Bad GodesbergSchüler missbraucht – Aloisiuskolleg schließt Internat

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Das Internat am Aloisiuskolleg wird im Sommer geschlossen, weil es zu wenige Anmeldungen gab.

Das Internat am Aloisiuskolleg wird im Sommer geschlossen, weil es zu wenige Anmeldungen gab.

BONN – Das Aloisiuskolleg schließt im Sommer sein Internat. Hauptgrund ist nach Angaben der Schule die sinkende Auslastung der Einrichtung, in der zuletzt nur noch knapp 70 Kinder und Jugendliche lebten. „Die Schließung ist ein längst überfälliger Schritt in die richtige Richtung“, erklärte der Eckige Tisch Bonn (ETB). In dem Verein haben sich Geschädigte des Aloisiuskollegs zusammengeschlossen. In der Einrichtung der Jesuiten in Bad Godesberg waren Schülerinnen und Schüler jahrzehntelang Opfer von sexueller Gewalt, Demütigungen sowie von körperlichen Züchtigungen geworden.

Über die Gründe und Hintergründe der Schließung berichteten Rektor Martin Löwenstein SJ und Internatsleiter Torsten Liebscher am Dienstagabend bei einem Informationsabend in der Rotunde. Bereits am Vorabend waren die Internatsschüler sowie deren Familien und die Mitarbeiter informiert worden. Die Schließung spiegele einen deutschlandweiten Trend wider. In den vergangenen zehn Jahren habe ein Drittel aller Internate den Betrieb einstellen müssen. „Während große Einrichtungen wie das Jesuitenkolleg St. Blasien sich gut entwickeln, stehen die mittleren und kleinen Einrichtungen sehr unter Druck“, heißt es in einer Mitteilung der Schule.

Die Zukunft des Kollegs

Die Schließung treffe vor allem die derzeitigen internen Schüler und ihre Familien. Mit jeder Familie werde nach einer Lösung für das kommende Schuljahr gesucht. Das Kolleg werde allen internen Oberstufenschülern den Übergang ermöglichen, damit sie ihr Abitur machen können. Dafür soll ein Konzept für ein kleines Studienhaus für die Oberstufe im Haus des bisherigen Mädcheninternates erarbeitet werden.

Für die Pädagogen und die Mitarbeiter in Küche, Hauswirtschaft und Verwaltung will die Kollegleitung mit der Mitarbeitervertretung nach Wegen suchen, um soziale Härten abzufangen. Am Montag, 28. Mai, findet um 19 Uhr eine öffentliche Kollegkonferenz statt, bei der auf Grundlage einer Studie über die Zukunft des Kollegs gesprochen werden soll.

„Die Gründe für die Schließung sind hausgemacht und in den schweren Fehlern der leitenden Jesuiten zu finden“, erklärte der Eckige Tisch. Bis in die jüngste Zeit hätten Patres oder Mitarbeiter die Möglichkeit gehabt, Machtinseln für Missbräuche zu nutzen. Der Jesuitenorden habe die Täter und Mitwisser toleriert. Das Internat habe nun den Platz in der Geschichte, den es verdiene. (wki)

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