„Highlights der Physik“Wissenschaftsspektakel in Bonn eröffnet

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Feuerschlucker zeigten bei der Eröffnung der Mitmachausstellung auf dem Münsterplatz ihr Können.

Feuerschlucker zeigten bei der Eröffnung der Mitmachausstellung auf dem Münsterplatz ihr Können.

Bonn – „Wir wollen der Natur Geheimnisse entlocken, die man mit dem bloßen Auge nicht sieht“, versprach Ranga Yogeshwar am Montagabend vor der großen Wissenschaftsshow im Telekom Dome, mit der die „Highlights der Physik“ eröffnet wurden. Und er hielt, was er versprach.

Die Kombination aus Wissenschaft und Unterhaltung mit Live-Experimenten, Roboter-Akrobatik, Artistik, Comedy und Live-Musik kamen bei den knapp 4.500 Besuchern im Dome sehr gut an. Bei den Veranstaltungen im Rahmen des einwöchigen Physikspektakels werden rund 50.000 Besucher erwartet. Veranstalter sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) und die Universität Bonn.

Nachhaltigkeit bei KI von großer Bedeutung

Der prominente Wissenschaftsmoderator führte durch den Abend und begrüßte zahlreiche Gäste auf der Bühne, darunter Bundesforschungsministerin Anja Karliczek, den Präsidenten der Deutschen Physikalischen Gesellschaft Professor Dieter Meschede und den Rektor der Universität Bonn, Professor Michael Hoch. Die Ministerin freute sich bei einer Pressekonferenz, dass die Besucherzahlen in den vergangenen Jahren stetig gestiegen seien. Schließlich gehe es darum, Jugendliche für MINT-Fächer zu begeistern.

Für die beeindruckende Akrobatik im Zusammenspiel mit einem Industrieroboter gab es sehr viel Applaus.

Für die beeindruckende Akrobatik im Zusammenspiel mit einem Industrieroboter gab es sehr viel Applaus.

„Es ist wichtig, bei Künstlicher Intelligenz Standards zu setzen auch für die weltweite Diskussion“, betonte Karlicek. „Physik ist die Wurzel des Wohlstands in diesem Land“, erklärte Meschede. Man brauche Faszination für die Physik, „aber nach dem Spielen kommt das Nachdenken“. Hoch unterstrich, dass Nachhaltigkeit bei KI von großer Bedeutung sei. Physik sei das Grundlagenfach, um komplizierte Verfahren zu verstehen. „Ich frage mich ob wir nicht mehr Angst vor der Dummheit der Menschen haben müssen als vor Künstlicher Intelligenz“, meinte Yogeshwar in dem Zusammenhang. In der Physik gehe es nicht um oberflächlichen Spaß, sondern um Erkenntnisse und Weiterentwicklungen.

Mobiler Rettungsroboter kam schon bei Erdbeben zum Einsatz

Karlicek und Yogeshwar führten den Besuchern im Telekom Dome zuerst die Gefahr von Luftwirbeln vor. Dazu schlugen sie auf das eine Ende einer Röhre, die an eine Kanone erinnerte. Der entstehende Luftwirbel war so stark, dass noch Meter entfernt eine Kerze ausgeblasen wurde. „Die Wirbel entstehen auch bei Flugzeugen. Deshalb gibt es zwischen zwei Starts immer einen zeitlichen Abstand“, sagte der Journalist.

Mit einer Art Luftkanone machten Anja Karlicek und Ranga Yogeshwar eine Kerze aus und demonstrierten so Luftwirbel.

Mit einer Art Luftkanone machten Anja Karlicek und Ranga Yogeshwar eine Kerze aus und demonstrierten so Luftwirbel.

Vorgestellt wurde auch ein mobiler Rettungsroboter, der dahin fahren soll, wo es für Menschen zu gefährlich ist. Ein Film zeigte, wie solche Maschinen nach dem Brand in Notre Dame zum Einsatz kamen. Ein Laserscanner tastet die Umgebung ab, sechs Kameras sorgen für Bilder. Nach dem großen Erdbeben in Italien untersuchte der Roboter, wie beschädigt die Bausubstanz war.

Auch Blick in das CERN durfte nicht fehlen

Wie weit Künstliche Intelligenz gehen kann, wurde auch auf lustige Art und Weise vor Augen geführt. Ein Roboter hat sich in ein Mädchen verliebt und will ihren Freund nicht mehr an sie heranlassen. Am Ende hat die Maschine ein Einsehen und trägt das Paar durch die Lüfte, das wiederum akrobatische Höchstleistung vollführte. „Wahnsinn“, waren sich die Besucher einig. Aufgelockert wurde der Programmteil durch die Gruppe „Einz“, die demonstrierte, wie man mit Flaschen jonglieren und sogar darauf laufen kann. Pit Hartling und Thomas Fraps verbanden Zauberkunst mit Comedy und Wissenschaft. Beispiel: „Der Tisch besteht aus Neutronen, Protonen und Elektronen“, sagt Fraps. „Ja und aus Holz“, antwortete Hartling.

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Laservermessungen und schwarze Löcher waren ein weiteres Thema und dabei wurde ein Test in den Observatorien in Livingston und Hanford in Amerika gezeigt. „Laser sind die genauesten Messelemente, die wir haben“, betonte Yogeshwar. Natürlich durfte auch ein Blick in das CERN, die europäische Großforschungseinrichtung bei Meyrin im Kanton Genf nicht fehlen. Abschließend ging es noch um den „Verlust der Nacht“ durch die künstliche Beleuchtung und die Probleme, die Mensch und Tier damit haben.

Science-Slam und Vorträge

Bonn ist die 19. Station der „Highlights der Physik.“ „Wir haben eine langjährige Tradition exzellenter Physik an der Universität Bonn, die auch eng mit dem Namen des Nobelpreisträgers Wolfgang Paul verknüpft ist. Da lag es nahe, das einzigartige Wissenschaftsfestival nach Bonn zu holen“, sagte Professor Hoch. „Nachdem wir im vergangenen Jahr gemeinsam mit Aachen, Köln und Jülich das Exzellenzcluster ML4Q – Materie und Licht für Quanteninformationen als eines von insgesamt sechs Clustern einwerben konnten, ist die Universität Bonn seit Juli 2019 nun zudem Exzellenzuniversität“, so Hoch.

Herzstück der Veranstaltung ist eine Mitmach-Ausstellung auf dem Münsterplatz mit rund 50 Exponaten, die am Dienstag eröffnet wurde. Mit einem Kindertheater, Juniorlabor, Praxisworkshops und Schülerwettbewerben wollen die Organisatoren gezielt Kinder und Jugendliche ansprechen. Weitere Akzente setzen ein buntes Programm aus Wissenschaftsshows, Live-Experimenten, einem Science Slam sowie Vorträgen von berühmten Forschern. Das komplette Programm gibt es im Internet.

www.highlights-Physik.de

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