„Es muss etwas passieren“Rheinbacher Pfarrer über die Zukunft der Gemeinde

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Bernhard Dobelke ist seit März 2016 leitender Pfarrer in Rheinbach.

Bernhard Dobelke ist seit März 2016 leitender Pfarrer in Rheinbach.

Rheinbach – Wie sieht die Zukunft der katholischen Pfarrgemeinde St. Martin aus? Können von geschulten Laien angebotene Wortgottesdienste die Sonntagsmesse ersetzen? Und welche Aufgaben wird der neue Verwaltungsleiter übernehmen? Über Entwicklungen und Veränderungen in der Gemeinde sprach Rheinbachs leitender Pfarrer Bernhard Dobelke.

Der Weg in die Zukunft

„Gemeinsam nach vorne gehen“, so lautet das Motto des von Rainer Maria Kardinal Woelki angestoßenen sogenannten „Pastoralen Zukunftswegs“ im Erzbistum, den auch das Seelsorgeteam der Rheinbacher Kirchengemeinde St. Martin mit den rund 12 000 Gläubigen beschreitet. Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand wollen sie an dem Prozess beteiligen. Diskutiert werde zunächst in den Kirchenausschüssen mit Vereinen, Verbänden und den Ortsausschüssen der Dörfer und Kirchenorten. An Fronleichnam soll dann ein großer Pfarrkonvent stattfinden. Dobelke: „Wir müssen dafür sorgen, dass wir 2030 noch eine lebendige Kirche sind.“ Der Pfarrer hofft auf eine dreistellige Zahl von Besuchern, die sich bei der Versammlung am 11. Juni mit ihren Ideen einbringen, auf einen regen Austausch sowie eventuell auf die Gründung neuer Arbeitsgruppen, „so dass zukunftsfähige Projekte entstehen können“. Moderator ist Pastoralreferent Michael Brandt.

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Mitspielkonzert

Nach dem Vorbild einer überaus erfolgreichen Veranstaltung im Kölner Dom richtet die Gemeinde am „Krippensonntag“ (5. Januar) ein Mitspielkonzert in St. Martin aus. Alle Mitglieder der Gemeinde, die ein Instrument spielen, können es mitgestalten. Anmeldung unter Tel.: (0151) 157 24 967. (Bir)

Gründe für diese Aufforderung zum Dialog seien neue Entwicklungen im Bistum auch im Hinblick auf die personelle Situation. „Man hat sich mit den Zahlen beschäftigt und gefolgert: Es muss etwas passieren“, so Dobelke. Reduzieren wird sich gemäß einer Analyse bis 2030 beispielsweise die Zahl der Pfarrer im Kölner Erzbistum von aktuell 1000 auf 600, und diese werden dann mit einem Altersdurchschnitt von 60 Jahren zehn Jahre älter sein als heute. Momentan liegt das durchschnittliche Alter bei 50 Jahren. Erfreulich hoch sei hingegen die Anzahl der Katholiken in Rheinbach, die im Oktober des laufenden Jahres 11 714 Gläubige betrug. 2014 waren es 12 536, im Jahr 2017 wurden 12 001 gezählt. Begründet sei diese „gegen den allgemeinen Trend“ gerichtete Entwicklung mit dem Zuzug vieler junger Familien, welche die Kirchengemeinde bereichern. „Wir schrumpfen langsam“, bilanzierte Dobelke.

Wortgottesdienste

„Die Kirche der Zukunft im Erzbistum Köln wird keine von Hauptberuflichen mehr versorgte Kirche sein, sondern eine, in der es verschiedene Dienste und Rollen gibt.“ Das schrieb der Kölner Kardinal Woelki bereits 2016 in seinem Fastenhirtenbrief. Gemäß der Prognose des Kardinals wurden in Rheinbach in diesem Jahr zehn Laien geschult, um die Anzahl der Gottesdienste konstant halten zu können. Zusätzlich zu den Jahresabschlussmessen gebe es nun in den Dörfern von Ehrenamtlern gestaltete Andachten, berichtete Dobelke. Allerdings bestehe der Erzbischof darauf, dass ein Wortgottesdienst nicht die sonntägliche Eucharistiefeier ersetzen könne. Diese eingeschränkte Handlungsfreiheit habe anfangs zur Verunsicherung unter den Ehrenamtlern geführt, die nicht genau wussten, „was sie denn jetzt dürfen, und was nicht“.

Personalien

Ab 2. Januar wird Reiner Lützen aus der Rendantur in Euskirchen sein Amt als Verwaltungsleiter in der Gemeinde antreten. „Damit wird die Verwaltung auf professionelle Beine gestellt - und dann ist da plötzlich ganz viel Luft nach oben“, freute sich Bernhard Dobelke, der sich von dem neuen hauptamtlichen Mitarbeiter Entlastung verspricht. Lützen wird insbesondere Aufgaben in der Personalführung und der Kita-Verwaltung übernehmen, sich um Organisationsentwicklung und Gremienarbeit kümmern. Die neu geschaffene Stelle soll dazu beitragen, die geistliche Erneuerung in der Gemeinde zu ermöglichen. Im September 2020 wird das Pastoralteam voraussichtlich durch eine neue Kollegin oder einen Kollegen verstärkt, denn Pastoralreferentin Andrea Titt wird Ende März ihre Arbeit in Rheinbach beenden, Gemeindereferent Gregor Heuer wurde bereits in den Ruhestand verabschiedet. Ausgeschrieben ist auch eine Bürohalbtagsstelle. Momentan besteht das Seelsorgeteam aus Diakon Friedrich Roos, den Kaplänen Thibault Milongo und Carlos Mendoza, Subsidiar Pater Friedel Weiland (SAC), Pastoralreferentin Andrea Titt und Pfarrer Dobelke. Seelsorgebereichsmusikerin ist Christiane Goeke-Goos.

Neues Pfarrbüro

Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten im Pfarrhaus, die mit 100 000 Euro zu Buche schlugen, ist die gesamte Gemeindeverwaltung inklusive des Pfarrbüros wieder in der Langgasse 12 direkt neben der Kirche untergebracht. Pfarrer Bernhard Dobelke wohnt im Dachgeschoss.

Investitionen

Saniert werden momentan die Krypta der Kirche St. Martin sowie die Toilettenanlagen, so Dobelke. Die Arbeiten werden voraussichtlich im März nächsten Jahres abgeschlossen sein. Die Gläubigen im Rheinbacher Stadtteil Oberdrees können sich über eine neue Orgel in ihrer Pfarrkirche St. Ägidius freuen. Die neue digitale Orgel habe man „relativ günstig“ gebraucht von einem Euskirchener Organisten kaufen können, sagte Dobelke. Der Transport auf die Orgelempore sei „eine Herausforderung“, die noch bewerkstelligt werden muss.

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