Wunsch der AnwohnerLängere Hangbuslinie in Alfter würde 250.000 Euro kosten

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Im Dezember 2015 ist die Buslinie 882 eingerichtet worden. Nun geht es um eine Verlängerung.

Im Dezember 2015 ist die Buslinie 882 eingerichtet worden. Nun geht es um eine Verlängerung.

Alfter – Anwohner und Politik wünschen sich, dass weitere Hanglagen in Alfter-Ort durch den Öffentlichen Personennahverkehr erschlossen werden. Ins Spiel gebracht wurde dabei eine Erweiterung der 2015 eingerichteten Kleinbuslinie 882. Die voraussichtliche Kostenaufstellung hierfür legte die Verwaltung nach einer Rückfrage bei der zuständigen Kreisverkehrsbehörde nun dem Ausschuss für Umwelt, Klima, Mobilität, Wirtschaft und Digitalisierung vor.

Der Rhein-Sieg-Kreis beziffert die Kosten für den Hangbus mit jährlich 250.000 Euro, 100.000 müsse die Gemeinde selber stemmen, 150.000 Euro würden über die allgemeine Kreisumlage finanziert. Die hohen Kosten hängen damit zusammen, dass eine Verbesserung der Infrastruktur nur mit einem zusätzlichen Fahrzeug und zwei weiteren Fahrern zu bewältigen sei.

Derzeit liegen der Verwaltung zwei Anträge (Grüne und ein Bürgerantrag) vor, das Kleinbuslinienangebot in Alfter auszuweiten. Auch in einem Antrag der Freien Wähler vom Sommer 2020 zur „Verbesserung von Mobilität und Klimaschutz“ wurde die Erweiterungsoption der Linie 882 gefordert.

Unterlagen werden jetzt in Siegburg geprüft

Wie Claudia Gerhardi, Fachbereichsleiterin Regionale und nachhaltige Entwicklung, den Politikern mitteilte, liegen die Unterlagen bereits in Siegburg zur Prüfung vor. Sowohl Ausschuss als auch Rat gaben hierfür nachträglich einstimmig noch ihr Okay. Zudem erteilten die Politiker grünes Licht die erforderlichen Finanzierungsmittel in die anstehenden Haushaltsberatungen einzubringen.

Da die Linienführung optimal sei, rät der Verkehrsträger davon ab, diese zu ändern: „Insbesondere die auf die Anschlüsse abgestimmten Taktzeiten sowie die bereits ausgereizten Vorgaben zur Mindeststandzeit lassen keine Spielräume für eine Kapazitätserhöhung zu“, heißt es in einer Stellungnahme.

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Zugrundgelegt wurden die Kriterien des Nahverkehrsplanes. Die besagen, dass die nächste Haltestelle im Regelfall in 500 Metern Luftlinie erreicht werden soll. Im Außenbereich ist eine Vergrößerung des Einzugsbereichs von Haltestellen auf einen Kilometer möglich, in zentralen Bereichen sollten gemäß dieser Vorgaben hingegen 300 Meter nicht überschritten werden. Aufgrund der fingerförmigen Bebauungsstruktur der Alfterer Hanglagen wird der Regelwert von 500 Metern teilweise deutlich überschritten. Daher kann der Kreis den Wunsch der Anwohner nach einer besseren Erschließung nachvollziehen. Wirtschaftlich tragfähig ist die weitere Anbindung aus Sicht des Kreises allerdings nicht, da aufgrund der lockeren Randbebauung nur ein sehr geringes Fahrgastpotential vorliege, insbesondere im Linienverkehr.

Bei Verlängerung der Linie 882 Probleme mit Bahnanbindung

Die angeregte Anbindung der Sportanlagen am Strangheidgesweg führe nach Erfahrungen des Kreises „generell nur zu einer geringen und gleichzeitig sehr unregelmäßigen Nachfrage des ÖPNV.“ Eine Verlängerung der Linie 882 würde zudem einen negativen Einfluss auf die Reisezeiten haben sowie auf die Anschlüsse an den Schienenverkehr am Bahnhof Roisdorf.

Linienerweiterung

Die Linie 882 der Regionalverkehr Köln GmbH verbindet laut aktuellem Fahrplan mit Bussen und Kleinbussen den Bahnhof Roisdorf mit der Haltestelle Domplatz. Allerdings fährt sie dazu eine Schleife, um über Lohheckenweg, Olsdorf, Stranheidgesweg und Görreshof zum Hertersplatz zurückzukommen. Eine Verlängerung der Strecke bis zur Steinergasse sei möglich. Dann würde der Bus in gerader Linie diese Haltestelle anfahren. Die Streckenerweiterung ist nach Auffassung des Rhein-Sieg-Kreises auch dazu geeignet, mehr Anwohner aus dem Bereich der Straße Birrekoven aufzunehmen, die unterhalb von Domplatz und Steinergasse verläuft. (mfr)

Teilweise sei gar kein Anschluss mehr gegeben, heißt es. Aus all diesen Gründen sei eine Streckenerweiterung im ausgedehnten Ringverkehr nicht zielführend. Stattdessen schlägt der Kreis die Splittung in zwei Buslinien vor. Hierzu wären aber noch weitere detaillierte Untersuchungen notwendig. Die Erschließung des oberen Teils des Görreshofs sei laut Kreis nur in einem 60-Minuten-Takt sinnvoll. Hinsichtlich der Fahrgastzahlen vor der Corona-Pandemie erachtet der Träger eine Taktverdichtung allerdings für wichtig. Hierdurch könnten auch die Anschlüsse an die Linie 18 verbessert werden.

Kreis empfiehlt dichteren Takt

Grundsätzlich empfiehlt der Kreis einen dichteren Taktverkehr auf Abschnitten mit hoher Nachfrage und schlägt daher eine eigene Route vor. Darin werden die Steinergasse sowie die Straße Domplatz mit einer verbesserten Wegebeziehung zu Birrekoven vorgesehen. Hier könnte dann ein 20-Minuten-Takt gut funktionieren.

Michael Schroerlücke (Grüne) verwies darauf, dass bereits vor fünf Jahren ein entsprechender Handlungsbedarf vorlag und sprach sich dafür aus, einen Bus mehr einzusetzen. Bolko Graf Schweinitz (Freie Wähler) sprach von einem „stimmigen Konzept, weg vom Pkw-Verkehr hin zum ÖPNV.“ „Wollen wir als prosperierende Gemeinde vorankommen, sollten wir die Mittel hierfür aufbringen“, meinte Frank Hebestreit (CDU). Albert Wulff (FDP) hielt es noch für verfrüht, bereits jetzt die Haushaltsmittel einzubringen. Er wollte erst die weiteren Prüfungen abwarten und wissen, ob ein Anrufsammeltaxi nicht auch eine Option sei.

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