GroßprojektInnensanierung der Pfarrkirche St. Johann Baptist nähert sich dem Ende

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In gut sechs Metern Höhe befindet sich die auf Stahlgerüsten ruhende Zwischendecke, von der aus die Fachfirmen und Restauratoren an der Decke der Kirche St. Johann Baptist arbeiten und unter anderem die schönen Deckenmalereien reinigen und ausbessern konnten.

In gut sechs Metern Höhe befindet sich die auf Stahlgerüsten ruhende Zwischendecke, von der aus die Fachfirmen und Restauratoren an der Decke der Kirche St. Johann Baptist arbeiten und unter anderem die schönen Deckenmalereien reinigen und ausbessern konnten.

Bad Honnef – Christoph Füllenbach steht auf einer Zwischendecke gut sechs Meter über dem Erdboden und zeigt auf eine große Wandmalerei. „Das Fresko war sehr dunkel und wurde zweimal gereinigt. Es ist unheimlich hell geworden“, sagt der Architekt über die Darstellung der Taufe mit einer monumentalen Christusfigur, die sich in der Bad Honnefer Pfarrkirche St. Johann Baptist gleich links vom Hauptportal befindet. Mit einem bemerkenswerten Detail: Im Hintergrund sind der Rhein und das Siebengebirge dargestellt.

„Zustand: stark verschmutzt und verdunkelt“, heißt es in einer Aufstellung des Kunstinventars des zentral am Markt stehenden Gotteshauses, das Dr. Dorothea Kampmann auf rund 440 Seiten zusammengestellt hat – und zwar bevor die Innensanierung von St. Johann Baptist im vorigen Jahr begonnen wurde. Inzwischen nähert sich das Großprojekt langsam dem Ende und soll im Herbst mit der Aktion „Klang – Raum – Kirche“ wiedereröffnet werden (siehe Infokasten).

Architekt Christoph Füllenbach erläutert den neuen Standort der Grablegung.

Architekt Christoph Füllenbach erläutert den neuen Standort der Grablegung.

Wer zurzeit die Pfarrkirche betritt, sieht vor allem eines – Stahl. Der ganze Kirchen- und vor allem der Altarraum ist ein einziges Gerüst, das die in sechs bis sieben Meter Höhe eingezogenen Zwischendecken trägt, von denen aus die Fachfirmen und Restauratoren beispielsweise an den Deckenmalereien arbeiten konnten. Rankenmalereien und bunte Schlusssteine im Gewölbe wurden gereinigt und ausgebessert, sehen jetzt aus wie gerade erst entstanden.

Klang - Raum - Kirche

Eine Kirche ohne Bänke ermöglicht ein völlig neues und einzigartiges Raumgefühl, weiß der Kirchbauverein von St. Johann Baptist und plant deshalb zur Wiederöffnung der Pfarrkirche die Aktion „Klang – Raum – Kirche“. Sie findet vom 28. September bis 7. Oktober statt.

„Tanz im Kirchenraum“, heißt es am Freitag, 28. September, ab 18 Uhr. „Liturgie im Kirchenraum“ steht am Sonntag, 30. September, um 19.30 Uhr auf dem Programm. „Führung im Kirchenraum“ speziell für Kinder lautet das Motto am Mittwoch, 3. Oktober, um 11 Uhr; ab 16 Uhr gibt es „Musik im Kirchenraum“ und anschließend eine Führung. Eine „Taschenlampenführung im Kirchenraum“ findet am Freitag, 5. Oktober, um 19.30 Uhr statt und ein „Gottesdienst im Kirchenraum“ zu Erntedank am Sonntag, 7. Oktober, um 10 Uhr. (csc)

„Die Raumschale des Gewölbes ist fertig“, sagt Christoph Füllenbach. In den nächsten Tagen wird die Stahlkonstruktion, deren Aufbau alleine drei Wochen gedauert hat, wieder abgebaut. Aber erst nach einer gründlichen Reinigung, damit sich nicht der Staub überall in der gerade „neuen“ Kirche niederschlägt.

Das Projekt ist umfassend und beschränkt sich nicht nur auf Reinigung und Anstrich. Die Altäre und Kirchenbänke wurden rausgeräumt und von einer Spezialfirma einer Wärmebehandlung unterzogen, um dem Holzwurm den Garaus zu machen. Die Bleiglasfenster werden ausgebessert und gesäubert. Die drei Orgeln wurden zum Schutz „eingehaust“ und werden permanent klimatisch überwacht. Auch Weihwasser- und Taufbecken sind hinter Holzkonstruktionen verschwunden. Zum Teil musste der Sockelputz des Kirchenbaus im Innern bis auf 1,20 Meter Höhe abgeschlagen und saniert werden. Eine wesentliche Neuerung: Die Grablegungsgruppe, die um 1514 geschaffen wurde, ist ins südliche Seitenschiff verlegt worden, weil an ihrem bisherigen Standort Schäden durch Feuchtigkeit entstanden waren. Das Kunstwerk sei „auseinandergenommen und neu zusammengefügt“ worden, sagt Christoph Füllenbach über die Arbeit der Restauratoren.

Der ganze Kirchenraum wird derzeit von Gerüsten geprägt.  

Der ganze Kirchenraum wird derzeit von Gerüsten geprägt.  

Insgesamt 1,1 Millionen Euro wird die Innensanierung der Pfarrkirche nach Füllenbachs Angaben kosten, rund 300 000 Euro mehr als bei der Vorstellung des Projekts vor gut einem Jahr geschätzt. Die Ausgaben tragen das Erzbistum Köln, die Kirchengemeinde und zum Teil die Bezirksregierung.

Zur Sanierung gehört auch ein neues Lautsprechersystem und ein Beleuchtungskonzept, das eine „Szenarienschaltung“ (Füllenbach) ermöglicht, also spezielle Lichtprogrammierungen etwa zu hohen kirchlichen Feiertagen wie Ostern oder Weihnachten. Um die neuen, rund 20 Kilo schweren Lampen aufhängen zu können, ist im Dachstuhl extra eine Seilaufhängung installiert worden, die auch ein Absenken ermöglicht, um die Lampen zu reinigen.

Vier bis fünf Jahre haben die Vorplanungen für das Projekt St. Johann Baptist gedauert, sagt Christoph Füllenbach, der unter anderem schon die Sanierung der katholischen Kirchen in Rheinbreitbach und Unkel in der Hand hatte und dessen Vater, Franz-Josef Füllenbach, die Selhofer Kirche St. Martin gebaut hat, die 1968 geweiht wurde.

Die Kirche St. Johann Baptist selbst hat eine lange Geschichte. Schon in karolingischer Zeit stand an der Stelle der heutigen Pfarrkirche eine Kapelle. Bei Ausgrabungen fand man die Fundamente einer dreischiffigen Basilika des 11. Jahrhunderts. In romanischem Stil entstand etwas später der Turm, der – bis auf den Helm von 1860, den Dombaumeister Zwirner entwarf – im ursprünglichen Zustand erhalten ist. Der heutige gotische Kirchenraum wurde an der Wende zum 16. Jahrhundert geschaffen und das neugotische Querschiff erst 1912.

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