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15 KilometerKommt der Radschnellweg von Bergisch Gladbach in die Kölner Innenstadt?

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Die  Straße des 17. Juni in Kalk soll Bestandteil des Radschnellweges werden.

Die  Straße des 17. Juni in Kalk soll Bestandteil des Radschnellweges werden.

Köln – Die Zeichen stehen auf Sturm. „Wir haben beim Streckenverlauf bewusst den Kampf mit dem Auto aufgenommen. Wenn wir mehr Fahrradverkehr in der Stadt haben wollen, geht das nur durch Verdrängen anderer Verkehrsformen. Das Auto hat eine überstarke Stellung eingenommen“, meint Helmut Röscheisen, Sprecher der Initiative „Radschnellweg GL-K“.

Auf einem markanten Abschnitt der rund 15 Kilometer langen Strecke, an der Schweinheimer Straße/ Ecke Kaspar-Düppes-Straße, stellte die im November 2017 gegründete partei- und verbandsübergreifende Initiative nun erstmals ihren detailliert ausgearbeiteten Streckenverkauf zwischen Bergisch Gladbach und Köln der Öffentlichkeit vor. Der von ihr geforderte Radschnellweg soll vom Refrather Weg gegenüber des Bergisch Gladbacher Finanzamts über die rechtsrheinischen Stadtteile und die Hohenzollernbrücke bis auf den Heinrich-Böll-Platz zwischen Rheinufer und Dom führen.

Längst habe der motorisierte Individualverkehr über die Bergisch Gladbacher Straße ein gesundheitsgefährdendes Maß überschritten, so die Initiative. Die Strecke von Bergisch Gladbach nach Köln zählt zu den Hauptpendlerrouten der Stadt. Zur Reduzierung dieses Verkehrs seien weitreichende und konsequente Maßnahmen erforderlich. Zum Beispiel der vermehrte Umstieg vieler Pendler auf das Fahrrad.

Eine Autobahn für Fahrräder

In dieser Hinsicht zeigten so genannte Radschnellwege ermutigende Erkenntnisse, so die Befürworter. „Ein Radschnellweg ist ein neues Konzept, vergleichbar mit einer Autobahn für Fahrräder“, skizziert Röscheisen. Dabei würde die gesamte Strecke mit Ausnahme bereits vorhandener ausreichender Fahrradwege zu Fahrradstraßen umgewidmet. Bei allen Querungen von Straßen würde dem Radverkehr Vorfahrt eingeräumt.

Nach der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW (AGSF) handelt es sich bei Radschnellwegen um qualitativ hochwertige, direkt geführte und leistungsstarke Verbindungen. Sie gelten als die höchste Kategorie von Radverkehrsnetzen und sollen den massenhaften Radverkehr insbesondere in hoch verdichteten urbanen Räumen, bündeln und beschleunigen, meist auf einer Strecke zwischen drei und 15 Kilometern. Um einen reibungslosen Radverkehr zu gewährleisten, muss die geplante „Fahrrad-Autobahn“ von Ost nach West allerdings gewisse Standards erfüllen, die Röscheisen wie folgt definiert: „Der Radschnellweg sollte durchgängig vier Meter breit und asphaltiert, entlang der Strecke beleuchtet und außerdem winterfest sein.“

Nötige Baumaßnahmen entlang der Strecke führt die Initiative, die schon sehr bald eine konkrete Kostenschätzung bekannt geben will, in ihrem Routenvorschlag ebenfalls auf. So müsste beispielsweise an der Schweinheimer Straße und anderswo der Straßenbelag erneuert werden und die Aufteilung des Straßenraums „optimiert“ werden. Teuerstes Vorhaben wäre die mittelfristige Schaffung einer Überquerung der Frankfurter Straße auf Höhe des Elisabeth-Schäfer Wegs in Buchheim.

Autos nicht gänzliche verdrängen

„Wir werden Autos entlang der Strecke nicht ganz verdrängen können, aber Einschränkungen für den Autoverkehr muss es geben. Etwa die Einrichtung von Einbahnstraßen an Engstellen. Damit ausreichend Platz für den Radschnellweg besteht, muss an manchen Stellen auch der Parkraum neu geordnet werden“, erklärt Günter Hermkes, stellvertretender Sprecher der Initiative, der neben dem Verkehrsclub VCD auch der ADFC sowie eine Vielzahl von mit dem Projekt konform gehenden Bürgervereinen angehören sollen.

Konkret verlaufen soll die Strecke entlang der Gierather- und Strundener Straße in Thielenbruch über Hatzfeld-, Dabringhausener-, Iddelsfelder-, und Schweinheimer Straße und entlang der Chemnitzer und Wichheimer Straße. In Buchheim knüpft die Route an den Elisabeth-Schäfer Weg an, in Kalk an die Straße des 17. Juni und weiter entlang der Kopernikus- und Opladener Straße am Deutzer Bahnhof schließlich über die Hohenzollernbrücke.

„Wir haben eine direkte Strecke gewählt, die weitgehend fertig ist. Was wir jetzt brauchen, ist eine abschnittsweise Realisierung dieses Radschnellwegs zwischen den beiden Städten. Wir lassen uns nicht mehr länger mit Machbarkeitsstudien vertrösten“, sagt Röscheisen.

Von der Realisierung des Radschnellwegs versprechen sich die Initiatoren eine enorme Sogwirkung. „Zwei Drittel der Pendler fahren eine Strecke von unter zehn Kilometern. Das ist mit E-Bikes kein Thema mehr, wenn die Sicherheit gegeben ist“, betont Röscheisen. Dafür wollen die Befürworter sorgen, weshalb die Route auch keine ausgedehnten Streckenabschnitte vorsieht, die etwa durch Waldgebiete führen. Stattdessen soll der Radschnellweg durch Wohngebiete und dabei möglichst nah an der Bahn entlang verlaufen. „Alles andere wäre etwa für Frauen und Kinder aus Sicherheitsgründen unzumutbar“, so Röscheisen.

Beispiele aus dem Ausland, wie etwa die Radschnellstrecke zwischen Leiden und Den Haag, hätten den Fahrradverkehr in Ballungsräumen in kürzester Zeit um 25 Prozent steigern und den motorisierten Autoverkehr signifikant reduzieren können. In Köln liege der Anteil der Radfahrer derzeit bei 9 Prozent der Verkehrsteilnehmer. „Mit relativ wenig Mitteln und Umbaumaßnahmen ließe sich das kurzfristig realisieren“, meint Hermkes. Nun seien andere am Zug: „Viele von uns fahren die Strecke täglich und wissen um die Gegebenheiten. Da braucht man kein teures Ingenieurbüro beauftragen.“ Und selbst wenn die Überführung auf der Frankfurter Straße eine Millionen Euro koste, wäre dies im Vergleich zu den Auswendungen für den Autoverkehr tragbar. „Wer Radschnellwege sät, wird Fahrradfahrer ernten“, glaubt man bei der Initiative.

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