Anklage wegen BrandstiftungProzess gegen 15-Jährigen hinter verschlossenen Türen

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Der Brand in der Schreinerei in Bad Godesberg war im August 2019 weithin zu sehen. Die Werkstatt und das angrenzende Wohnhaus waren betroffen.

Der Brand in der Schreinerei in Bad Godesberg war im August 2019 weithin zu sehen. Die Werkstatt und das angrenzende Wohnhaus waren betroffen.

Bonn – Innerhalb von zwei Tagen kam es in Bad Godesberg im August 2019 zu zwei dramatischen Bränden: Am Nachmittag des 3. August brannte – auch wegen der Hitze und Trockenheit – die Schreinerei Ungerathen lichterloh; zwei Tage später setzten zwei junge Albaner ihr Zimmer in der Flüchtlingsunterkunft Muffendorf in Brand und gefährdeten 51 Familien und deren Kinder.

Matratze mit Sturmfeuerzeug in Brand gesetzt

Die Feuerwehr konnte in diesem Fall noch rechtzeitig einschreiten, die beiden Asylsuchenden, 24 und 26 Jahre alt, sitzen seit Dienstag wegen schwerer Brandstiftung vor dem Bonner Landgericht. Demnächst muss sich nun auch der mutmaßliche Brandstifter des Godesberger Familienbetriebs verantworten. Allerdings hinter verschlossenen Saaltüren des Amtsgerichts, denn der Angeklagte ist erst 15 Jahre alt.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Jugendlichen schwere Brandstiftung vor. Am Tattag, gegen 16.38 Uhr, so die Anklage, war der Schüler mit drei weiteren Kumpels auf dem Weg zur Bushaltestelle Rheinallee. Dabei fiel dem 15-Jährigen wohl eine Matratze ins Auge, die für den Sperrmüll gedacht war und draußen auf dem Bürgersteig an eine Hecke gelehnt stand. Fast wie im Vorbeigehen soll der Angeklagte – während die anderen weitergingen – sein Sturmfeuerzeug gezogen und an die Matratze gehalten haben, die innerhalb von Sekunden Feuer fing.

Schaden in Höhe von halber Millionen Euro

Der 15-Jährige jedoch soll den anderen Jungs schnell hinterhergelaufen sein und sich mit dem Bus davon gemacht haben. Von der Haltestelle soll man bereits den aufsteigenden Rauch gesehen haben. Nur einer aus der Gruppe war zurückgelaufen und soll noch versucht haben, das Feuer zu löschen. Aber wegen der Hitze und der Schnelligkeit des Feuers sei das aussichtslos gewesen. Einer Passantin rief er noch zu, die Feuerwehr zu alarmieren.

Aber auch die Wehrleute waren wegen der Trockenheit chancenlos: Das Feuer hatte von der Matratze sofort auf die Hecke und dann auf die Schreinereiwerkstatt und das angrenzende Wohnhaus des 180 Jahre alten Godesberger Familienbetriebes übergegriffen. Bis heute, ein halbes Jahr später, stehen noch die Brandruinen: Laut Anklage soll der Schaden eine halbe Million Euro betragen.

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Der 15-Jährige hatte sich Tage später, nachdem man ihm bereits auf der Spur war, bei der Polizei gemeldet. Ein solches Feuer, so hatte er bei den Ermittlern beteuert, habe er nicht beabsichtigt. Das Feuer sei so schnell gewesen. Der Staatsanwalt jedoch geht nicht von einer fahrlässigen, sondern von einer vorsätzlichen Tat aus: Der Schüler hätte wissen können, was passiert, wenn er eine Matratze in Flammen aufgehen lässt. Er habe den Brand billigend in Kauf genommen. Der Prozess findet im Februar vor einem Jugendschöffengericht statt.

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