„Voller Wut“Vor 330 Jahren suchten französische Truppen das Siebengebirge heim

Lesezeit 3 Minuten
Das Hontes (links im Bild), das älteste Gebäude Bad Honnefs und ehemaliges Gefängnis, überlebte den Angriff der französischen Truppen als eines von nur wenigen Gebäuden im Siebengebirge. Heute wird das Hontes als Zeughaus der KG Halt Pol genutzt.

Das Hontes (links im Bild), das älteste Gebäude Bad Honnefs und ehemaliges Gefängnis, überlebte den Angriff der französischen Truppen als eines von nur wenigen Gebäuden im Siebengebirge. Heute wird das Hontes als Zeughaus der KG Halt Pol genutzt.

Bad Honnef/Königswinter – Es war im Morgengrauen des 24. Mai 1689, als die französischen Truppen Bad Honnef erreichten. „600 Mann, Fußvolk und Reiter“ gelangten über eine fliegende Brücke über den Rhein an den Ort, der einst Honnepe und im Volksmund Huff genannt wurde.

So beschreibt Pfarrer Franz Xaver Trips, der gegen Ende des 17. Jahrhunderts in Honnef wirkte, in seiner „Kurzgefassten Darstellung des Brandes und der völligen Plünderung der Gemeinde Honnef durch die französischen Truppen aus Bonn“ die Ereignisse im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges (siehe Infokasten) vor 330 Jahren.

„Voller Wut fielen sie ein“

Das Bild, das Trips darin zeichnet, ist verheerend: „Zuerst fielen sie voll Wut in Oberkassel ein, wo die Bauern die Zufahrt verbarrikadiert hatten. Nach schwerem Widerstand besetzten sie das Dorf, stürmten wie ein Ungewitter hindurch und plünderten es ganz aus.“ Von dort aus ging es „in derselben Raserei rheinaufwärts weiter durch Niederdollendorf und Königswinter nach Honnef.“ Dort habe eine schmale Passage unterhalb von Rhöndorf, die mit Balken und Pfählen befestigt war, die Truppen zwar zunächst aufhalten können, ein vermeintlicher Kollaborateur allerdings habe ihnen „einen zwar engen, aber versteckten und sicheren Weg, auf dem sie auf dem Berg ohne Verluste bis nach Rhöndorf gelangten“, gezeigt.

Hintergrund

Der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688 bis 1697), auch neunjähriger Krieg genannt, war ein vom französischen König Ludwig XIV. forcierter Konflikt mit dem Ziel, so viel niederländisches und deutsches Gebiet wie möglich zu gewinnen. Als Vorwand dienten dem Sonnenkönig dafür Streitigkeiten um das Erbe des Kurfürsten Karl II. von der Pfalz. Während des neunjährigen Krieges fand auch die Belagerung von Bonn (Juli bis Oktober 1689) durch die französischen Truppen statt. Auslöser hierfür war der sogenannte Kölner Bistumsstreit, im Rahmen dessen Ludwig XIV. Partei für eine der beiden Seiten, die um die Herrschaft über Kurköln stritten, ergriff. (mdh)

Die meisten Orte im Siebengebirge wurden nach den Aufzeichnungen von Trips nahezu dem Erdboden gleich gemacht. „Alles sank in Schutt und Asche“, so Trips. In Königswinter, im Bereich der heutigen Altstadt, brannten fast alle Gebäude ab, auch in Rhöndorf und Honnef blieben kaum Bauwerke stehen. Unter den wenigen Gebäuden, die die Brandschatzung überlebten, zählen das Haus im Turm in Rhöndorf und das Hontes am Markt in Bad Honnef, das älteste Gebäude der Stadt und frühere Gefängnis.

Selbst Pfarrer blieb nicht verschont

Auch Rommersdorf und Bondorf hätten „kaum gelitten“, wie Trips beschreibt. Bis Selhof gelangten die französischen Truppen aus Angst vor einem Hinterhalt erst gar nicht. Der Pfarrer selbst blieb laut eigener Darstellung wiederum nicht verschont, auch wenn er auf Ehrfurcht vor dem Priesteramt und dementsprechend auf Milde gehofft hatte. Er sei durchsucht und geschlagen worden, auch das Priestergewand wurde ihm entrissen, wie in seinen Notizen zu lesen ist. Dann gelang ihm, durch die Hilfe einzelner Franzosen, die Flucht.

„Nach dem Brand gab es viele – nein, es waren die meisten! – die um die Wette Bäume fällten, sogar ganze Wälder für den Bau der neuen Häuser rodeten. Der Markt entstand großenteils nicht nur wie früher, sondern in größerem Glanze. Häuser wuchsen empor, die nicht nur eines Städtchens, sondern einer Großstadt würdig gewesen wären“, wie der Pfarrer, dem im heutigen Bad Honnef ein Platz in der Fußgängerzone gewidmet ist, weiter beschreibt.

Die Aufzeichnungen von Franz Xaver Trips stammen aus eigenen Erlebnissen und Augenzeugenberichten, nachzulesen in „Honnef vor 1700. Aufzeichnungen zur Ortsgeschichte“, herausgegeben und übersetzt von Ernst Nellessen. Weitere Informationen dazu gibt es auch beim Heimat- und Geschichtsverein Herrschaft Löwenburg, Bergstraße 3, in Bad Honnef.

Rundschau abonnieren