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Industriekomplex in Bad Honnef37 barrierefreie Apartments in der Wäscherei Mesenholl

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Mit Modell vor historischem Gemäuer (v.l.) Otto Neuhoff (Bürgermeister) Fabiano Pinto (Leiter Geschäftsbereich Städtebau), Almut Bettin (Architektin), Marion Prechtl (Leiterin Haus Hohenhonnef) und Jürgen Staude (Geschäftsführer Hohenhonnef GmbH).

Mit Modell vor historischem Gemäuer (v.l.) Otto Neuhoff (Bürgermeister) Fabiano Pinto (Leiter Geschäftsbereich Städtebau), Almut Bettin (Architektin), Marion Prechtl (Leiterin Haus Hohenhonnef) und Jürgen Staude (Geschäftsführer Hohenhonnef GmbH).

  • „Inklusives Wohnen im Schmelztal“ ist der Arbeitstitel für ein 4,5-Millionen-Euro-Projekt, das die Cornelius-Helferich-Stiftung beziehungsweise deren Hohenhonnef GmbH als Bauherr dort verwirklichen will..

Bad Honnef –  Nach 22 Jahren, in denen die Ideen für das Gemäuer von einer Diskothek über ein Restaurant bis zum Handwerkerhof und einem Nationalparkzentrum reichten, steht nun endgültig fest, was aus der einstigen Wäscherei Mesenholl wird: „Inklusives Wohnen im Schmelztal“ ist der Arbeitstitel für ein 4,5-Millionen-Euro-Projekt, das die Cornelius-Helferich-Stiftung beziehungsweise deren Hohenhonnef GmbH als Bauherr im Schmelztal verwirklichen will.

Voraussichtlich noch dieses Jahr soll Baubeginn sein für die 37 barrierefreien Zwei-Zimmer-Apartments, die in dem einstigen Industriegebäude entstehen. Das liegt unmittelbar am Ortseingang von Bad Honnef (L 144) und damit direkt am Rande des Naturschutzgebiets Siebengebirge, was die Pläne für eine neue Nutzung in den vergangenen Jahren nicht gerade erleichtert hat.

Hohenhonnef GmbH als Bauherr

Von einem „besonders wichtigen Projekt“ für das Haus Hohenhonnef, die Behinderteinrichtung oben auf dem Berg, für dessen Versorgung das Maschinen- und Kesselhaus einst gebaut wurde, als Hohenhonnef noch Lungenheilstätte war (siehe Kasten), sprach am Mittwoch Bürgermeister Otto Neuhoff. Wichtig sei das Projekt aber auch für Bad Honnef, dessen Eingangsportal nun „würdig gestaltet“ werde.

Junge Menschen mit Beeinträchtigungen und Studenten – das sind die Zielgruppen des Wohnprojekts, sagte Jürgen Staude, Geschäftsführer der Hohenhonnef GmbH, bei einem Pressetermin vor Ort. In dem Wohnprojekt werde betreutes Wohnen angeboten, es sei aber keine weitere Außenwohngruppe von Haus Hohenhonnef. Nach Angaben der Architektin Almut Bettin, die vier Jahre an der Planung gearbeitet hat, entstehen 37 Apartments mit 40 bis 60 Quadratmetern Wohnfläche; 31 Wohnungen davon seien rollstuhlgerecht. Während der rechte Gebäudeteil (die einstige Wäscherei, in deren Obergeschoss auch Wohnungen waren) und der linke Teil (Kesselhaus) stehen bleiben, würden die Bauten zwischen diesen Teilen abgerissen. Dort werde ein neuer zentraler Zugang für die meisten Wohnungen geschaffen; nur sechs von ihnen sind über die Rückseite des Wäschereigebäudes zugänglich. Abgerissen werden soll der Schornstein, der völlig marode sei, wie Almut Bettin betonte.

Aus der Historie

1892 wurde ein Maschinen- und Kesselhaus mit Dampfwaschanstalt im Schmelztal errichtet. Das Gebäude diente der Versorgung der damaligen Lungenheilstätte Hohenhonnef: Wäsche und Lebensmittel wurden über eine Lorenbahn, die quer durch den Wald auf den Berg führte, zur Einrichtung gebracht, elektrischer Strom und Heizwärme wurden über oberirdische Leitungen durch den Wald geleitet. 1898 wurde das Kesselhaus vergrößert, 1928 wurde ein 1897 angelegter Eiskeller zu Stallungen umgebaut. 1979 verpachtete die Cornelius-Helferich-Stiftung, die heute das Haus Hohenhonnef, eine Einrichtung für behinderte Menschen, trägt, die Wäscherei an die Firma Mesenholl. Noch 1995 wurde das Gebäude am Rande des Naturschutzgebiets Siebengebirge um zwei Hallen erweitert. Seit 1998 liegt das historische Gemäuer brach. Es ist kein Denkmal. (csc)

Auf dem Gelände sind nur 19 Parkplätze vorgesehen. Ursprünglich war nach Angaben von Otto Neuhoff an 35 gedacht worden, doch das habe der Landesbetrieb Straßen NRW wegen der gefährlichen Auffahrt auf die Landstraße 144 nicht zugelassen. Für Fußgänger und Radfahrer wird extra eine Brücke über den Ohbach gebaut, damit sie nicht entlang der Landstraße zu ihrem künftigen Wohnort gehen beziehungsweise fahren müssen. Zuletzt hatte ein Uhu für weitere Verzögerungen bei dem Wohnbauprojekt gesorgt, der sich an oder in dem ehemaligen Industriegebäude niedergelassen hatte. Zurzeit, so hieß es gestern, ist in dem Areal keines der Tiere zuhause. Auf dem Dach des alten Kesselgebäudes sei aber ein Nistplatz angelegt worden, um jederzeit eine Wiederansiedlung zu ermöglichen.

Nicht nur außen, auch innen prangen zahllose Graffitis an den Wänden des Gemäuers, das offenbar viele junge Menschen angelockt hat. Obwohl, wie Jürgen Staude betonte, in und an dem maroden Industriegebäude wirklich Lebensgefahr bestehe. Auf Schilder wird vor „Einsturzgefahr“ gewarnt.

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