Name ist ProgrammKein Ort passt besser zur „Rheinischen Apfelroute“ als Alfter

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Das Logo der Apfelroute ziert den Radständer an der Schleife in Alfter in Höhe von „In der Asbach“. (Archivfoto)

Das Logo der Apfelroute ziert den Radständer an der Schleife in Alfter in Höhe von „In der Asbach“. (Archivfoto)

Alfter – Auf der etwa 124 Kilometer langen „Rheinischen Apfelroute“ mit ihren vielseitigen Erlebnisstationen erschließt sich den Radfahrerinnen und Pedalrittern ein landschaftlich abwechslungsreicher Natur- und Kulturraum. Der reizvolle Radwanderweg führt durch die Fluren und Dörfer der Gemeinden Alfter, Swisttal und Wachtberg sowie die Gemarkungen der Städte Bornheim, Meckenheim und Rheinbach. Ein mit mannigfaltigen Obstkulturen gesegneter Landstrich im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis.

Bemerkenswert ist die in der sprachwissenschaftlichen Spezialforschung bisher nicht erkannte Tatsache, dass der Ortsname „Alfter“ – eine heute im Grunde noch verhältnismäßig leicht zu durchschauende Nachfolgeform der im Althochdeutschen seit dem 9. Jahrhundert belegten Varianten „aphaltra, alfoltra, afalter, affaltar“ – in der Bedeutung „Apfelbaum“ darstellt. Einige der zahlreich überlieferten mittelalterlichen Vorläufer des Siedlungsnamens heißen 1067 „Alvetra“, 1157 „Alvetre“ und 1248 „Alftra“. Das 1271 dokumentierte „Alevetre“ verweist bereits auf die geläufige mundartliche Form „Alefte“. Im Jahr 1311 taucht dann erstmals die jetzige Namensform auf. Aber noch bis ins 17. Jahrhundert hinein ist ein heftiges Schwanken mit Bezug auf die Verschriftlichung des Toponyms zu beobachten.

Der Apfelbaum im Ortsnamen

Nun ist „Affolter“ ein bestens dokumentiertes, mittelalterliches und frühneuzeitliches Wort für „Apfelbaum“. In Ortsnamen wie Affalter, Affalterbach (972 als „Affaltrebach“ greifbar), Affalterthal, Affalterwang, Affalter und Effelter schimmert es durch. Überhaupt hat dieses gesunde und schmackhafte Obst für überaus zahlreiche Flur- und Ortsnamen Pate gestanden: Appel, Appeldorn, Apfelkam, Apfelthann, Apfelstädt, Apfeltracht und viele mehr. Das althochdeutsche Wort „aphul“ (Apfel) ist mit dem für Baum- und Strauchnamen oft dingfest zu machenden Bestandteil „ter, tar, dra, der“ (Baum) eine Verbindung eingegangen. Das englische „tree“ (Baum) setzt dieses Namenselement als Einzelwort bis heute fort. In Zusammensetzungen findet es sich im Deutschen in den Bezeichnungen Heister, Flieder, Holunder, Reckholder, Maßholder (Feldahorn, auch Name eines Dorfs im Kreis Bitburg), Baumholder (Ort im Hunsrück), Bisholder (Ortsteil von Güls an der Mosel bei Koblenz) und Rüster (das harte Kernholz der Ulme).

Der urkundliche Erstbeleg für Alfter aus dem Jahr 1067 „Alvetra“ zeigt eine damals gängige, phonetisch bedingte Umstellung von Buchstaben. Eine in der Sprachwissenschaft so bezeichnete Metathese. Eine weitere ist in der Nachbarschaft auch für Bornheim vorzufinden, das 945 als „Brunheim“ und 1054 sowie 1215 in der Form „Bruneheim“ urkundlich festgehalten ist. So lässt sich für Alfter zwanglos eine mögliche Grundform „Afeltre/Aveltra“ erschließen. Motiviert wurde diese Namensgebung durch einen im Mittelalter für Alfter vorauszusetzenden, hohen Bestand an Apfelbäumen.

Alfter als einer der „glücklichsten Punkten“ des gesamten Vorgebirges 

In seinem 1892 in Bonn veröffentlichten Werk „Rheinisches Wanderbuch“ zählt Karl Kollbach Alfter zu den „glücklichsten Punkten“ des gesamten Vorgebirges und vermerkt: „Allein die Gemeinde Alfter, welche etwa 2000 Einwohner zählt, besitzt ungefähr 8000 Kirschbäume, welche einen jährlichen Ertrag von mindestens 56 000 Mark abwerfen. Der Wert des sonstigen hier gezogenen Baumbestandes dürfte dem der Kirschen mindestens gleichkommen.“ Dabei hatte der zeitweise am Städtischen Realgymnasium Bonn wirkende und spätere Schulrat Karl Kollbach (1858 bis 1934) auch die zahlreichen Apfelbäume im Blick.

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„Alfter“ ist bezüglich seines in der historischen Sprachwissenschaft und Heimatkunde recht umstrittenen Namens ohne Abstriche als „Apfelort“ zu kennzeichnen. Diese aus der spannenden Wortgeschichte ableitbare Tatsache verleiht der regionalen Apfelroute einen besonderen Glanzpunkt. Der Name des geschichtsträchtigen Ortes ist etymologisch betrachtet geradezu Programm für diesen Radwanderweg.

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