„Die In“ – ProtestaktionProtestbewegung Extinction zeigt Folgen des Klimawandels

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Auf das globale Artensterben und weitere Folgen der Klimakatastrophe machte Extinction Rebellion in der City aufmerksam.

Auf das globale Artensterben und weitere Folgen der Klimakatastrophe machte Extinction Rebellion in der City aufmerksam.

Bonn – Einige Dutzend Menschen stehen auf der Remigiusstraße. Sie sind ganz in Schwarz gekleidet. Einige haben Plakate vor dem Bauch. Darauf sind Bilder von Falken, Seekühen und Singvögeln. Eine Aktivistin verliest eine Liste mit bedrohten Tierarten. Zwischendurch klingelt eine Glocke. Dann ein Paukenschlag, und die Schwarzgekleideten gehen zu Boden. „Wenn wir nicht handeln, droht auch uns dieses Schicksal“, verkündet der Paukenspieler zwischen den Schlägen.

„Wir leben jetzt schon über unsere Verhältnisse“

Am Samstag machte die Bonner Ortsgruppe der Bewegung Extinction Rebellion mit einem sogenannten „Die In“ auf den Klimawandel und das Artensterben aufmerksam. „Sehr düster. Aber es hat mich gefesselt und zum Nachdenken angeregt“, kommentiert Passant Jürgen Lang. Es handelt sich bei Extincition Rebllion um eine weltweite Bewegung, die eben auch in der Bundesstadt vertreten ist. Ihre Mitglieder warnen vor einem Massensterben von Tieren, Pflanzen und Menschen unter anderem durch den Klimawandel.

Dabei kommen auch friedliche Taktiken des zivilen Ungehorsams zum Einsatz. In der Woche zuvor hatten die Aktivisten etwa die Deutzer Brücke in Köln blockiert. „Wir wollen den Leuten einfach klar machen, dass business as usual keine Option mehr ist“, erklärt Stephan Groß, einer von ihnen. Extinction Rebellion habe drei zentrale Forderungen an die Politik: „ Erstens sollen Politiker aufhören, das wahre Ausmaß der Klimakrise zu verschweigen. Zweitens müssen wir bis spätestens 2025 CO2 -neutral werden. Drittens sollten die nötigen Änderungen durch Bürgerversammlungen mit Expertenbeirat implementiert werden, nicht durch Politiker.“

Klimaschützer

Die Bewegungen Extinction Rebellion und Fridays for Future haben sich den Klimaschutz auf die Fahnen geschrieben und unterstützen sich gegenseitig. Mitglieder beider Gruppen zeigen regelmäßig Präsenz bei den Veranstaltungen der jeweils anderen.

Direkt im Anschluss an den „Die In“ hatten Aktivisten eine Kunstinstallation vorbereitet, um auf die nächste Schülerdemonstration am 9. August hinzuweisen. Diese beinhaltete zwei realistisch geschminkte Leichen-Darsteller, die mit Absperrband hervorgehoben wurden. „Die Idee haben wir von den ,Die-Ins’ der Extinction Rebellion“, erklärt Salome Marte von Fridays for Future.

Die Sommerferien haben die Demonstranten nicht aufhalten können. „Das Klima macht auch keine Ferien“, erklärt Marte. Maik Wennemann, ebenfalls von Fridays for Future, geht nicht mehr zur Schule, sondern macht eine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker. Auch er streikt freitags, musste aber bis jetzt keine Konsequenzen erdulden: „Eigentlich warte ich nur noch auf meinen Rausschmiss“, schmunzelt er. Die Zusammenarbeit ist für ihn selbstverständlich: „Wir kämpfen für die gleiche Sache, je mehr Leute wir sind, desto besser.“ (soe)

Bewegung fordert mehr Klimagerechtigkeit

Viele Aktivisten sind von den Parteien enttäuscht. So auch Friedrich-Karl Emmrich, der eigentlich ein grünes Urgestein ist. Früher sei er sogar im Landesvorstand der Partei gewesen. „Die Grünen sind mittlerweile eine normale Partei mit allen damit verbundenen Problemen. Solange die ihre Posten haben, ist denen alles egal“, erklärt Emmrich. Deswegen sei er ausgetreten. Er engagiert sich wegen seiner Tochter bei Extinction Rebellion: „Sie hätte mir die familiäre Unterstützung entzogen, wenn ich nicht demonstrieren würde“, schmunzelt er.

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Die Bewegung fordert mehr Klimagerechtigkeit – ein zentrales Anliegen: „Ärmere Leute sind von den Folgen des Klimawandels stärker betroffen als Reiche, weil sie weniger Ressourcen haben, um sich abzukapseln. Das ist systemimmanent“, erklärt Groß. Ein Zustand, der nicht hinnehmbar sei, weil Arme weniger konsumierten und somit nicht am Klimawandel schuld seien.

Groß ist skeptisch, ob man den Klimawandel ohne tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel aufhalten kann: „Kapitalismus braucht ständiges exponentielles Wachstum. Also mehr Rohstoffe und Konsum. Unsere Ressourcen wachsen aber nicht mit, und wir leben jetzt schon über unsere Verhältnisse. Da muss man die Systemfrage stellen.“

Das wöchentliche Arbeitstreffen von Extinction Rebellion findet wieder ab Montag, 5. August,18 Uhr, im Kulturzentrum Alte VHS Bonn, Kasernenstraße 50, statt.

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