Alt St. MartinBrand verursacht schwere Schäden

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Die Schäden im Inneren des Gotteshauses durch Rußentwicklung und Löschwasser sind erheblich.

Die Schäden im Inneren des Gotteshauses durch Rußentwicklung und Löschwasser sind erheblich.

Bonn – „Wir haben noch Glück im Unglück gehabt, weil es in der Kirche keine Fresken wie im Münster gibt“, erklärte Pfarrer Dr. Wolfgang Picken, Leitender Pfarrer im Seelsorgebereich Bad Godesberg. Gleichwohl ist es schon ein Unglück, was sich am Montagvormittag im Gotteshaus Alt St. Martin in Muffendorf ereignet hat. Ein Brand hat einen Anbau an das Kirchenschiff aus dem 12. Jahrhundert stark in Mitleidenschaft gezogen.

Dr. Picken schätzt den Schaden auf eine sechsstellige Summe und geht davon aus, dass eine Komplettsanierung notwendig ist, die inklusive Vorbereitung mindestens ein Jahr dauern wird. Frühestens im Sommer 2018 sei damit zu rechnen, dass Alt St. Martin teilweise wieder in Betrieb genommen werden könne.

Die Feuerwehr war um 10.51 Uhr über den Brand informiert worden. In der Zwischendecke des Kapellenvorraumes hatte sich das Feuer entzündet und drohte auf weitere Bereiche der Zwischendecke und des Gebäudes überzugreifen.

Bei Eintreffen der ersten Einsatzkräfte war die untere Schalung der Decke schon an einer Stelle durchgebrannt. Die Feuerwehrleute öffneten die Zwischendecke und löschten mit einem Strahlrohr die Flammen. Im weiteren Verlauf wurde die Decke großflächig geöffnet, um alle Glutnester zu erreichen. Gleichzeitig wurde der Dachstuhl der Kapelle mit Hilfe der Drehleiter von Außen und durch Einsatzkräfte von Innen auf weitere Glutnester kontrolliert. Das Feuer konnte nach rund drei Stunden gelöscht werden. Bis in den Nachmittag hinein gab es noch Kontrollen.

„Schäden sind erheblich“

„Die Schäden betreffen das Seitenschiff der romanischen Kirche. Der Schwelbrand muss sich im Zwischenraum zwischen Holzdecke und Ziegeldach entwickelt haben. Die Ursache dafür ist noch nicht bekannt“, sagte der Pfarrer. Die müsse von einem Gutachter ermittelt werden. Die Zwischendecke seien weitgehend zerstört und auch das Balkenwerk erheblich durch das Feuer angegriffen worden. Zum Glück sei aber das Dach verschont geblieben.

„Die Schäden sind erheblich. Decke und Balken des Seitenschiffs müssen komplett erneuert werden. Wegen der Rußentwicklung und den Einwirkungen des Löschwassers wird eine vollständige Innenrenovierung notwendig sein“, fügte Dr. Picken hinzu. Die Kosten in sechsstelliger Höhe dürften aber von einer Versicherung gedeckt sein. „Es ist schon eine Ironie des Schicksals. Normalerweise befassen wir uns im Kirchenvorstand mit Feuchtigkeitsschäden im mittelalterlichen Mauerwerk. Jetzt sind es Brandschäden“, so der Pfarrer. Man werde nun mit Sachverständigen und dem Denkmalschutz den Schaden genau analysieren

Alt St. Martin sei 1100 anstelle eines karolingischen Vorgängerbaus errichtet worden. „Sie ist damit die zweitälteste, noch genutzte romanische Kirche in Bonn nach dem Münster“, so Dr. Picken. Seit vor gut 120 Jahren eine neue Kirche gebaut wurde, wird die von einem Friedhof umgebene Kirche nur noch für Trauerfeiern, Trauungen und Taufen sowie für Konzerte genutzt. Nur im Sommer finden dort an Werktagen auch Gottesdienste statt.

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