • Ein Pflanzenschutzexperte der Landwirtschaftskammer NRW gibt Tipps, wie Sie diesen Schädlingen den Garaus machen können.

Köln – Die Sommer werden immer wärmer, die Winter werden immer milder. Der Klimawandel ermöglicht Insekten aus anderen Regionen, auch in unseren Gärten zu überleben. Manche von ihnen gelten als Schädlinge, die Obst, Gemüse und Zierpflanzen in Mitleidenschaft ziehen. Pflanzenschutzexperte Ralf Jung von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen RW gibt Tipps.

Kirschessigfliege

Sie sieht der Fruchtfliege zum Verwechseln ähnlich, richtet aber weitaus größeren Schaden an. Seit 2008 breitet sich die aus Asien stammende Kirschessigfliege in Europa aus, seit 2011 in Deutschland. Männchen sind an einem dunklen Fleck auf den Flügeln zu erkennen. Weibchen legen eine große Menge Eier in Früchte. Mitunter ist die Einstichstelle sichtbar, erkennbar sind auf jeden Fall die winzigen Larven in weichen Früchten. Die Fliege vermehrt sich bei feucht-warmem Wetter rasant, trockene Hitze behagt ihr dagegen gar nicht. Pro Saison kann es fünf bis acht Generationen geben.

Was tun?

Großen Schaden richtet die Fliege im Erwerbsanbau an, sie verbreitet sich aber auch in den Hausgärten und sollte bekämpft werden. Wo sie auftritt, sollten Obst wie Pflaumen oder Brombeeren täglich durchgepflückt werden – nichts mögen die Tiere lieber als eine vollreife Beere. Befallenes Obst muss über den Restmüll entsorgt werden und darf nicht auf den Komposthaufen. Im kommenden Sommer können Obstbäume und Sträucher mit Netzen bis maximal einem Millimeter Maschengröße geschützt werden.

Grüne Reiswanze

Anders als die  heimische Grüne Baumwanze trägt die Grüne Reiswanze drei feine weiße Punkte auf ihrem Rückenschild. Die durchsichtigen Flügeldecken sind grünlich. Auffälliger sind die Nymphen, die wie schwarze Käfer mit weißen Punkten aussehen. Die aus Afrika stammende Reiswanze mag Früchte und Gemüse, sie saugt an allem, was essbar ist, ob Brombeeren oder Zucchini. Nymphen sitzen oft in großen Gruppen zusammen. Obst und Gemüse wird weißlich-fleckig, manchmal braun und verformt. Wird sie gestört, sondert sie ein übel riechendes  Sekret ab.Erstmals gefunden wurde sie in  Deutschland  übrigens 1979 in Köln. Stark vermehrt hat sie sich aber erst durch die milden  Winter.

Was tun?

Im Garten sollte nach den auffälligen Nymphen und nach Eigelegen geschaut werden: Die Wanze legt Pakete mit rund 100 Eiern auf Blatt-Unterseiten. Sie sind erst weißlich, später gelb bis orange. Wer die Ausbreitung verhindern will, zerdrückt Eier und Nymphen. Im nächsten Jahr die Pflanzen mit engmaschigen Gemüsefliegennetzen schützen.

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Marmorierte Baumwanze

Sie kommt aus China und ist seit rund 15 Jahren auch in Europa anzutreffen. Von der heimischen Grauen Gartenwanze unterscheidet sie sich unter anderem durch die etwas hellere Farbe und eine Reihe von etwa fünf helleren, gelblichen Flecken auf dem Rücken. Diese Wanze saugt an Blättern vieler Gehölze, von Ahorn bis Zypresse, aber auch an den meisten Früchten. Äpfel, Kirschen und Tomaten bekommen braune oder helle Flecken und sind oft deformiert. Die Marmorierten Baumwanzen legen fast immer exakt 28 Eier. Die schlüpfenden Nymphen sind rötlich bis gelblich mit braunen Querstreifen.

Was tun?

Obst und Gemüse kann ab Beginn des Sommers, wenn die ersten Früchte reif werden, mit Netzen vor den Wanzen geschützt werden. Gelege und Nymphen können zerdrückt werden, um die Ausbreitung zu stoppen. In unsere Breiten noch nicht vorgedrungen ist die Samurai-Wespe, die die Eier dieser Wanze parasitiert: In Österreich laufen bereits Versuche, die Wespe in der Landwirtschaft als Nützling einzusetzen. Im Privatgarten ist das derzeit nicht möglich.

