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Wärmepumpe, Pelletofen, KaminSechs Alternativen zur Gas-Heizung im Vergleich

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Die Verbraucherzentrale empfiehlt derzeit die Wärmepumpe als beste Alternative.

Köln – Die Gas-Heizung ist ein Auslaufmodell – nicht allein wegen der stark gestiegenen Preise für den Rohstoff. Ab 2024 dürfen in Häusern nur noch Heizungen eingebaut werden, die zu mindestens 65 Prozent von erneuerbaren Energien gespeist werden. Doch welche alternativen Heizsysteme sparen wirklich Energie und damit Kosten? Wir haben Thomas Zwingmann befragt, er ist Energieberater bei der Verbraucherzentrale NRW. 

Für uns vergleicht Zwingmann Wärmepumpe, Pelletofen, Solarthermie, Fernwärme, Elektroheizung und Kamin. Er vergleicht die Wärmespender anhand der Kategorien „Eignung für Alt- und Neubau“, „Umweltfreundlichkeit“ sowie „Kosten“. Wichtig: Alle Kosten sind Größenordnungen, detaillierte Preise hängen natürlich immer von mehreren Faktoren ab. Auch Wartungen wurden beim Vergleich nicht beachtet.

Außerdem betont Zwingmann: „Man muss bei aller Überlegung über alternative Heizsysteme immer die Gebäudehülle im Blick haben. Für die Umwelt- und Klimabilanz ist es wichtig, dass das Gebäude so gut wie möglich gedämmt ist und somit so wenig Energie wie möglich verloren geht. Das spart sehr viele Kosten.“

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1. Wärmepumpe als Alternative zur Gas-Heizung

Die Wärmepumpe ist derzeit eine der am meisten diskutierten nachhaltigen Alternativen. Auch Energieberater Thomas Zwingmann und sein Team bei der Verbraucherzentrale empfehlen derzeit die Wärmepumpe, zumindest da, wo sie passt. Es gibt drei verschiedene Arten der Wärmepumpe: die Luft-, Erd- und Wasserwärmepumpe. Dabei sind die Außenluft, das Erdreich oder ein Gewässer die Quelle für die Wärme.

Für wen ist die Wärmepumpe geeignet?

Beim Neubau ist es laut des Experten kein Problem, eine Wärmepumpe einzubauen. Auch bei älteren Häusern ist ein Umstieg auf eine Wärmepumpe meistens möglich. „Man sollte die Wärmpumpe nicht aufgrund des Alters und der Beschaffenheit des Gebäudes ausschließen, sondern prüfen, ob sie nicht doch infrage kommt“, sagt Zwingmann. Denn es gebe spezielle Wärmepumpen für den Bestandsbau, die höhere Leistungen, also höhere Vorlauftemperaturen als 50 Grad, erzielen können.

Wieviel kostet die Wärmepumpe in der Anschaffung und im Betrieb?

Die Kosten einer Wärmepumpe variieren je nach Art. „Die Anschaffung, Hardware und Installation der Luftwärmepumpe kostet zwischen 20.000 und 35.000 Euro, bei der Erdwärme- und Wasserwärmepumpe hängt es stark von den örtlichen Gegebenheiten ab“, sagt der Experte. Diese kosten je nach Leistung ab 30.000 Euro.

Zu den Kosten während des Betriebs kann der Experte derzeit weniger sagen, denn diese hängten stark von der Entwicklung der Energieträger ab. Denn für die Nutzung der Wärmepumpe benötige man Strom. Aber „die Wärmepumpe ist deutlich effizienter als zum Beispiel eine Gas-Heizung. Aus einer Kilowattstunde Strom bekomme ich etwa drei Kilowattstunden Heizenergie“, sagt der Experte.

Wie umweltfreundlich ist die Wärmepumpe?

Unter anderem aufgrund der Effizienz gilt die Wärmepumpe als eine sehr umweltfreundliche Alternative. Es gilt zudem: „Je grüner der Strom ist, desto besser wird die Wärmepumpe“, sagt Zwingmann. „Viele Verbraucher kombinieren deshalb die Wärmepumpe gerne mit einer Photovoltaik-Anlage.“

2. Pelletofen als Alternative zur Gas-Heizung

Beim Pelletofen verbrennen sogenannte Pellets, in der Regel Reste vom Sägemehl, in einem Kessel. Die Energie wird dem Heizungs- und auch dem Warmwassersystem zugeführt.

Für wen ist der Pelletofen geeignet?

Theoretisch ist der Pelletofon sowohl für den Neubau, als auch für den Bestand geeignet. Eine Voraussetzung für den Pelletofen ist ein großer Lagerplatz für die Pellets. „Das hat man bei bestehenden Häusern vor allem dann, wenn man vorher mal eine Ölheizung, und demnach Öltanks im Keller, hatte. Diesen Platz kann man gut umbauen“, sagt Zwingmann. Beim Neubau hingegen muss man den Platz zusätzlich schaffen. „Da mittlerweile die meisten Häuser ohne Keller gebaut werden und Raum sehr teuer ist, kommt ein Pelletofen im Neubau selten vor.“

Wieviel kostet der Pelletofen in der Anschaffung und im Betrieb?

