„Vorbild sein“Schüler des Siebengebirgsgymnasiums absolvieren ihre Sozialpraktika

Lesezeit 3 Minuten
Zusammen mit ihren jungen Schützlingen der Selhofer Grundschule: (v.l.) Lehrerin Kirsten Emmerich mit den Schülern beziehungsweise Praktikanten Jule Dörpinghaus, Max Böhnisch, Jonas Zagermann, Arne Leon und Lukas Rauhcorro.

Zusammen mit ihren jungen Schützlingen der Selhofer Grundschule: (v.l.) Lehrerin Kirsten Emmerich mit den Schülern beziehungsweise Praktikanten Jule Dörpinghaus, Max Böhnisch, Jonas Zagermann, Arne Leon und Lukas Rauhcorro.

BAD HONNEF – „Die Kinder gucken sich viel von einem ab, wie ich meinen Zopf trage oder wie ich meine Hosen hochkrempele. Man achtet dann automatisch auf die eigene Wortwahl, denn man will ja ein gutes Vorbild sein“, erklärt Jule Dörpinghaus (15). Sie ist eine von 129 Schülern der Jahrgangsstufe zehn des Siebengebirgsgymnasiums (Sibi) die am diesjährigen Sozialpraktikum an rund 70 verschiedenen Stellen teilnehmen.

Die 15-Jährige hat sich die Sankt Martinus Grundschule in Selhof ausgesucht, ebenso wie Lukas Rauhcorro (14): „Meine Schwester hat gute Erfahrungen gemacht und ich helfe der Lehrerin und den Kindern, die besondere Hilfe brauchen, manchmal auch in einem separaten Raum.“

Erfahrungen in sozialen Bereichen

Den Jugendlichen sollen während des Sozialpraktikums Begegnungen und Erfahrungen in sozialen Bereichen ermöglicht werden, die sie in ihrem täglichen Umfeld nicht selbstverständlich machen. „Diese Art der Erfahrungen können auch im Unterricht nicht vermittelt werden“, erklärt Kirsten Emmerich, Koordinatorin des Sozialpraktikums und Lehrerin für Englisch und katholische Religionslehre. „So können Jugendliche erfahren, was es bedeutet, konkret Hilfe zu leisten, die Schwächeren das Menschsein erleichtert oder sie in ihrer Entwicklung fördert.“

Während ihres zweiwöchigen Praktikums arbeiten die Schüler 38,5 Stunden in ihrer jeweiligen Einrichtung. Sie mussten sich direkt dort bewerben und konnten sich aus vorbereitenden Unterlagen kundig machen, welche Anforderungen es teilweise gibt. „An manchen Stellen wird beispielsweise ein amtsärztliches Attest verlangt“, so Emmerich. Das Sibi hat über die Jahre Kontakt zu rund 150 Stellen aufgebaut, die aus den Bereichen Behinderteneinrichtungen, Altenheime, Kindergärten, Grundschulen, Arbeiterwohlfahrt und Jugendtreffs oder auch Krankenhäusern stammen.

„Ich kann gar kein Blut sehen.“

Letzteres kam für den 15-jährigen Arne Leon überhaupt nicht infrage, denn: „Ich kann gar kein Blut sehen.“ Zudem wollte er zu einer katholischen Grundschule, „weil ich auf keiner konfessionellen Schule war“. An der Selhofer Schule sei es religiöser als in seiner Grundschule. „Es gibt viele Gebete und Lieder.“ Er und seine Mitstreiter unterstützen die Lehrer in ihrem Tagesgeschäft. Das kann das Ausschneiden von Schablonen sein, oder den Kindern ein neues Thema erklären oder ihnen bei ihren Aufgaben helfen.

Für Jonas Zagermann (16) ist das Praktikum besser, als er es sich vorgestellt hatte. „Ich kann mehr machen, als ich dachte, und ich bin überrascht, wie gut die Kinder auf mich hören“. Jonas ist in der dritten Klasse und ihm gefällt es, zu sehen, wie schnell manche Kinder ihre Arbeiten erledigen und dass er die Stärken und Schwächen jedes Einzelnen erkennt.

Erste-Hilfe- Kurs gehören ebenfalls zum Praktikum

Die Betreuung der Jugendlichen vor Ort erfolgt durch ihre Lehrer und einer Ansprechperson in der Einrichtung. Zudem werden ausgewählte Erfahrungen und Erkenntnisse im Rahmen der Nachbereitung im Berichtsheft dokumentiert. Das Sozialpraktikum ist an den Religions- und Philosophieunterricht angebunden. Eine Auftaktveranstaltung, ein Projektnachmittag und ein Erste-Hilfe- Kurs gehören ebenfalls zum Praktikum. „Durch die intensive Vor- und Nachbereitung soll gesichert werden, dass die Jugendlichen durch Reflexion zu tragfähigen und tieferen Einsichten und Erkenntnissen gelangen. Sie können sich ihrer Sozialverpflichtung bewusst werden und eine eigene soziale verpflichtende Haltung ausbilden“, erklärt Kirsten Emmerich.

Auch Max Böhnisch hat erstaunliche Erfahrungen gemacht. „Ich musste den Kindern Futur I erklären. Man fühlt sich total schlau, wenn man den Kindern etwas erklärt“, so der 15-Jährige.

Aber es geht auch andersrum: „Mir hat ein Viertklässler noch mal die schriftliche Division erklärt. Die hab ich seit der Grundschule nicht mehr angewendet.“

Rundschau abonnieren