Alles Gaskunden betroffenWas Sie zur Erdgasumstellung in Bad Honnef wissen müssen

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Aufwendige Technik: Blick in eine Erdgasübernahmestation der Bad Honnef AG. Das städtische Unternehmen muss von „L-Gas“ auf „H-Gas“ umrüsten.

Aufwendige Technik: Blick in eine Erdgasübernahmestation der Bad Honnef AG. Das städtische Unternehmen muss von „L-Gas“ auf „H-Gas“ umrüsten.

  • Wer ist von der Erdgasumstellung betroffen?
  • Wieso ist das ein Problem für den Verbraucher?
  • Funktioniert die Umstellung bei allen Geräten?
  • Diese und viele weitere Frage klären wir mit unserem Verbraucher-Stück.

Bad Honnef – Auf den kleinen Energieversorger Bad Honnef AG kommt eine sehr große Aufgabe zu. „Das gibt eine Menge Arbeit“, sagt Stephan Reuter. Er ist bei der BHAG für das Großprojekt Erdgasumstellung zuständig, das in der Region zwischen Bad Honnef, Unkel und dem Rand des Westerwalds alle rund 22.000 Gaskunden des städtischen Energieversorgers mit ihren schätzungsweise 26.000 Gasgeräten betrifft. Sie alle bekommen in den nächsten rund zweieinhalb Jahren mindestens zweimal Besuch von Monteuren, damit ihre Geräte auf das neue Erdgas um- und eingestellt werden können. Sechs bis sieben Millionen Euro muss die BHAG dafür nach Angaben von Stephan Reuter in die Hand nehmen. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wer ist von der Erdgasumstellung betroffen?

Gebiete in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und Sachsen-Anhalt beziehen sogenanntes „L-Gas“ aus den Niederlanden. Dazu gehört auch das Versorgungsgebiet der BHAG (siehe Grafik). „L“ steht für „Low“. Betroffen von der Umstellung sind insgesamt rund 23 Prozent aller deutschen Haushalte mit etwa sechs Millionen Gasgeräten.

Was ist der Grund für die Umstellung?

Durch die mehr als 50 Jahre laufende Erdgasförderung in den Niederlanden ist es verstärkt zu Erdbeben im Raum Groningen und zu Schäden an Häusern gekommen. Die holländische Regierung hat daher ein Auslaufen der Ausbeutung beschlossen. Die betroffenen Regionen müssen künftig das „H-Gas“ (für „High“) beziehen, das einen höheren Brennwert hat.

Wieso ist das ein Problem für den Verbraucher?

Die unterschiedliche Beschaffenheit von L- und H-Gas verlangen verschiedene Anforderungen an die Gasgeräte in Privathaushalten und Unternehmen. Sie müssen technisch auf die neue Gasqualität eingestellt und umgerüstet werden. Und das gilt, betonen die Fachleute bei der BHAG, für jedes einzelne Gasgerät, von der Heizung im Keller über den Herd in der Küche bis zum Wäschetrockner oder Heizstrahler.

Wie geht das Ganze konkret über die Bühne?

In einem ersten Schritt kommen Monteure zu allen BHAG-Gaskunden und erfassen erstmal alle Gasgeräte („Erhebung“). Die Fachleute stellen fest, welche Materialien oder Teile nötig sind, um beispielsweise die Heizung umzurüsten. Und sie ermitteln, wann konkret umgestellt werden muss – weit im Vorfeld der Einspeisung des „neuen“ Gases ins Leitungsnetz oder erst kurz davor? Laut Stephan Reuter sind in Deutschland etwa 20 000 unterschiedliche Gasgerätetypen auf dem Markt, für die jeweils eine Lösung gefunden werden muss. Die Monteure, die zum Verbraucher nach Hause kommen, seien auch deswegen speziell geschult.

Und was passiert nach der „Erhebung“?

Bei einem zweiten Termin kommen die Monteure erneut ins Haus, bauen die neuen Düsen oder andere Teile ein und stellen die Brenner auf das neue „H-Gas“ ein („Anpassung“). In zehn Prozent aller betroffenen Haushalte gibt es einen dritten Besuch, um stichpunktartig Qualitätskontrollen durchzuführen. Die beiden Phasen „Umstellung“ und „Anpassung“ sind für den Kunden kostenlos.

Funktioniert die Umstellung bei allen Geräten?

Sicherheit

Um nicht Betrüger, Einbrecher oder Abzocker auf den Plan zu rufen, die die Erdgasumstellung nutzen, um sich beispielsweise Zutritt zu Häusern zu verschaffen, hat die BHAG Sicherheitssperren eingezogen. So kommuniziert sie mit den Kunden nur schriftlich; es gibt keine Anrufe. Alle Termine werden schriftlich angekündigt. Die Monteure haben einen BHAG-Ausweis und müssen eine individuelle PIN-Nummer kennen, die der Kunde in seinem Terminschreiben erhalten hat. (csc)

Nach Einschätzung von Projektleiter Stephan Reuter sollte das in der Regel so sein. Nur bei Geräten ohne deutsche Zulassung (die eigentlich eh nicht betrieben werden dürften), bei sehr alten Anlagen oder bei einigen „Exoten“ könnte es Probleme geben. Schlimmstenfalls müsste ein neues Gerät – etwa ein Heizkessel – angeschafft werden, und das dann auf Kosten des jeweiligen Kunden. Bei Pilotprojekten habe sich die Zahl solcher Fälle im Promillebereich bis hin zu zwei Prozent bewegt, so Stephan Reuter.

Wann geht es los mit dem Großprojekt?

Die BHAG plant zwei Phasen: Im Berggebiet (Aegidienberg, Verbandsgemeinde Asbach sowie Teile von Flammersfeld, Puderbach, Altenkirchen sowie der Stadt Hennef) beginnt die Erhebung im Juni 2019, Anpassung und Umstellung erfolgen 2021. Im Tal (Bad Honnef und VG Unkel) beginnt die Erhebung im September 2020, Anpassung und Umstellung sind 2022.

Was ist mit den entstehenden Kosten?

Die Kosten für Erhebung und Anpassung müssen nicht die BHAG-Kunden tragen. Sie werden über eine Umlage von allen bundesdeutschen Gaskunden finanziert. Das „H-Gas“ sei nicht teurer, auch der Verbrauch werde sich trotz des leicht höheren Brennwertes „nicht signifikant ändern“, sagen die Fachleute.

Kann man sich weigern, mitzuwirken und die Monteure beispielsweise nicht ins Haus lassen?

Klare Antwort des Energieversorgers: Nein! Bei einem Weiterbetrieb der Geräte mit falschen Einstellungen könne es zur Zerstörung der Geräte bis hin zu Gefahren für Leib und Leben kommen. In diesem Fall würde der Gasanschluss komplett gesperrt. Projektleiter Stephan Reuter: „Wir müssen überall rein. Es gibt keine Ausnahme.“

Kontakt: Bad Honnef AG, Erdgasbüro, Lohfelder Straße 6, 53604 Bad Honnef, Telefon (0 22 24) 17 2 78, E-Mail: erdgasbuero@bhag.de.

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