Die Kosten sind ähnlich wie bei der Luftwärmepumpe, sagt Zwingmann, 25.000 bis 35.000 Euro kosten ein Pelletofen und dessen Einbau. Während des Betriebs müssen dann aber nur noch die Kosten für die Pellets eingerechnet werden. „Diese waren jahrelang stabil und lagen bei etwa fünf Cent pro Kilowattstunde Heizenergie. Die sind mittlerweile auch angestiegen und wie die Preise sich entwickeln werden, lässt sich schlecht voraussagen“, sagt der Experte.

Wie umweltfreundlich ist der Pelletofen?

Der Umweltaspekt von Pelletöfen werde derzeit stark diskutiert, sagt der Experter. Lange Zeit galten die Pelletöfen als sehr umweltfreundlich, „das kommt aber etwas ins Wanken, da bei den Holz-Pellets ein Festbrennstoff verbrannt wird und dabei Feinstaub entsteht.“ Die modernen Kessel hielten aber alle Emissions-Vorgaben ein. Zudem wird bei der Verbrennung CO2 freigesetzt. Wie die Freisetzung unter dem Aspekt der Umweltfreundlichkeit bewertet werde, sei aber unterschiedlich, sagt der Experte.

„Einige sagen, dass die Verbrennung nur so viel CO2 freisetzt wie der Baum zuvor der Atmosphäre entnommen hat. Wenn das Holz aber aus einem Wald kommt, in dem der Luft ebenfalls CO2 entzogen wird, dann sind die Holzpellets als nicht nachhaltig zu klassifizieren.“ Studien allerdings zeigten, dass die Pellets durchaus nachhaltig aus bestimmten Waldbeständen produziert werden können. „Diese gibt es, soweit ich weiß, aber derzeit nicht in Deutschland.“

3. Elektroheizungen / Stromheizungen als Alternative zur Gas-Heizung

Strom kann ebenfalls eine Alternative zum Gas sein – mit Elektroheizungen, die ganz einfach an die Steckdose angeschlossen werden. Dabei gibt es verschiedene Arten der Stromheizung (wie sinnvoll die Anschaffung eines Heizlüfters ist, lesen Sie hier). Als eine der gängigsten nennt Zwingmann die Infrarotheizung, bei der Wärme durch Strahlung übertragen wird. „Die Strahlungen der Heizplatte treffen auf die Haut und dies empfinden Menschen als angenehm und warm.“ Allerdings muss die Installation einer Infrarotheizung gut geplant sein, sagt der Experte. Installiert man die Platten an einer falschen Wand, kann es sein, dass nur ein Teil des Raumes erwärmt wird.

Für wen sind Infrarotheizungen geeignet?

Denkbar ist eine Infrarotheizung für neue und alte Häuser. Aus Sicht der Verbraucherzentrale NRW sollte man sie in Räumen nutzen, die eher selten genutzt werden, aber ab und zu schnell aufgeheizt werden sollen. Zum Beispiel ein Gästezimmer oder ein Hobbyraum. „Denkbar wäre die Infrarotheizung auch in sehr gut gedämmten Neubauten, die nur einen ganz geringen Energiebedarf haben und bei denen die Investition in eine Wärmepumpe zu hoch wäre.“ Ansonsten rät der Experte von einer Infrarotheizung als Hauptsystem ab.

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Wieviel kostet die Nutzung von Infrarotheizungen in der Anschaffung und im Betrieb?

Betrachtet man nur die Investition, ist die Infrarotheizung im Vergleich zu den andern Alternativen sehr preiswert. „Eine Strahlungsplatte mit 300 Watt, also für einen sehr kleinen Raum, kostet zum Beispiel rund 200 Euro. Wenn man aber ein ganzes Haus bestücken will, liegen die Kosten bei etwa 5000 bis 6000 Euro.“ Im Gegensatz zur Wärmepumpe aber wird bei einer Infrarotheizung der Strom direkt, also eins zu eins, verheizt. „Da Strom ein relativ teurer Energieträger ist, im Vergleich zu Gas, ist die Kostenbilanz natürlich sehr ungünstig.“

Wie umweltfreundlich sind Infrarotheizungen?

Auch bei der Infrarotheizung hängt der Umweltaspekt von der Menge der erneuerbaren Energien im Stromnetz ab. 

4. Solarthermie als Alternative zur Gas-Heizung

Solarthermien funktionieren ähnlich wie Photovoltaik-Anlagen. Die Sonne erwärmt eine spezielle Flüssigkeit in Kollektoren, die meistens auf dem Dach installiert sind. Nachdem die Flüssigkeit in einen Pufferspeicher weitergeleitet wird, kann sie in das Heizungssystem eingespeist werden.

Für wen ist die Solarthermie geeignet?