Maulbeerschildlaus

Ein dichter weißer Belag auf den Zweigen der Johannisbeere oder des Kirschlorbeer: Dies kann ein Zeichen sein, dass sich die Maulbeerschildlaus eingenistet hat. Denn das aus Asien stammende Insekt  geht nicht nur auf Maulbeeren, sondern auch auf Pfirsiche, Aprikosen oder Trompetenbäume. Los wird man diese Schildlaus nur, wenn man den Erstbefall in den Griff bekommt. Denn die Tiere saugen aus der Borke alles, was sie an Nährstoffen bekommen können. Treten sie zu Hunderttausenden auf, kann das den Baum zum Absterben bringen.

Was tun?

Während die rundlichen, braunen Weibchen kaum sichtbar sind, fallen die weißen länglichen männlichen Tiere im Frühjahr als weißer Pelz auf, der die Stämme und Zweige einhüllt. Am besten man säubert  die Rinde mit einer Drahtbürste oder einem Hochdruckreiniger. Eine befallene Pflanze kann mit Algenpräparaten gestärkt werden, die viel Silizium und Nährelemente enthalten. 

Walnussfruchtfliege

Wenn sie früh unterwegs ist, wird die gesamte Frucht befallen. Kommt die Fruchtfliege, wenn die Nuss in ihrer grünen Hülle schon eine harte Schale ausgebildet hat, so beschränkt sich der Befall auf die  nicht essbare Hülle. Die Walnussfruchtfliege stammt aus Nordamerika, breitet sich seit rund 40 Jahren in Europa aus und ist seit 15 Jahren auch in Deutschland anzutreffen. Erkennbar ist sie an ihren gestreiften Flügeln. Weibchen legen bis zu 15 Eier ins Fruchtfleisch einer Nuss, die Larven ernähren sich davon. Die Fruchthülle wird braun und matschig, später trocknet sie ein. 

Was tun?

Die Larven überwintern verpuppt in der Erde und schlüpfen ab Juli, um in den Baum zu fliegen. Es kann helfen, in dieser Zeit den Boden darunter abzudecken. Dann gelangen auch die neuen Larven, die sich ab August fallen lassen, nicht in die Erde. Hilfreich ist es, den Baum einzunetzen, was nur bei kleinen Gehölzen möglich ist. Befallene Früchte  aufsammeln und über die Biotonne, nicht den Kompost, entsorgen. Ist nur die Fruchthülle befallen, wird die Nuss zwar unansehnlich, kann aber verzehrt werden. Dem Baum selber schadet die Fruchtfliege nicht.

Citrusbockkäfer

Häufig ist er nicht, wird er doch höchstens unbesehen mit einem Zitronenbäumchen eingeschleppt, dafür aber unverkennbar. Der Citrusbockkäfer ist schwarz, hat weiße Punkte und lange gestreifte Fühler. Er stammt aus Asien und wird seit den späten 1990er Jahren im südlichen Europa, vor allem in Italien, gefunden. Vorkommen dürfte er bei uns nicht, da der Handel die aus Italien eingeführten Zitrusgewächse auf einen Befall kontrollieren muss. Doch braucht das Tier lange, um sich zu entwickeln, und kann ein bis zwei Jahre unbemerkt in der Pflanze überdauern.

Was tun?

Der Käfer fällt erst auf, wenn er aus seinem kreisrunden Bohrloch schlüpft und auf einmal an der Pflanze sitzt. Wird der Käfer bemerkt, sollte er aus Pflanzenschutzgründen nicht am Leben gelassen werden, da er sich sonst vermehren könnte. Er sieht dem Asiatischen Laubholzbockkäfer ähnlich, der großen Schaden an Bäumen, vor allem am Ahorn, anrichtet und meldepflichtig ist.

Buchsbaumzünsler

Die Raupen sind grün mit schwarzen und weißen Streifen, die Falter weiß mit einem braunen Rand. Seit  20 Jahren breitet sich der aus Asien stammende Schmetterling bei uns aus. Kein Ende  in Sicht. Der Zünsler mag vor allem eines: Buchsbaum. Die Raupen sind hungrig und fressen den Buchs von innen kahl. Da sie auch die Rinde knabbern, kann die gesamte Pflanze absterben. Oftmals wird der Befall erst deutlich, wenn es schon fast zu spät ist, da die Tiere tief verborgen im Gehölz sitzen.

Was tun?

Raupen sollten regelmäßig abgesammelt werden. Ab Ende März kann der Buchs mit einem Präparat, das auf Bacillus thuringiensis basiert, behandelt werden – mehrmals im Abstand von 14 Tagen. Das Bakterium lässt  die Raupen absterben, ist aber für andere Insekten ungefährlich. Der Buchs kann auch mit Algenkalk oder Gesteinsmehl eingestäubt werden. Das stört die Raupen beim Fressen, zusätzlich werden die im Algenkalk enthaltenen Nährstoffe bei Regen in den Wurzelbereich geschwemmt und stärken die Pflanze.

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