Einmal um Menorca schwimmenExtremschwimmer aus Alfter plant 130-Kilometer-Tour

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Extremschwimmer Hans Fuhrmann in seinem Element.

Alfter – 37,5 Kilometer, eine maximale Wassertiefe von hundert Metern und eine Wassertemperatur im Spätsommer von 27 Grad – das kennzeichnet den Kanal zwischen den beiden Baleareninseln Mallorca und Menorca. Eine Fähre benötigt gut fünf Stunden um diese Distanz zu überbrücken. Hans Fuhrmann brauchte dafür 11 Stunden und 57 Minuten. Mit Muskelkraft, aber auch mit mentaler Stärke gelang es dem 64 Jahre alten selbstständigen Vermögensberater aus Alfter im vergangenen Jahr den Kanal von Menorca schwimmend zu durchqueren. Am Stück. Denn Hans Fuhrmann ist Extremschwimmer.

Generalprobe im Kanal

Wenn man so will, war der Kanal von Menorca so etwas wie die Generalprobe für das, was Hans Fuhrmann im September vorhat. Dann möchte er die Insel Menorca nämlich schwimmend umrunden, eine Strecke von 130 Kilometern. Das klappt allerdings nicht am Stück, sondern in sieben Etappen à sechs Stunden Schwimmen und sechs Stunden Pause.

Nach rund vier Tagen dürfte Fuhrmann das Eiland schwimmend umrundet haben. Die intensiven Vorbereitungen laufen derzeit. Vor einigen Wochen trainierte er auf Mallorca. Aktuell übt er täglich im Allner See bei Hennef mehrere Stunden. Den See müsste er 83 Mal außen rund schwimmen, um auf 130 Kilometer zu kommen.

Sportlich waren er und seine Frau Sabine schon immer, Fuhrmann nahm an zahlreichen Marathons und am Ironman teil, seit 2015 widmet er sich verstärkt dem Freiwasserschwimmen. Bei seinem ersten Wettkampf durchschwamm er erfolgreich den Fühlinger See in Köln. Mit einer Distanz von 2,5 Kilometern wirkt dies im Vergleich zu den heutigen Leistungen eher bescheiden.

Immer neue Herausforderungen

Jahr für Jahr steigerte Fuhrmann, der Mitglied bei den Schwimm- und Sportfreunden (SSF) Bonn ist, seine Leistungen, setzte sich immer neue Herausforderungen. Dreimal durchschwamm er mittlerweile das Ijsselmeer (Niederlande), zum ersten Mal 2018. Zwischen sechs und sieben Stunden brauchte der Extremsportler, der bis vor einem Jahr noch in Sankt Augustin mit seiner Frau wohnte, für die Strecke von 21 Kilometern oder knapp 12.000 Armzüge.

2019 wollte er dann den Ärmelkanal zwischen Calais (Frankreich) und Dover (England) durchqueren, allerdings musste er die rund 34 Kilometer lange Strecke nach der Hälfte wegen Magenproblemen abbrechen. Alleine ist Hans Fuhrmann nicht unterwegs in solchen Gewässern. Ihn begleiten ein Boot mit einem Team und einem erfahrenen Skipper sowie seine Frau Sabine, die ihn auch mit Verpflegung versorgt. Kohlenhydrate sind dabei besonders wichtig. Sabine Fuhrmann wirft ihrem Mann eine geeignete Kunststoffflasche gefüllt mit Nahrung zu, diese ist an einem Band befestigt. Während er sich auf den Rücken dreht, nimmt er die Nahrung zu sich.

Zum Schutz gegen Sonne, Sonnenbrand und Salzwasser cremt Fuhrmann seine Haut vor jedem Start mit Kokosöl ein, ein paar Tropfen gibt er auf seine Zunge. Dadurch bildet sich ein Schutzfilm gegen das Salzwasser.

Auf einen Neopren-Anzug verzichtet der erfahrene Schwimmer, er schwimmt nur mit einer Badehose und manchmal mit einer Badekappe bekleidet. Einen Neopren-Anzug nutzt Hans Fuhrmann nur dann, wenn er in heimischen Gewässern trainiert, etwa im Rotter See bei Troisdorf oder im Allner See bei Hennef, und dann auch nur, wenn es kalt ist.

Wichtig ist natürlich auch die optimale Ernährung, denn als Freiwasserschwimmer verbrennt Fuhrmann bis zu 10.000 Kalorien pro Tag. Diese Kalorien müssen dem Körper durch Eiweiße und gesunde Kohlenhydrate wieder zugeführt werden.

„Je länger, desto besser“

Die Frage, was ihn antreibe, werde ihm immer wieder gestellt, erklärt Hans Fuhrmann. „Mir fällt es schwer darauf eine eindeutige Antwort zu geben, mich haben aber schon immer Distanzen gereizt, je länger, desto besser.“ Zudem ist er fasziniert von diesem außergewöhnlichen Naturerlebnis: „Ich bin als Mensch zu Gast in einem anderen Element, im Lebensbereich von Fischen und Quallen.“

Brenzlige Situationen hat Hans Fuhrmann bislang noch keine erlebt. Während der Durchquerung des Menorca-Kanals kam allerdings ein Frachtschiff ihm und dem Beiboot ziemlich nah. Ein kleines Boot mit drei Leuten steuerte auf das Team zu: „Sie dachten, wir brauchen Hilfe“, erklärte Sabine Fuhrmann. Gerne möchte Hans Fuhrmann das Freiwasserschwimmen populärer in Deutschland machen, denn preiswert ist die Leidenschaft Fuhrmanns nicht. Trainingsstunden, das Beiboot samt erfahrener Besatzung, da kommt schnell ein vierstelliger Betrag zusammen.

Daher hoffen Fuhrmanns auch darauf, Sponsoren zu finden. Dann nämlich könnte der 64-Jährige vielleicht sein ganz großes Ziel irgendwann einmal realisieren und alle fünf großen Balearen-Inseln umschwimmen. Mit Sorge blickt er übrigens auf den Herbst. Sollte tatsächlich das Erdgas knapp werden und es zu Einsparungen kommen, könnten Hallenbäder mit als erstes geschlossen werden. Dann müssten wie schon während der Corona-Pandemie erneut Schwimmkurse für Kinder und Jugendliche ausfallen: „Das wäre sehr schlimm und gefährlich, denn wir haben immer mehr schwimmende Analphabeten.“

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