Solarthermien können sowohl im Neubau verwendet, als auch nachgerüstet werden. „Eine Solarthermie ist allerdings nur ein ergänzendes System“, sagt Zwingmann. „Verbraucher können nicht komplett mit einer Solarthermie heizen. Man braucht immer ein Hauptsystem.“ Gut geeignet sei die Solarthermie für die Aufbereitung des Warmwassers im Sommer und für das Heizen in der Übergangszeit. Eine beliebte Kombination war früher die Solarthermie und die Gas-Heizung. „Zukünftig wird die Solarthermie, zumindest für die Menschen, die Anlagen mit erneuerbare Energie nutzen, keine große Rolle mehr spielen.“

Wieviel kostet die Solarthermie in der Anschaffung und im Betrieb?

Rund 10.000 bis 15.000 Euro kann die Anschaffung und Installation einer Solarthermie kosten. „Dies hängt von der benötigten Größe und Leistung ab“, sagt Zwingmann. Für die Nutzung brauche die Solarthermie hingegen nur etwas Strom.

Wie umweltfreundlich ist die Solarthermie?

Da die Solarthermie nur etwas Strom für die Pumpe braucht, „ist sie wirklich sehr umweltfreundlich“, sagt der Experte.

5. Fernwärme als Alternative zur Gas-Heizung

Fernwärme ist die Abwärme von Kraftwerken oder anderen Produktionen, die viel Energie produzieren.

Für wen ist Fernwärme geeignet?

Grundsätzlich kann man sowohl im Neubau als auch im Bestand Fernwärme zum Heizen nutzen. „Die Voraussetzung hier ist, dass die Straße mit Fernwärme erschlossen ist. Der Vorteil bei der Fernwärme ist dann, dass man sich um nichts kümmern muss“, sagt der Experte. Der Nachteil allerdings sei, dass man dem Fernwärme-Lieferanten ausgeliefert ist. „Bei der Fernwärme muss man wissen, dass man nicht so einfach den Anbieter wechseln kann, denn man verpflichtet sich vertraglich für eine relativ lange Laufzeit.“

Wieviel kostet die Nutzung von Fernwärme in der Anschaffung und im Betrieb?

Aufgrund der langen Laufzeit sind die Kosten für die Nutzung der Fernwärme schwer vorauszusagen. „Es gibt bei den Fernwärme-Verträgen immer einen Arbeitspreis, also pro Kilowattstunde benötigte Wärme. Und viele Verbraucher sehen auf den ersten Blick nur diesen Preis und denken, dass das super günstig ist“, sagt Zwingmann. Es gibt aber noch einen Grundpreis. „Der schlägt nochmal deutlich zu Buche.“ Denn dieser müsse, unabhängig von den verbrauchten Kilowattstunden, immer gezahlt werden.

Der Experte warnt: „Es gibt viele Situation, in denen sich der Arbeitspreis aufgrund des Grundpreises verdoppelt.“ In diesem Fall rät er Verbrauchern dazu, die möglichen Heizenergie-Lieferanten miteinander zu vergleichen. In Köln wird Fernwärme zudem zum großen Teil mit Erdgas erzeugt, deswegen sind derzeit viele Veedel von einem Fernwärme-Preisanstieg betroffen. 

Die Investition ist im Vergleich zu anderen Alternativen dagegen günstig. „Die Anschlussgebühr liegt etwa zwischen 2000 bis 3000 Euro, eventuell etwas höher im Neubau“, sagt Zwingmann.

Wie umweltfreundlich ist Fernwärme?

Umweltfreundlich ist die Fernwärme, sofern sie komplett aus grüner Energie bereitgestellt ist. Da Fernwärme Abwärme ist, ist sie aber sowieso schon sehr nachhaltig. „Die Fernwärme ist ja ein Produkt, das sonst nicht mehr genutzt werden würde.“

6. Kamin als Alternative zur Gas-Heizung

Nur wenn in jedem Raum ein Kamin steht oder die Möglichkeit besteht, die Wärme in benachbarte Räume zu leiten, kann der Kamin ein vollwertiges Heizsystem ersetzen. In Köln ist die Nachfrage derzeit trotzdem sehr hoch.

Für wen sind Kamine geeignet?

Neben dem Neubau ist es auch möglich, einen Kamin nachzurüsten. Voraussetzung ist dafür entweder ein freier Kaminzug, durch den die Abgase abgeführt werden können. „Es gibt aber auch die Möglichkeit, einen Edelstahlkamin einzubauen, mit einem Edelstahlschornstein, der außen an der Hauswand montiert wird.“

Wieviel kosten Kamine in der Anschaffung und im Betrieb?

Die Anschaffung für einen guten Kamin kann zwischen 2000 bis 4000 Euro kosten, weiß der Experte. Während des Betriebs entstehen Kosten für das Holz, die wie bei den Pellets, derzeit stark variieren.

Wie umweltfreundlich sind Kamine?

Im Vergleich zur Pellet-Heizung ist der Kamin etwas weniger umweltfreundlich. „In der Regel haben die Kaminöfen keine ganz so gute Verbrennung, dazu kommt die Feinstaub-Emission, die höher als bei den Pellet-Heizungen liegt.“

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