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Gesamtschule AlfterCampus Klostergarten kann entstehen

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Über die Straße „Im Klostergarten“ in Oedekoven soll der Campus erschlossen werden.

Über die Straße „Im Klostergarten“ in Oedekoven soll der Campus erschlossen werden.

Alfter-Oedekoven – Der „Campus Klostergarten“ am Oedekovener Alma-Gewerbepark ist nach jahrelanger politischer Diskussion nun einen Schritt weiter in Richtung Verwirklichung. Der mehrheitlich noch vom alten Rat in seiner letzten Sitzung gefasste Satzungsbeschluss soll den Bau eines Gesamtschulkomplexes bringen.

„Wir arbeiten seit 2015 an diesem Projekt. Wir sind wenig vorangekommen, und wenn es so weitergeht, werden Maßnahmen getroffen, die das Projekt nicht verbessern, sondern verschlechtern.“ Mehr als zwei Jahre alt ist dieses Zitat inzwischen.

Andreas Wiegel platzte der Kragen

Es stammt von Andreas Wiegel, dem sonst eher besonnen auftretenden Vorsitzenden des Trägervereins der Freien Christlichen Schulen Bonn/Rhein-Sieg (FCSB). Ihm war in der Sitzung des Alfterer Gemeinderates im Juni 2018 wegen der schier nicht enden wollenden Diskussion in den poltischen Gremien buchstäblich der Kragen geplatzt.

Das lange Ringen hat nun in der letzten Ratssitzung der gerade abgelaufenen Wahlperiode mit dem Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan „Im Klostergarten“ ein Ende gefunden. Lediglich die Grünen stimmten gegen das Vorhaben.

Zwei Tage zuvor war es allerdings im Gemeindeentwicklungsausschuss noch einmal zu einem teils emotionalen gut einstündigen, verbalen Schlagabtausch gekommen. Die Ausschussvorsitzende Luise Wiechert (CDU) sprach am Ende von „einer langen Geschichte, deren letztes Kapitel nun geschrieben worden ist.“

Chronologie und Planung des Komplexes

Bereits seit 2015 beschäftigt sich der 2009 gegründete Trägerverein der FCSB mit dem Bau eines neuen Schulcampus im Alma-Gewerbepark in Oedekoven. Der derzeitige Schulstandort mit Grund- und Gesamtschule am Schöntalweg in Oedekoven ist viel zu klein. Derzeit wird dort in Behelfscontainern unterrichtet.

Die Politik befasst sich seit Juni 2016 mit diesem 30 Millionen Euro teuren Bauvorhaben. Von Seiten der Anwohner regte sich viel Kritik. Mit Folgen: Die ursprünglich geplante Kindertagesstätte wird nicht gebaut, die Geschosshöhe der Gebäude wurde im Vergleich zur ursprünglichen Planung verringert, und die Schülerzahl von zunächst 825 auf 780 reduziert.

Um die Anwohner vor dem Pausenlärm der Kinder und Jugendlichen abzuschirmen, entschied sich die Politik dafür, dass das Schulgebäude einen großen Innenhof umschließen soll.

Die Erschließung des Campus erfolgt im Südosten über die Straße „Im Klostergarten“. Auf dem mittleren Grundstück sind die notwendigen Pkw- und Fahrradstellplätze vorgesehen. Die Vierfachturnhalle soll auch Vereinen und anderen Schulen zur Verfügung gestellt werden.

Um Ruhezeiten einzuhalten ist ab 22 Uhr kein Hallenbetrieb mehr erlaubt. Laut Andreas Wiegel sollen rund ein Drittel der Schüler dieser neuen Schule aus dem Gebiet der Gemeinde Alfter kommen. In einem Gespräch mit der Bonner Rundschau im Sommer hatte der Vorsitzende des Trägervereins schon in Aussicht gestellt, dass die Gesamtschule voraussichtlich im Oktober 2023 und damit fünf Jahre später als ursprünglich geplant eröffnet werden soll.

Die Diskussion im Ausschuss

Erneut bekräftigten die Grünen, dass sie das Projekt ablehnen. Dabei, so betonte Michael Schroerlücke ausdrücklich, gehe es nicht um die pädagogische Ausrichtung der Schule, sondern um den Baukörper und die zu erwartende Überlastung der umliegenden Straßen durch den zusätzlichen Hol- und Bringverkehr. Er berief sich dabei auf Angaben des Rhein-Sieg-Kreises.

Schroerlücke kritisierte ferner, dass der geplante Campus durch den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) „nicht vernünftig versorgt“ sei. So forderte er eine Bushaltestelle für die Linie 633 an der Medinghovener Straße. Schroerlücke wollte den Satzungsbeschluss in die neue Ratsperiode verlegen und erst dann endgültig entscheiden, wenn die noch ungelösten Verkehrsfragen geklärt seien.

Seine Fraktionskollegin Mechtild Wallraf-Kaiser fasste weitere Kritikpunkte zusammen. So sei der vorgesehen Baukörper „zu massig“ und passe nicht zur angrenzenden Bebauung, durch die Hochspannungsleitungen am Areal befürchten die Grünen gesundheitliche Schäden für Schüler und Lehrer durch elektromagnetische Felder. Zudem würden zu viele Flächen versiegelt und es kämen zu wenige Kinder aus der Gemeinde Alfter an diese Schule.

Die Verkehrssituation sahen Vertreter der anderen Fraktionen ebenfalls kritisch, etwa der scheidende CDU-Fraktionsvorsitzende Barthel Schölgens. Fragen seien noch „nicht ausreichend geklärt“. Da man jedoch jetzt noch nicht wisse, wie später die tatsächliche ÖPNV-Nutzung aussehen werde, könne man die verkehrlichen Probleme zur Eröffnung der Schule immer noch lösen, so Schölgens.

Er mahnte: „Der Vorhabenträger ist weit auf uns zugekommen, ich halte es für fahrlässig, die Entscheidung erneut zu vertagen und auf die lange Bank zu schieben.“ Schölgens plädierte wie bereits in den vergangenen Sitzungen für eine Anbindung an die Straße Klostergarten.

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Arnim Preußner (SPD) bezeichnete den Verkehr ebenfalls als das „größte Problem“, sagte aber auch: „Wir müssen jetzt endlich anfangen und nicht noch mehr Jahre warten.“ Paul Breloh (FDP) sprach vom größten Schulprojekt in der Gemeinde seit 40 Jahren: „Wenn wir jetzt nicht damit starten, starten wir nie damit.“

Sandra Semrau von den Freien Wählern Alfter warf den Grünen vor, dass sie in diesem Fall mit der Vernichtung wertvoller Böden argumentierten, beim geplanten interkommunalen Gewerbegebiet Alfter-Nord hingegen nicht.

Die Haltestelle Medinghovener Straße sei wichtig, betonte Thomas Fink, Leiter des Fachbereichs Infrastruktur der Gemeinde: „Sie kommt auf jeden Fall. Der Vorhabenträger hat schon Gespräche mit Grundstückseigentümern geführt. Sie werden die Flächen zur Verfügung stellen.“ Auf Antrag der CDU-Fraktion wird zudem nach Eröffnung der Schule die Verkehrssituation analysiert. Mit den Ergebnissen wird sich der neue Rat befassen.

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