„Grüne Welle“ für FeuerwehrNeues Computersystem macht Rettungskräften den Weg frei

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Am Computer können Jochen Stein (l.) und Carsten Scheider sehen, wo sich die Einsatzfahrzeuge gerade befinden.

Am Computer können Jochen Stein (l.) und Carsten Scheider sehen, wo sich die Einsatzfahrzeuge gerade befinden.

Bonn – Bei der Rettung von Menschen oder bei Bränden zählt jede Minute. „Je später wir eintreffen, desto höher sind die Schäden“, betonte Jochen Stein, Leiter der Bonner Feuerwehr. Dabei verlieren die Einsatzkräfte oft schon wertvolle Zeit bei der Anfahrt, wenn sie an jeder roten Ampel abbremsen und dann wieder anfahren müssen.

Um das zu ändern, haben Feuerwehr und Rettungsdienst sowie das Tiefbauamt der Stadt im Rahmen eines Pilotprojekts auf einer ausgewählten Strecke von der Feuerwache 1 zum Bertha-von-Suttner-Platz eine grüne Welle für Einsatzfahrzeuge getestet. Die dabei gemachten Erfahrungen sind laut Feuerwehrchef Stein so positiv, dass das Projekt auf andere Strecken ausgeweitet werden soll.

„Schon im Brandschutzbedarfsplan von 2008, der gerade aktualisiert wird, wurde die Maßnahme vorgeschlagen“, berichtete Stein von den Anfängen. 2009 untersuchte dann der Leverkusener Marcel Fröhlen, der an der TH Köln Rettungsingenieurwesen studierte, im Rahmen seiner Bachelorarbeit die Möglichkeiten und Auswirkungen von solchen Vorrangschaltungen für Einsatzfahrzeuge. Seit 2010 ist Fröhlen bei der Bonner Feuerwehr angestellt.

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Bremsen kostet wertvolle Sekunden

In den Folgejahren mussten dann zahlreiche Abstimmungsgespräche vor allem mit Behörden geführt, die Planung auf den Weg gebracht und Haushaltsmittel bereitgestellt werden. Als Teststrecke wurde die häufig befahrene Route von der Feuerwache im Lievelingsweg bis zur Innenstadt ausgewählt. Die wurde dann, nachdem Mitte 2017 die Software programmiert und installiert und die Ampelanlagen angepasst worden waren, in Betrieb genommen.

„Es geht darum, die Löschzüge der Berufsfeuerwehr zu beschleunigen“, betont der stellvertretende Feuerwehrchef Carsten Schneider. Wenn die 16 Tonnen schweren Fahrzeuge an einer roten Ampel bis auf Schrittgeschwindigkeit abbremsen und dann wieder beschleunigen müssten, koste das rund 30 Sekunden. „Bei mehreren Ampeln verlieren wir also Minuten“, sagte Schneider. Das solle durch die „grüne Welle“ verhindert werden und sei auch notwendig, um bei Bränden im ganzen Stadtgebiet in acht Minuten vor Ort sein zu können.

In Bonn wird auch Verkehrsleitrechner aktiv

Bei anderen Feuerwehren sind laut Schneider verschiedene Systeme im Einsatz, um Einsatzfahrzeugen Vorrang einzuräumen. In Bonn werde parallel mit der Alarmierung auch der Verkehrsleitrechner aktiviert. Am Beispiel eines Brandes in einem Haus an der Sterntorbrücke, der sich am 15. November 2017 um 8.22 Uhr ereignet hatte, demonstrierte der stellvertretende Feuerwehrchef das Vorgehen: „Die Ampeln am Probsthof und am Heinrich-Böll-Ring wurden sofort auf Grün geschaltet, damit der Verkehr abfließen konnte und die Fahrspur frei war.“

Das wiederholte sich auch bei den Ampeln an der Ellerstraße, am Berliner Platz und an der Sterntorbrücke. Mit Hilfe eines GPS-Senders an Bord des ersten Feuerwehrwagens erkannte das System, wo die Retter gerade waren. „Die Einsatzfahrzeuge mussten kein Mal anhalten und waren deshalb schon nach einer Fahrzeit von dreieinhalb Minuten vor Ort.“ Anschließend stellte das System dann sofort wieder auf normale Ampelschaltungen um.

In einem nächsten Schritt soll das Projekt nun auf Dtrecken nach und durch Beuel, Bad Godesberg und Duisdorf ausgeweitet werden. Doch dafür braucht man unter anderem zusätzliche Mittel. Laut Tiefbauamtsleiter Peter Esch hat die Stadt bislang 75 000 Euro investiert. Die Umrüstung einer Ampelanlage koste je nach Größe der Kreuzung zwischen 1000 und 3000 Euro. Für die Feuerwehr fielen bisher laut Schneider nur Kosten von mehreren Hundert Euro für die Anschaffung von drei GPS-Sendern für die Fahrzeuge an, von denen jeweils einer an den drei Hauptwachen stationiert ist.

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