„Wir schwänzen nicht, wir kämpfen“700 Schüler demonstrieren für Gymnasium Nonnenwerth

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„Für den Erhalt unserer Schule“ demonstrierten gestern Morgen bis zu 700 Schülerinnen und Schüler.

Bad Honnef/Nonnenwerth – Es regnete in Strömen, als am Mittwochvormittag bis zu 700 Schülerinnen und Schüler des Franziskus-Gymnasiums Nonnenwerth, Lehrer und Ehemalige auf der B 9 bei Rolandswerth für den Erhalt ihrer Schule demonstrierten. Den Protestmarsch hatte die Schülervertretung organisiert. Er führte vom Bahnhof Rolandseck rheinabwärts zur Insel Nonnenwerth; wegen des Umzugs war die Bundesstraße etwa 45 Minuten gesperrt.

„Wir schwänzen nicht, wir kämpfen“, war auf einem Plakat zu lesen, das verdeutlichte, wie ernst die Teilnehmenden die Lage des Gymnasiums einschätzen. Sie sehen die Existenz ihrer Schule seit dem Schulträgerwechsel vor einem Jahr bedroht.

Im Sommer 2020 hatte die ISR International School on the Rhine gemeinnützige GmbH aus Neuss die 1854 gegründete Schule vom Orden der Franziskanerinnen übernommen; der geschäftsführende Gesellschafter der ISR, Peter Soliman, wurde gleichzeitig Besitzer der gegenüber Bad Honnef gelegenen Rheininsel.

Gerüchte, er wolle die Schule loswerden und stattdessen Luxuswohnungen auf dem idyllischen Eiland bauen lassen, machten die Runde, als vor wenigen Tagen das Exposé eines Projektentwicklers auftauchte, der Pläne für Eigentumswohnungen vorstellte. Die Franziskanerinnen, denen Soliman lebenslanges Wohnrecht im Kloster zugesichert hatten, sollten „versetzt“ werden.

Peter Soliman will Gymnasium Nonnenwerth retten

Der Geschäftsmann vom Niederrhein versicherte hingegen am Mittwoch, er wolle das Gymnasium Nonnenwerth retten. Er teilte dieser Zeitung mit: „Als ich Anfang 2020 die Trägerschaft der Schule übernommen habe, stand diese kurz vor der Schließung. Das war allen Beteiligten bewusst. Und durch die in diesem Jahr dazu gekommene erhebliche Brandschutz-Problematik hat sich die Lage noch einmal dramatisch verschärft. Eine verlässliche Lösung gemeinsam mit der Politik zu finden, ist mein Ziel.“

Insel Nonnenwerth

Kloster und Gasthof

Seit dem 12. Jahrhundert befand sich auf der rund zwei Kilometer langen Insel ein Benediktinerinnen-Kloster, das 1802 enteignet wurde. 1821 wurde in den Räumen ein Gasthof eröffnet, der wegen seiner illustren Umgebung Gäste aus aller Welt anzog.

James Fenimore Cooper, der durch die „Lederstrumpf“-Romane bekannt gewordene Schriftsteller, logierte dort, von 1841 bis 1843 verbrachten der Klaviervirtuose Franz Liszt und seine Geliebte Marie d’Agoult die Ferien auf Nonnenwerth. Liszt pflanzte an seinem 30. Geburtstag im Oktober 1831 eine Platane, die heute noch dort steht („Liszt-Platane“).

1854 wurde nach der Schließung des Gasthofs das Franziskanerinnen-Kloster St. Clemens eröffnet, das auch eine Schule betrieb. Von 1847 bis 1850 war die Dichterin Luise Hensel dort als Lehrerin tätig. Sie hat das Gebet „Müde bin ich, geh’ zur Ruh“ verfasst. (dbr)  

Da der Brandschutz nicht sicher war, konnte in dem Gymnasium zeitweise nicht unterrichtet werden. Die Kreisverwaltung Ahrweiler genehmigte den Schulbetrieb danach nur unter Auflagen. „Die Bauabteilung der Kreisverwaltung musste sich im Interesse der Sicherheit der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte und aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an gesetzliche Vorgaben halten,“ betonte der Erste Kreisbeigeordnete Horst Gies.

Um den Schulbetrieb fortzuführen, seien Kompromisslösungen ermöglicht worden, so der CDU-Landtagsabgeordnete. ISR-Chef Soliman schätzt, dass es zehn Millionen Euro kosten werde, die Gebäude zu sanieren. Zusätzlich trage er die laufenden Verluste der Schule von jährlich mindestens einer Million Euro.

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Die Eltern, vertreten durch den Verein Schulwerk, wollen die Trägerschaft übernehmen, das Schulwerk hat Zahlungen an den Schulträger, hauptsächlich Beiträge und Spenden der Eltern, an die ISR eingestellt.

Unterdessen setzen sich immer mehr Politiker für den Erhalt der Schule ein, darunter die Bundestagsabgeordneten Erwin Rüddel (CDU) aus Windhagen, Mechthild Heil (CDU) aus dem Wahlkreis Ahrweiler und Nicole Westig (FDP) aus Bad Honnef, deren Kinder das Gymnasium besucht haben. Die Landtagsabgeordnete Ellen Demuth (CDU) aus Linz zählt ebenso zu den Unterstützern wie der aus Bad Bodendorf stammende Hollywood-Komponist Klaus Badelt („Fluch der Karibik“, gemeinsam mit Hans Zimmer). Zu seiner Schulzeit in Sinzig habe er mit einigen Freunden, die das Gymnasium Nonnenwerth besuchten, Musik gemacht, schreibt Badelt auf der Seite nonnenwerthretten.de. Eine auf der Plattform change.org zu findende Online-Petition ist nach Angaben der Organisatoren über 7000 Mal unterschrieben worden.

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