Plane schützt OrgelSanierung der Pfarrkirche St. Lambertus schreitet voran

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In dem 1968 errichteten Kirchenraum, der an dem Fensterband unter dem Dachansatz zu erkennen ist, wird fleißig gearbeitet.

In dem 1968 errichteten Kirchenraum, der an dem Fensterband unter dem Dachansatz zu erkennen ist, wird fleißig gearbeitet.

Alfter-Witterschlick – Man weiß ja nie, was einen erwartet, wenn man ein älteres Gebäude saniert. Doch bislang betrafen die Überraschungen, die sich bei den Renovierungsarbeiten der Witterschlicker Pfarrkirche St. Lambertus ergaben, nicht die Bausubstanz. Laut Küsterin Sabine Schuler ist lediglich ein Holzkreuz entdeckt worden, und auf dem Dachboden fanden sich zehn vergessene Stühle.

Ende April begannen Handwerker damit, das Gotteshaus an der Hauptstraße zu renovieren. Diakon Martin Sander hofft, dass alles nach Plan läuft und an Weihnachten 2020 wieder Messen an St. Lambertus zelebriert werden können.

Neu: Energieeffiziente Lichttechnik und Lautsprecheranlage

Die Pfarrkirche, zu großen Teilen 1944 durch Fliegerbomben zerstört und später neu errichtet, wird derzeit von Grund auf saniert. Vor allem die marode Elektrik wird auf den aktuellen Stand gebracht – mit energieeffzienter Lichttechnik. Die Lautsprecheranlage wird ebenfalls erneuert, und die von Kerzenruß ergrauten Innenwände erhalten einen neuen Farbanstrich. Auch die Glasscheiben werden nach vielen Jahren endlich einmal von Grund auf gereinigt.

Auch die Sakristei wird neu verkabelt. Martin Sander und Sabine Schuler haben dabei die alte Einrichtung im Blick.

Auch die Sakristei wird neu verkabelt. Martin Sander und Sabine Schuler haben dabei die alte Einrichtung im Blick.

Renoviert wird zudem die Sakristei. Und es gibt eine neue Toilette. Auch der Aufgang zum rund 60 Meter hohen Glockenturm muss verändert werden. Er entspricht schon längst nicht mehr den Sicherheitsstandards. Die alte Leiter wird durch eine Stufentreppe ersetzt, erläuterte Josef Wenzler, Geschäftsführer im Kirchenvorstand. Während des Zweiten Weltkrieges, so schildert er, seien vier der fünf Glocken zerstört worden. Erhalten blieb einzig eine Bronzeglocke aus dem Jahr 1927. Heute besitzt die Kirche allerdings wieder ein Geläut aus fünf Glocken.

Ambo, Altar, Tabernakel und Taufbecken sowie der Fußboden sind derzeit mit Holzspanplatten umhüllt, um sie vor Beschädigungen durch die Bauarbeiten zu schützen. Auch die vor mehr als 20 Jahren sanierte zweimanualige Orgel, hergestellt vom Orgelbauer Sandtner aus Dillingen an der Donau, musste geschützt werden. Umhüllt ist das Instrument derzeit von einer großen blauen Plastikhülle. Ein Luftentfeuchter sorgt dafür, dass keine Feuchtigkeitsschäden entstehen. Jeden Tag wird überprüft, ob hier alles in Ordnung ist.

Ein wahrer Kraftakt war das Versetzen des Tresors in der Sakristei, in dem sich die Reliquien von St. Lambertus, St. Quirinius und St. Wendelinus befinden. Der Tresor musste an einen neuen Platz gestellt werden, weil er einen Teil des Schaltkastens für die Elektrik verdeckt hatte. Alle Schätze, darunter auch die Heiligenfiguren, konnten gesichert werden. Die Kirchenbänke wurden in einem Schuppen des Witterschlicker Unternehmers Braun eingelagert. Auch die wertvolle, schwarze Madonnenfigur, die hinter Glas gesichert in der Gebetskapelle von St. Lambertus, zu besichtigen ist, soll restauriert werden. Die knapp 70 Zentimeter große Holzskulptur, die Maria mit Kind auf der Weltkugel zeigt, stammt aus dem Jahr 1673, befand sich ursprünglich im Klausenhäuschen, der Kapelle am Waldrand des Hardtberges. Wegen mehrfacher mutwilliger Beschädigung ist im Klausenhäuschen nur noch eine Replik der Madonna zu sehen.

Gerüste und Spanplatten prägen noch monatelang den Innenraum von St. Lambertus – und fleißige Arbeiter.

Gerüste und Spanplatten prägen noch monatelang den Innenraum von St. Lambertus – und fleißige Arbeiter.

Mit der Sanierung kommen Erinnerungen hoch. So schilderte Matthias Curtius vom Pfarrausschuss seine Kindheitserinnerungen: „Ich habe den Wiederaufbau bis ins Jahr 1954 miterlebt. Daher hängt mein Herz bis heute an der Kirche.“ Er erinnert sich auch daran, wie seinerzeit die heiligen Messen in einem Kinosaal, der sich in einer Wirtschaft mit einem Tanzlokal befunden hatte, unweit der Kirche abgehalten worden waren.

Etwa eine Million Euro sind für die Sanierung von St. Lambertus veranschlagt. Gut 700.000 Euro übernimmt die Erzdiözese Köln, den Rest stemmt die Pfarrgemeinde.

Die Sanierung verzögerte sich immer wieder. Erste Ideen kamen bereits nach dem Weltjugendtag in Köln 2005 auf, die Planungen laufen seit 2009. Konzepte wurden erstellt, aber wieder verworfen. So konnte man sich lange Zeit nicht einigen, ob der Fußboden ebenfalls saniert werden soll oder nicht. Am Ende entschied man sich dafür, nur einzelne Fliesen auszutauschen.

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