„Nicht um jeden Preis feiern“Was an Karneval möglich ist und was nicht

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Karneval in Köln

Wie jeck wird Karneval in Köln sein können? Am Freitag wird in Düsseldorf dazu getagt.

  • Noch wenige Wochen bis zum 11.11. - dem traditionellen Startschuss für den rheinischen Karneval.
  • Wie kann Brauchtum in Zeiten von Corona funtkionieren?
  • Die Karnevalisten haben ein detailliertes Konzept vorgelegt. Jetzt bekommen sie Feedback von der Regierung.

Köln – Dass diese Session alles andere als normal wird, wissen die Jecken am Rhein schon lange. Was ihnen bleibt, könnte sich am Freitag abzeichnen. Da kommen die Festkomitees aus Köln, Düsseldorf, Bonn und Aachen in der Düsseldorfer Staatskanzlei zusammen. Gesprochen wird beim Karnevalsgipfel über ein 30-seitiges Papier, das beschreibt, wie in Corona-Zeiten Karneval gefeiert werden kann, in den Sälen und auf der Straße. Es geht um Hygiene-Regeln am Einlass und Schunkeln auf Abstand. Wie berichtet haben die organisierten Narren das Konzept im August eingereicht, nun wird sich die Landesregierung dazu äußern.

Kuckelkorn: Die Kölner werden irgendwie feiern

Festkomitee-Chef Christoph Kuckelkorn hat immer wieder betont, der Karneval werde in irgendeiner Form stattfinden, es werde aber nicht alles möglich sein, gerade was den Straßenkarneval betrifft. Er sagte auch: „Wenn wir die Sorge haben, die Infektionsrisiken nicht kontrollieren zu können, werden wir Veranstaltungen nicht stattfinden lassen.“ Die traditionelle Sessionseröffnung auf dem Kölner Heumarkt ist mehr oder weniger bereits kassiert.

Das Festkomitee wird am Elften im Elften wohl nur eine kleine, für die Fernsehkameras ausgerichtete Veranstaltung am Ostermann-Brunnen in der Altstadt ausrichten. Die bekannte Kölner Bands wären dabei, der WDR würde übertragen. Die Düsseldorfer Jecken wollen dagegen, mit bis zu 499 Teilnehmern das Hoppeditz-Erwachen auf dem Rathausplatz begehen. Ab 500 Gästen müsste gemäß Coronaschutz-Verordnung belegt werden, dass die An- und Abreise unter Einhaltung der Belange des Infektionsschutzes erfolgt.

Das Kölner Festkomitee teilte mit, es gehe am Freitag darum zu prüfen, welche Bereiche des Konzeptes noch gültig sind und welche aufgrund der Infektionslage angepasst werden müssen. „Die Corona-Pandemie macht es auch für uns schwierig, langfristig zu planen und zu konzipieren“, sagte ein Sprecher. „Nach wie vor gilt, dass wir nicht um jeden Preis feiern wollen und uns derzeit Veranstaltungen auf engstem Raum nicht vorstellen können.“

Bälle und Partys werden kritisch

Kritisch werden dürfte es damit vor allem bei den Bällen und Partys der Gesellschaften. Dicht an dicht, das verträgt sich nun so gar nicht mit der Pandemie. In den vergangen Jahren haben Traditionsgesellschaften neue Formate für ein jüngeres Publikum entwickelt. Die Blauen Funken feierten im Deutzer „Bootshaus“, die Große Kölner bittet regelmäßig zum „Sweet Fastelovend“ ins Gloria, und der Nachwuchs der Roten Funken tanzt auf der „1823-Party“. „Davon haben wir uns schon verabschiedet“, sagt Günther Ebert, Sprecher der Roten Funken. Tanzen wie in einer Disco, das gehe derzeit einfach nicht.

Entscheidungen in der Region

Die Stadt Leverkusen hat am Montag alle Züge und öffentlichen Großveranstaltungen für die nächste Session abgesagt. Bereits zuvor hatten sich zahlreiche Gemeinden der Region entschieden, auf Umzüge und zumindest weitgehend auch auf Veranstaltungen zu verzichten: unter anderem Alfter, Bornheim, Brühl, Euskirchen, Frechen-Habbelrath, Reichshof-Denklingen und Wipperfürth (dort mit Ausnahme einer Sitzung). Sankt Augustin streicht auf Rathaussturm und Züge. Die Karnevalisten in Bergisch Gladbach wollen das Gipfeltreffen am Freitag abwarten – im Stadtteil Refrath findet aber auf keinen Fall ein Zug statt. In Erpel gibt es keine Veranstaltungen im Saale, das Rathaus soll aber an Weiberfastnacht erstürmt werden. In Rheinbach und allen seinen Stadtteilen sind die designierten Tollitäten für die Session zurückgetreten. (EB)

Fünf Partys und Bälle richtet die Gesellschaft in der Session aus und setzt dafür rund 10.000 Tickets ab. „Das ist immerhin ein Drittel aller Karten, die wir verkaufen“, sagt der Sprecher. „Das schmerzt uns.“ Denn bei den Karnevalisten gilt: Der Partygast von heute schunkelt morgen (hoffentlich) auf einer Sitzung. Zehn Sitzungen veranstalten die Funken in der Session. Inwieweit die mit den Hygiene-Konzepten zu vereinbaren sind, wird am Freitag in Düsseldorf Thema sein. „Wir hoffen, dass wir wenigstens mit einem Teil der Gäste feiern können“, sagt der Funken-Sprecher. „Wenn es gar nicht geht, wäre das sehr traurig.“

Das größere Problem dürfte für die Hochburgen wie Köln, Düsseldorf und Bonn sein, wie sie mit den unorganisierten Feiern am 11.11. umgehen. Wenn dann doch kostümierte, feierfreudige Jecke in die Altstadt-Viertel und auf die Partymeilen strömen. Die Stadt Köln hat bislang nur angekündigt, es werde im Vorfeld klare Äußerungen dazu geben. In allen drei Städten wird der oder die neue Oberbürgermeister(in) erst in einer Stichwahl gewählt. Regeln für den Sessionsauftakt zu setzen, dürfte die erste große Herausforderung werden.

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