WitterschlickTontageabbau soll an das Dorf heranrücken

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Einen Einblick in ihr Betriebsgelände gewährte die Firma bei der Vorstellung ihrer neuen Pläne.

Einen Einblick in ihr Betriebsgelände gewährte die Firma bei der Vorstellung ihrer neuen Pläne.

Alfter-Witterschlick – „Die Lagerstätte des Tons ist da wo sie ist, deswegen können wir den geforderten Mindestabstand von 300 Metern zur Wohnbebauung nicht einhalten.“ Withold Groborz, Leiter von Produktion und Technik des Abbauunternehmens Sibelco, redete bei einem Pressetermin in der Tongrube in Witterschlick Klartext.

Bei der geplanten Norderweiterung des Tagebaus Schenkenbusch um knapp 18 Hektar rücken die Bagger bis auf 110 Meter an die Siedlung heran. Je näher sie beim Schürfen nach dem begehrten Blauton der Siedlung kommen, desto größer die Lärmbelastung für die Anwohner. Auch das geplante Neubaugebiet am Buschkauler Feld dürfte betroffen sein.

Sibelco plant Lärmschutzwall

Um die Beeinträchtigungen möglichst gering zu halten, plant Sibelco einen Grünzug, auf dem auch ein Lärmschutzwall stehen soll. Bei der Gestaltung dieses Grünzuges hätten die Bürger auch Möglichkeiten ihre Ideen und Vorschläge einzubringen, so Groborz. Zudem verwiesen Geschäftsführer Michael Klaas und Gerd Klemmer, Leiter Umwelt und Liegenschaften des Unternehmens, darauf hin, dass Sibelco nur im Einschicht- und nicht im Dreischichtbetrieb arbeite. Die Kernarbeitszeiten lägen zwischen 7 und 15.30 Uhr, abends und am Wochenende werde nicht gearbeitet.

Zunächst möchte das Unternehmen mit Hauptsitz in Ransbach-Baumbach im Westerwald einen Bereich von maximal vier Hektar ausheben, anschließend soll pro Jahr ein halber bis ein Hektar hinzukommen. Der bereits abgeschürfte Bereich werde aufgefüllt und rekultiviert. Aktuell geht die Firma davon aus, dass bis 2060/65 der komplette Bereich verfüllt sein wird. „Wir sprechen hier von einem wandernden Loch“, so Withold Groborz.

Unternehmen betreibt 40 Tonabbaustandorte

Die Erweiterung ist nach Angaben von Sibelco notwendig, da im bisherigen Abbaugebiet kaum mehr Blauton gefunden wird. Solche Vorräte seien in Deutschland ohnehin sehr selten. Sibelco betreibt 40 Tonabbaustandorte in Deutschland und Tschechien, Witterschlick gehöre wegen seines Vorkommens zu den „Top-5-Standorten“, so Michael Klaas. Der Rohstoff ist besonders bindefähig und feuerfest. Daher wirbt der Manager auch um Verständnis bei der Bevölkerung: „Mich stimmt traurig, dass die Wahrnehmung des Bergbaus immer negativer wird.“ Viele Alltagsprodukte könnten ohne Blauton nicht hergestellt werden, etwa Fliesen, Dachziegel, Blumentöpfe oder auch Zündkerzen: „Jeder Bürger benötigt einen gewissen Anteil Ton“, so Klaas.

Daher möchte das Unternehmen verstärkt an die Öffentlichkeit treten und informieren, beispielsweise auch an Schulen. Errichtet werden zudem eine ganze Reihe an Aussichtsplattformen, von wo aus die Witterschlicker sehen können, wie die Arbeiten voranschreiten.

Die Erweiterungsbestrebungen verfolgt Sibelco bereits seit mehr als zehn Jahren, stieß dabei immer wieder auf heftige Widerstände und Kritik, sowohl von Seiten der Bevölkerung, bei Umweltschützern als auch von Seiten der Alfterer Politik, die sich zuletzt im Februar 2018 im Gemeindeentwicklungsausschuss mit einem einstimmigen „Nein“ gegen die Erweiterungspläne aussprach. Bürgermeister Rolf Schumacher meinte damals: „Wenn die Erweiterung tatsächlich kommt, soll diese einigermaßen verträglich sein.“

2010 hatte sich eine Bürgerinitiative gegründet

Bereits 2010 hatte sich eine Bürgerinitiative gegründet, die rund 700 Unterschriften sammelte, woraufhin Politik und Verwaltung einen Forderungskatalog mit 14 Punkten aufstellten. Viele der Punkte erfüllte Sibelco. So bleibt beispielsweise der Lüsbacher Weg als Wegeverbindung zum Kottenforst bestehen. Die geforderten Immissionswerte werden eingehalten. Auch sollen sich weder die Fördermengen noch das daran gekoppelte Transportvolumen erhöhen, sprich, es wird keine zusätzlichen Lkw-Fahrten geben, sichert das Unternehmen auf seiner Internetseite zu.

Die Kernforderung, der Mindestabstand von 300 Metern zur Wohnbebauung, lässt sich allerdings, wie das Unternehmen nun erklärte, nicht einhalten. Letztendlich kann die Gemeinde Alfter den Abbau aber nicht verhindern. Genehmigungsbehörde ist die Bezirksregierung Arnsberg, zuständig für Bergbauangelegenheiten. Im vergangenen Jahr hat Sibelco den Rahmenbetriebsplan öffentlich ausgelegt. Über 200 private Stellungnahmen gingen ein. Auch Stellungnahmen zum Artenschutz und zur Entwässerung wurden aufgenommen. Nun werden die Unterlagen für die Genehmigungsbehörde bis voraussichtlich Ende März erneut bearbeitet und eingereicht.

Bei der Rekultivierung des bisherigen Abbaugebietes sei man im Übrigen „auf der Zielgeraden“, so Klaas. Dort hätten bereits einige gefährdete Tierarten einen neuen Lebensraum gefunden, etwa die Wechselkröte, die Gelbbauchunke, der Zwergtaucher oder der Flussregenpfeifer.

Über seine Pläne informiert das Unternehmen auch im Internet unter der Adresse www.tontagebau-schenkenbusch.de. Dort will es im März auch sämtliche Unterlagen zu seinen überarbeiteten Pläne veröffentlichen.

Das sagen Gegner

Für nicht genehmigungsfähig halten die Landschafts-Schutzvereine Vorgebirge (LSV) und Kottenforst (LSK) die geplante Norderweiterung des Tontagebaus Schenkenbusch in Witterschlick. In einer Stellungnahme gegenüber der Bezirksregierung Arnsberg bemängelte der LSV 2018, die Angaben des Unternehmens zur Geologie, den Lagerungsverhältnissen und der Tektonik seien ungenau und oberflächlich. (Bir)

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