Digitaler Handel mit HürdenBad Honnef zieht Bilanz zum Kiezkaufhaus

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Auf der Homepage des Kiezkaufhauses präsentiert sich der stationäre Einzelhandel.

Auf der Homepage des Kiezkaufhauses präsentiert sich der stationäre Einzelhandel.

Bad Honnef – Wie sieht die Zukunft des Einzelhandels aus? Innenstädte und lokale Geschäfte sind in Zeiten digitalen Wandels zunehmend unter Druck geraten. Eine Lösung für dieses Dilemma, das sich in den vergangenen Jahren auch in Bad Honnef mehr und mehr bemerkbar gemacht hat, sollte das Kiezkaufhaus sein. Auf der Online-Plattform kann sich der stationäre Einzelhandel präsentieren, mitsamt Lieferservice. Eine gute Idee, allerdings eine mit vielen Hürden, wie sich in jüngster Vergangenheit gezeigt hat: Das Kiezkaufhaus im Gründungsort Wiesbaden soll ab sofort pausieren. Der Grund: Zu wenige Bestellungen, wie es in einer Mitteilung auf der Internetseite des Angebots heißt.

Für Bad Honnef soll das erstmal keine Konsequenzen haben, die Software könne weiter benutzt werden. Dennoch steht die Stadt vor ähnlich gelagerten Herausforderungen, wie aus einer Mitteilung der Verwaltung für die nächste Sitzung des Stadtrates am kommenden Donnerstag, 6. Februar, hervorgeht. „Das Angebot, das online verfügbar ist, führt derzeit kaum zu Bestellungen durch die Kundschaft. Der Lieferservice hat trotz reduzierter Liefergebühren bislang nur sehr wenige Aufträge ausführen können“, heißt es dort. Sofern sich keine weiteren „Anlockpunkte“ ergeben würden, will die Stadt den Lieferservice zum 30. Juni einstellen.

Nach Einschätzung der Stadtverwaltung kann sich der Lieferservice erst richtig etablieren, wenn ein Lebensmittelhändler auf der Plattform vertreten ist. Ein erster Schritt dahin sei nun die Teilnahme der Bäckerei Welsch (siehe Infokasten rechts). Darüber hinaus führe die Stadt Gespräche mit Händlern in Nachbarkommunen. Aktuell sind im Schaufenster (ohne Lieferservice) des Kiezkaufhauses sieben und im Shop bald zehn Einzelhändler vertreten. Ziel war es ursprünglich, rund 20 Betriebe zu präsentieren.

Hintergrund

Das Projekt Kiezkaufhaus hat die Stadt nach der erfolgreichen Bewerbung um Fördermittel des Landesprogramms „Digitalen und stationären Einzelhandel zusammendenken“ aus dem Jahr 2017 (50 Prozent) mit Eigenmitteln in Höhe von rund 100 000 Euro realisiert. Ab diesem Jahr ist das Projekt in den Regelbetrieb übergegangen. Heißt: Die Stadt muss den Fortbetrieb des Lieferdienstes selbst tragen.

Ziel der Einrichtung eines lokalen und digitalen Einkaufsportals mit Shop sollten die Stärkung des stationäre Einzelhandels, des Standorts und der Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure untereinander sein. (mdh)

Im alltäglichen Umgang mit der Plattform, den Einzelhändlern, die ihre Shops ab einem gewissen Zeitpunkt selbst pflegen müssen, sowie der Technik würden sich laut Mitteilung der Verwaltung immer wieder Hürden und Herausforderungen ergeben: „Für die Händlerinnen und Händler stellt der weitere Ausbau der Seiten und Sortimente eine Herausforderung dar. Die Ausweitung des Produktangebotes lässt daher bislang zu wünschen übrig.“ Die mentale Hürde für die Nutzung der Plattform bei Händlern sei hoch, weil sie einen großen Aufwand befürchteten. Die Stadt versuche mit Schulungsangeboten und Hilfe der Wirtschaftsförderung zu unterstützen. Dafür, aber auch für die Schaffung der Strukturen, sei ein hoher Personalaufwand erforderlich, der jedoch seitens der Stadt abgedeckt sei.

Trotz dieser Herausforderungen hätten sich die Vorteile des Projektes bestätigt, bilanziert die Stadt. „Die Plattform bietet den Vorteil der Sichtbarkeit im Netz, die Möglichkeit einer Zusammenlegung des Angebots aller Geschäfte (Kaufhaus-Gedanke) sowie der Vernetzung der Geschäfte untereinander zu fördern.“ Eine abschließende Einschätzung über den Erfolg des Projektes könne jedoch erst in drei bis fünf Jahren erfolgen.

Die Sitzung des Stadtrates findet am Donnerstag, 6. Februar, um 18 Uhr im Ratssaal des Rathauses in Bad Honnef statt. Thema soll neben dem Kiezkaufhaus unter anderem auch die Umgestaltung der Insel Grafenwerth sein.

Erweiterung des Angebotes

Frische Backwaren von Randolph Welsch können sich Bad Honnefer ab sofort über das Kiezkaufhaus entweder direkt nach Hause bringen lassen oder online vorbestellen und im Ladenlokal an der Hauptstraße 41a abholen. Mit der Bäckerei Welsch konnte Bürgermeister Otto Neuhoff nun, neben anderen Angeboten, einen weiteren Händler im Food-Bereich der Onlineplattform begrüßen. Zunächst werden laut einer Mitteilung der Stadt 30 verschiedene Produkte im Welsch-Shop angeboten, das Sortiment könne bei Bedarf aber noch erweitert werden. Neben der Bäckerei wollen weitere Bad Honnefer Einzelhändler wie Blumen Neffgen und das Einrichtungshaus Walkembach mit Shops im Kiezkaufhaus an den Start gehen, wie es weiter heißt. „Unser Ziel ist, das Angebot weiter auszubauen. Da bleiben wir dran“, wird Bürgermeister Otto Neuhoff in der Mitteilung der Stadtverwaltung zitiert. (mdh)

badhonnef.kiezkaufhaus.de

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