23 Jahre alter Mordfall Claudia R.Polizei ruft 800 Männer zum DNA-Test auf

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Claudia 11 jahre 1996 ermordert

Eine Schaufensterpuppe mit dem Gesicht der ermordeten Claudia zeigt diese von der Kriminalpolizei erstellte Montage, die zur Aufklärung des Verbrechens beitragen soll (Foto aus 1996).

Grevenbroich – Es gibt einen neuen Ansatz, aber noch keinen Durchbruch bei der Suche nach dem Mörder von Claudia Ruf. Den erhoffen sich die Verantwortlichen aber durch einen neuen DNA-Massengentest. Das gaben die Polizei Bonn, die Polizei im Rhein-Kreis Neuss, Spezialisten des Landeskriminalamtes sowie der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Grevenbroich am Freitagvormittag bekannt.

Norbert Wagner, Leiter Direktion Kriminalität Polizeipräsidium: „Es ist ein besonderer Fall. Der Fall ist uns enorm wichtig. Wir haben neue rechtliche und wissenschaftliche Möglichkeiten."

Täter soll aus dem Wohnort der Elfjährigen kommen

Nach einer neuen Bewertung gehen Spezialisten des Landeskriminalamtes NRW (LKA), sogenannte Profiler, von einer Nahraumtat aus. Das bedeutet, dass der Täter im Mai 1996 mit hoher Wahrscheinlichkeit entweder in Hemmerden wohnte oder zumindest einen starken Bezugspunkt zu dem Stadtteil von Grevenbroich hatte. „Nach mehr als 23 Jahren besteht die große Chance, dass das so traurige Schicksal meiner Tochter aufgeklärt wird“, wird Friedhelm Ruf in der Broschüre zitiert.

Die elfjährige Claudia Ruf aus Grevenbroich starb 1996 einen grausamen Tod: Das Mädchen verschwand am 11. Mai 1996 während eines Spaziergangs und wurde zwei Tage später 70 Kilometer von seiner Heimatstadt entfernt ermordet in Euskirchen gefunden.

Reinhold Jordan, Leiter der Bonner Mordkommission, ergänzt: „Wir gehen davon aus, dass das Mädchen noch am Tattag getötet worden ist. Wir wissen jetzt, warum der Täter das Mädchen genau dort abgelegt hat. Aus ermittlungstaktischen Gründen kann ich darauf aber nicht weiter eingehen."

LKA-Experte Andreas Müller ergänzte: „Es gibt etwas, was nur der Täter und wir wissen. Das wird den Druck auf ihn erhöhen.“ Er sei sich sicher, dass die Elfjährige vor 23 Jahren noch in der Nacht aus Grevenbroich-Hemmerden , tot und ein einem Auto, weggeschafft worden war. Die sofort eingeleitet Fahndung dürfte den mutmaßlichen Mörder in die enge getrieben haben, so Müller: „Dann hat er eine Entscheidung getroffen. Und wir wissen mittlerweile, warum er so reagiert hat.“

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Der Täter hatte die Elfjährige vergewaltigt, erdrosselt und nach dem Tod mit Benzin übergossen und angezündet. Ein Täter konnte nie ermittelt werden. Bisher. Jetzt geht das LKA noch einmal in die Offensive.

Friedhelm Hinzen, Abteilungsleiter Polizei Rhein-Kreis Neuss, sagt bei der Pressekonfernz am Freitag: „Der Mord war ein Schock für die Region. Das ist auch ein Grund, warum der Fall nie in Vergessenheit geraten ist und die Menschen endlich Gewissheit haben wollen."

Broschüre wird verteilt

Mit einer Broschüre, die durch das LKA erstellt worden ist, wandten sich die Ermittler am Samstagmorgen an die Menschen in Hemmerden. Beamte seien von Haus zu Haus gegangen und hätten 800 Männer zu der DNA-Reihenuntersuchung eingeladen, teilte die Polizei mit. Die Männer, die 1996 zwischen 14 und 70 Jahre alt waren, sollen vom 23. November an eine Speichelprobe abgeben. Die Polizisten hätten viele positive Rückmeldungen erhalten. Am Vormittag seien bereits drei Männer spontan zu einer Mobilen Wache in Hemmerden gekommen und hätten dort schon ihre Speichelprobe abgeben wollen. Dies sei aber noch nicht möglich gewesen.

Für Hinweise, die zur Festnahme des Mörders führen, hat die Polizei eine Belohnung von 5000 Euro ausgelobt, heißt es in einer Mitteilung.

Zudem gibt es einen Beschluss des Amtsgerichts Mönchengladbach nach dem alle Männer, die einen Bezug zu Hemmerden haben und zum Tatzeitpunkt zwischen 14 und 70 Jahre alt waren, zur Abgabe einer Speichelprobe im Rahmen einer sogenannten DNA-Reihenuntersuchung eingeladen. Nach Angaben des LKA sind zunächst 800 Männer zur Abgabe der Speichelprobe eingeladen.

Sollte unter den 800 Männern kein Treffer sein, werden weitere 800 Männer, die mittlerweile nicht mehr in Hemmerden leben, zum DNA-Test aufgefordert.

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