„Wir sind alle in Schockstarre“Erzbistum Köln stoppt 2023 Geld für Büchereien

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Büchereien haben einen Bildungsauftrag und sind Orte der Begegnung, sagt die Deutsche Bischofskonferenz.

Büchereien haben einen Bildungsauftrag und sind Orte der Begegnung, sagt die Deutsche Bischofskonferenz.

Rhein-Sieg-Kreis – Die Nachricht musste sich erstmal setzen: Das Erzbistum Köln stellt bis Ende 2023 seine finanzielle Förderung von sieben Vertragsbüchereien ein, die von Kirchengemeinden im Verbund mit der örtlichen Kommune betrieben werden. Dazu gehören Alfter, Rheinbach und Meckenheim.

Ausschlaggebend hierfür seien „die wachsenden, finanziellen Risiken für die Kirchengemeinden als Träger der Vertragsbüchereien“. Die Entscheidung teilte das Erzbistum Köln just einen Tag später mit, nachdem die Deutsche Bischofskonferenz in einer „Arbeitshilfe zur Profilierung der Katholischen Öffentlichen Büchereien“ die Bedeutung der Einrichtungen besonders betont hatte.

Steinhauer: „Mit uns hat niemand gesprochen“

„Wir sind alle noch in Schockstarre“, beschreibt es Franzis Steinhauer, die seit fast 30 Jahren die Öffentliche Bücherei St. Matthäus in Alfter leitet. Sie hatte zwar gehört, dass im Bistum wohl über die Schließung von Bildungshäusern diskutiert würde, aber nicht, dass es um Büchereien wie ihre ging. Die Entscheidung sei „das Ergebnis einer intensiven Analyse und ausführlicher Beratungen“, schreibt das Bistum.

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„Mit uns hat niemand gesprochen“, sagt Francis Steinhauer, die Nachricht sei für sie und die anderen Kollegen völlig überraschend gekommen. „In Alfter geht es um drei hauptamtliche Stellen und 310 000 Euro, rechnet die Büchereileiterin vor, betroffen sind außerdem fast 40 Freiwillige. In allen drei Büchereien seien 24 Stellen betroffen, weiß Steinhauer, denn die Teams arbeiteten „ganz eng zusammen“.

„Wir sind definitiv keine Bücherei, die ehrenamtlich geführt werden kann. Und wir können nur deshalb so gut arbeiten, weil wir so ein gutes Hauptamt haben“, sagt Steinhauer, die Ansprechpartnerin für die Büchereien von Volmershoven bis Walberberg ist. „Wir sind eine Bildungseinrichtung“, unterstreicht Steinhauer – und ihre Zahlen untermauern das. 40 000 Besucher hat die Bücherei am Hertersplatz jährlich, trotz Pandemie wurden im vergangenen Jahr 68 000 Medien ausgeliehen, und es wurden 192 Veranstaltungen angeboten – üblicherweise sind es bis zu 240 im Jahr.

Neue Arbeitshilfe

Die Deutsche Bischofskonferenz hat am Dienstag in einer Arbeitshilfe zur Profilierung der Einrichtungen auf den Beitrag der Katholischen Öffentlichen Büchereien zur Bildungsgerechtigkeit hingewiesen. „Seit jeher engagiert sich die Kirche im Bereich der Bildung. Das Streben nach Wissen und der Wunsch nach einer breiten Volksbildung prägten nicht nur die Gesellschaft, sondern auch das kirchliche Leben“, sagte der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Bischofskonferenz, Bischof Gebhard Fürst, in Bonn. Die Büchereien hätten eine große Bedeutung für den kirchlichen Bildungsauftrag und seien zugleich Orte der Begegnung, so Fürst. (jr)

Außerdem dürfe man nicht unterschätzen, wie wichtig die Einrichtung als Anlaufpunkt für Menschen ist, die allein sind. Steinhauer: „Wir machen auch pastorale Arbeit.“ Insgesamt halte sie die Entscheidung des Bistums für unklug, denn gerade die Büchereien „sind Einrichtungen, die die Kirche positiv darstellen“. Wie es weitergehen soll, darüber müsse laut Steinhauer jetzt die Kirchengemeinde befinden.

Jeweils drei hauptamtliche Mitarbeiter sind in der Öffentlichen Bücherei St. Johannes der Täufer in Meckenheim und in der Öffentlichen Bücherei St. Martin am Lindenplatz in Rheinbach beschäftigt. Unterstützt werden sie von 14 beziehungsweise rund 40 Ehrenamtlern. Sie alle sind von der Entscheidung betroffen.

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