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Zeit, Geld, PlatzWas man alles bedenken sollte, bevor man sich ein Haustier anschafft

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Die Corona-Zeit hat in vielen Familien den Wunsch nach einem Haustier geweckt.

  • Wer sich einen Kumpel auf vier Beinen zulegt, sollte vorher gut überlegen und sich informieren. Denn ein Haustier kostet viel Zeit und Geld.
  • Der Deutsche Tierschutzbund warnt vor unseriösen Angeboten beim Kauf von Hundewelpen, sie werden oft viel zu früh von der Mutter getrennt.
  • Und Reptilien gehörten nicht in die Hände von Laien, so die Tierschützer, zu speziell seien ihre individuellen Bedürfnisse.

Köln – Die Corona-bedingte Lust auf ein Haustier spüren aktuell auch viele Tierheime. „Der Bedarf scheint groß zu sein“, sagt Lea Schmitz, Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes. „Das ist eine Chance für die Tierheime, denn da warten viele Tiere auf ein neues Zuhause.“

Allerdings seien beim Dachverband der Tierheime auch verschiedene Meldungen über unseriöse Anfragen eingegangen. Menschen hätten sich etwa mit der Idee gemeldet, für die nächsten zwei, drei Monate einen Hund bei sich aufzunehmen – und zurückzugeben, wenn die Corona-Einschränkungen vorbei sind. „Das ist vielleicht gut gemeint“, erklärt Schmitz. „Aber die Tiere brauchen ein festes Zuhause, alles andere wäre ein weiteres traumatisches Erlebnis für sie.“

Und sie betont, dass es bei der Entscheidung für ein Haustier viel zu bedenken gebe. Eine Übersicht: 

Keine Bauch-Entscheidungen

Die Anschaffung eines Haustieres sollte möglichst nie unüberlegt aus „dem Bauch und dem Herzen heraus“ erfolgen, betont Schmitz. Habe ich genug Zeit für Spaziergänge und Erziehung? Und das für die nächsten rund 14 Jahre, wenn ich mir einen Hundewelpen zulege? Habe ich Familie oder Freunde, die das Tier betreuen können, wenn mal für eine Weile (lange Arbeitstage, Dienstreisen, Urlaube) niemand zu Hause ist? Habe ich genug Geld für Futter, Hundesteuer, Tierarzt, Hundeschule und im Notfall vielleicht mal eine Hundepension? So ein Tier im Haus kann den Alltag ganz schön durcheinander wirbeln, deshalb sollte sich jeder vor der Anschaffung ausgiebig und rundum informieren.    

Dubiose Angebote meiden

Es gibt sie zu Hauf: Unseriöse Angebote für den Kauf von Hundewelpen im Internet. Teilweise auch getarnt als Privatverkäufe, präsentiert werde dann aber eine falsche oder gar keine Mutter der Kleinen, berichtet Schmitz. Sie betont: „Ich würde niemals über eine Anzeige im Internet von einer unbekannten Person einen Hund erwerben.“ Sie empfiehlt als erste Anlaufstellen Tierheime („Dort kennt man den Charakter der Tiere.“) oder seriöse Züchter („Man kann sich bei Tierärzten informieren.“). Der illegale Welpenhandel sollte nicht unterstützt werden, denn: Die kleinen Hunde werden oft viel zu früh von ihrer Mutter getrennt (nach fünf bis sechs statt nach acht bis zehn Wochen). Das hat zur Folge, dass ihr Immunsystem noch sehr schwach ist und es ihnen an Sozialisierung fehlt. Die Folge: Möglicherweise sterben sie schon nach kurzer Zeit oder entwickeln Verhaltensauffälligkeiten. Hinzu kommt, dass Mutter und Vater dieser Tiere unter unwürdigen Bedingungen und oft ohne menschlichen Bezug gehalten werden.   

Kosten für einen Hund

Anschaffung: ca. 200 Euro (Tierheim) bis mehrere Tausend Euro (seltene Rasse, Hund vom Züchter); Napf, Körbchen, Leine, Spielzeug (60 bis 300 Euro Euro)

Laufende Kosten: jährlich je nach Größe des Tieres 750 bis 1200 Euro für Futter, Impfung, Entwurmung, Parasitenbehandlung, Hundesteuer (von Kommune zu Kommune unterschiedlich, in Köln jährlich 156 Euro pro Hund, Haftpflichtversicherung (in NRW Pflicht für bestimmte Rassen, etwa Kampfhunde, und erwachsene Hunde mit einer Widerristhöhe von 40 cm und einem Gewicht von 20 kg)

Gesamtkosten: ein Hund, der 14 Jahre alt wird, kostet seinen Halter im Laufe seines Lebens 12.000 bis 17.000 Euro. Darin sind mögliche Sonderkosten für Tierarztbesuche bei Krankheiten (kann sehr teuer werden), Kastration oder Hundeschule nicht enthalten. Quelle: Deutscher Tierschutzbund

Nutztiere für daheim

Huhn, Schwein oder Schaf – auch Nutztiere werden heute wieder gern auf dem eigenen Grundstück gehalten. Hollywood-Star George Clooney etwa ist dafür bekannt, viele Jahre dem Hängebauchschwein Max auf seinem Anwesen ein Zuhause gegeben zu haben. „Es spricht nichts dagegen, oft spielt da der Selbstversorger-Gedanke mit rein“, sagt Schmitz. Allerdings gelte auch hier: Habe ich genug Platz und genug Zeit, mich in die Feinheiten der Haltung des entsprechenden Tieres einzuarbeiten? Und: Die sehr in Mode gekommenen Mini-Pigs seien keine Haustiere, sondern gehörten unter freien Himmel und bräuchten Auslauf, betont Schmitz. Und dort buddelten sie gern die Blumenrabatten um. Wie Schweine das eben so machen.  

Süß – aber panisch und schnell langweilig

Meerschweinchen, Kaninchen, Hamster oder ein Wellensittich sind oft der Kompromiss, auf den sich Kinder mit Haustierwunsch und ihre Eltern einigen. Doch die beste Lösung ist das selten. Die kleinen Fell- und Federknäuel brauchen mehr Platz als einen kleinen Käfig im Kinderzimmer und mögen es in aller Regel nicht, beschmust zu werden. Geeignet sind die Nager nur für Halter, die viel Platz für ein Außengehege haben und zufrieden damit sind, sie zu beobachten und ihnen regelmäßig ihren Bereich neu zu gestalten. Für den Wellensittich gilt: Er ist ein Schwarmvogel, er lebt gern in der Gruppe und nicht allein oder zu zweit in einem kleinen Käfig.

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Nicht für den Hausgebrauch

Wer sich tierische Gesellen wünscht, aber nicht viel Zeit für ihre Betreuung hat, kommt wohlmöglich auf Reptilien: Schlangen, Geckos, Leguane, Schildkröten, Chamäleons. „Von der Haltung dieser Tiere raten wir beim Tierschutzbund grundsätzlich ab“, erklärt Schmitz, „sie gehören nicht in die Hände von Laien“. Zu speziell seien die jeweiligen Anforderungen an Rahmenbedingungen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Ernährung. „Oft leiden die Tiere still vor sich hin, sie können sich ja nicht ausdrücken“, so Schmitz. Zudem seien Reptilien als Überträger von Salmonellen ein Gesundheitsrisiko.  

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