Flüchtlingskrise in AlfterBetroffene und Ehrenamtliche ziehen in einer Schau Bilanz

Lesezeit 3 Minuten
Oedekoven_Rathaus_Ausstellung_Haben_wir_es_geschafft

(v.l.) Bruno Buß, Nana Chkareuli, Ali Reda, Anne Hensgen und Rolf Schumacher

Alfter-Oedekoven – „Wir schaffen das“ – der legendäre Ausruf von Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Beginn der Flüchtlingskrise 2015 ist längst zum geflügelten Wort geworden. Die ökumenische Flüchtlingshilfe fragte sich: „Haben wir es wirklich geschafft? Und haben es die Schutzsuchenden wirklich geschafft?“ Antworten darauf gibt die gemeinsame Posterausstellung der Flüchtlingshilfe „Asylkompass Alfter“ und der Initiative von Kreativen und Kulturschaffenden der „Stadtteilkultur Brüser Berg“, die bis Ende August in Oedekoven zu sehen ist. Bürgermeister Rolf Schumacher (CDU) eröffnete die Ausstellung im Alfterer Rathaus.

Die Initiatoren Bruno Buß (79), einer der Mitbegründer vom „Asylkompass Alfter“, und Anne Hensgen (66), Vorsitzende von „Stadtteilkultur Brüser Berg“ , zogen eine erste Bilanz. Für die Ausstellung interviewten sie 13 Geflüchtete aus der Gemeinde Alfter, die von ihren Schicksale erzählten und darüber berichteten, wie es für sie nach ihrer Ankunft in der Gemeinde weiterging.

Viele Ursachen führen zur Flucht

Die Gründe dafür, die eigene Heimat zu verlassen, sind äußerst vielschichtig. Nana Chkareuli arbeitete als freie Autorin und floh vor sieben Jahren aus der georgischen Hauptstadt Tiflis nach Deutschland. Der Grund war die schlechte medizinische Versorgung ihrer 2005 geborenen Tochter, die an Autismus leidet: „Als die Situation für uns untragbar wurde und ich für meine Tochter keine Lebensperspektive und Chance zur Teilnahme an der Gesellschaft sah, entschloss ich mich zur Flucht nach Deutschland.“ Über München und Bielefeld kamen die beiden 2015 nach Alfter. Hier geht die Tochter seit 2018 erfolgreich auf eine Förderschule für geistig Behinderte.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die 52-Jährige selbst macht mittlerweile eine Ausbildung zur Altenpflegerin und hofft, bald eingebürgert zu werden. Für ihre Tochter wünscht sie sich, dass diese später einmal in einer Behindertenwerkstatt arbeiten kann. Chkareuli lobte bei der Vernissage der Ausstellung die große Hilfsbereitschaft und freute sich, dass sie mittlerweile angekommen ist. So wie Ali Reda. Er ist 24 Jahre alt und floh aus Syrien. Der Informatikstudent an der Universität in Bonn hatte seinen ersten Deutschkurs bei Bruno Buß, den er liebevoll „Opa“ nennt. Mittlerweile lebt Reda in einer WG im Kölner Severinsviertel und schwärmt von der Kölschen Lebensart. Der Kontakt zu Buß und nach Alfter ist bis heute geblieben.

Auf der Flucht vor dem IS-Terror

Auch die Geschichte einer 32-jährigen Irakerin ist eindrucksvoll. Ihr Mann, mit dem sie drei kleine Kinder hat, war von einer religiösen Gruppe entführt worden und nur gegen ein hohes Lösegeld freigekommen. Die Familie floh durch zahlreiche Länder zu Fuß, um dem Terror des „Islamischen Staates“ zu entkommen. Ihr Mann arbeitet mittlerweile als Fahrer, sie nimmt an einem Vorbereitungskurs für ein Universitätsstudium teil.

Um sein Leben fürchten musste auch ein 40-jähriger Nigerianer, dessen „abenteuerliche Flucht“ ihn über die Sahelzone und die Sahara nach Libyen und dann mit dem Schlauchboot übers Mittelmeer nach Sizilien führte, bis er schließlich im September 2015 Alfter erreichte. Derzeit lässt er sich zum Altenpfleger ausbilden.

Gemeinde nahm 2015 500 Flüchtlinge auf

Laut Bürgermeister Rolf Schumacher nahm die Gemeinde 2015 rund 500 Schutzsuchende auf, darunter 100 Minderjährige. Sein großer Dank galt den vielen Ehrenamtlichen, die dazu beigetragen haben, dass die Geflüchteten umgehend unterstützt wurden. Durch die zahlreichen Projekte gelang es, viele Menschen zu integrieren und ihnen erfolgreich Wege in die Zukunft zu bereiten.

Die Ausstellung ist noch bis Mittwoch, 25. August, im Foyer des Rathauses in Oedekoven, Am Rathaus 7, zu den gewohnten Öffnungszeiten zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Rundschau abonnieren