Zustand des Alfterer Waldes„Das ist ein trauriger und dramatischer Bericht“

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Hier in Witterschlick mussten viele Bäume gefällt werden. Stürme, Dürren und der Borkenkäfer waren zu viel.

Alfter – „Das ist ein trauriger und dramatischer Bericht.“ So kommentierte Bolko Graf Schweinitz von den Freien Wählern die Ausführungen von Revierförster Frank Meyer kürzlich im Gemeindeentwicklungsausschuss.

Meyer trat vor einigen Monaten als Nachfolger von Arne Wollgarten seine Arbeit als Revierförster im Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft an und betreut die Forstbetriebsgemeinschaften Alfter und Bornheim (inklusive Swisttal). Den Gemeindeentwicklung informierte er über den aktuellen Zustand der Alfterer Waldflächen.

Großer Teil der Fichten ist abgestorben

Der Zustand nach den beiden Dürresommern 2018 und 2019 sei niederschmetternd. Vor allem der Zustand der Fichten sei alarmierend. 200 Hektar Waldflächen gehören zum Alfterer Gemeindegebiet. Zehn Hektar befinden sich im Eigentum der Gemeinde, 20 Prozent des Bestandes besteht aus Fichten, 15 Prozent aus Kiefern und 25 Prozent aus Eichenbäumen.

Ein Großteil der Fichten sei mittlerweile „gänzlich abgestorben“. Erst kamen die Stürme, dann die Dürre und schließlich der Borkenkäfer: „Umgefallene Bäume sind im wahren Sinne des Wortes ein gefundenes Fressen für den Borkenkäfer“, sagte Mayer. Auch größere Buchenflächen seien betroffen.

„Katastrophe“ bedeutet Millionenschaden für Waldbesitzer

Der 45-jährige Forstbeamte sprach von einer „Katastrophe“ mit einem „Schaden im sechsstelligen Bereich für die Waldbesitzer“. Der Schaden dürfte in den kommenden Monaten und Jahren noch größer werden. Tote Fichten, die noch stehen, seien instabil und würden in spätestens zwei Jahren umfallen. Wird das am Boden liegende Holz bis Mai nicht aufgearbeitet, könne es überhaupt nicht mehr verwertet werden. Es ist dann soweit vertrocknet oder verwittert, dass man es nicht mehr sägen könne. Und das bei ohnehin schon dramatisch gesunkenen Festmeterpreisen.

Was ist zu tun? Revierförster Mayer empfahl vor allem eine Mischung aus verschiedenen Baumarten zu pflanzen: „Fällt eine Baumart aus, haben wir eine Alternative. Stirbt eine ältere Baumart, wächst eine jüngere nach.“ Vor allem gilt: Mehr Laub- als Nadelwald.

So könnten auf den gerodeten Fichtenflächen verstärkt Douglasien oder Stieleichen gepflanzt werden. Doch hier wartet schon das nächste Problem: „Die Pflanzschulen sind leergekauft. Es gibt mehr Interessenten als Anbieter, die Setzlinge verkaufen.“

Abgestorbene Bäume müssen aus dem Wald geschafft werden

Und speziell für das Alfterer Gebiet gibt es noch ein weiteres Problem: In der Forstbetriebsgemeinschaft Alfter sind rund 500 Waldeigentümer organisiert, die Struktur ist kleingliedrig, viele von ihnen besitzen nur kleine Parzellen von wenigen Quadratmetern, einige wohnen auch gar nicht in der Gemeinde, so dass es schwierig ist, die Eigentümer auszumachen, die geschädigten Flächen zu roden und neu zu bepflanzen.

Wilhelm Windhuis (Grüne) wollte wissen, ob man nicht einfach abgestorbene und umgefallene Bäume liegenlassen und sich selbst überlassen könne? Davon riet der Revierförster dringend ab. Man könne so keinen stabilen Folgewald anpflanzen, die noch stehenden Fichten würden irgendwann umfallen, was zur Gefahr für Waldbesucher werden könne.

„Wir wissen nicht, was künftig noch auf uns zukommt“

Die Flächen wären langfristig unzugänglich und „praktisch stillgelegt“, die Naheerholungsfunktion werde in Frage gestellt, weil dadurch Wege versperrt wären und schließlich setze das verrottende Holz wieder CO2 frei.

Die allergrößte Herausforderung allerdings sei die Unsicherheit: „Wir wissen nicht, was künftig noch auf uns zukommt wegen des Klimawandels. Eine Katastrophe dieses Ausmaßes erwarte ich allerdings nicht noch einmal“, schloss Frank Meyer seinen Vortrag.

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