Liedermacher in Bad HonnefKonstantin Wecker begeistert bei Abend der Brüderlichkeit

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Perfekt eingespieltes Trio: (v.l.) Joe Barnikel, Konstantin Wecker und Fany Kammerlander.

Bad Honnef – Dass Konstantin Wecker nach wie vor hochpolitisch ist, wird mit den ersten Tönen deutlich, als er die 2021er Version seines Klassikers „Willy“ präsentiert: 1977 beklagte der Liedermacher unvergessen eindringlich und beklemmend die Tötung seines Freundes Willy durch Neonazis, jetzt stellte er die direkte Verbindung her zu Pegida und zur AfD und zu dem Anschlag von Hanau 2020, dem neun Menschen zum Opfer fielen. Willy, singt der 74-Jährige an seinen verstorbenen Freund gewandt, war und ist „leider kein Einzelfall“.

Kursaal nahezu ausverkauft

Die Besucher des „Abends der Brüderlichkeit“, wie das Konzert von Konstantin Wecker am Montagabend im nahezu ausverkauften Kursaal überschrieben war, erlebten auch einen sanften, familiären, einfühlsamen Liedermacher. Stehend applaudierten die Zuhörer am Ende im frisch restaurierten Jugendstilsaal und bekamen mehrere Zugaben zum Abschluss eines mehr als zweistündigen Konzertes, das bleibende Eindrücke hinterlässt. Musik und Poesie boten Konstantin Wecker und seine musikalischen Partner Fany Kammerlander (Violoncello) und Jo Barnikel (Klavier).

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„Dreimal habe wir es durchgeplant, jetzt haben wir es hingekriegt“, sagte Bürgermeister Otto Neuhoff mit Blick auf den Umstand, dass die Bad Honnefer Festwochen zum Beethoven-Jubiläum 2020 wegen Corona zweimal hatten verschoben werden müssen. „Sie glauben gar nicht, wie froh ich bin, dass ich heute hier stehen kann.“ Und auch Konstantin Wecker zeigte sich „froh, dass Kultur überhaupt wieder möglich ist“, wie der Liedermacher zu Beginn sagte. Um am Ende zu ergänzen, dass er in 50 Jahren jedes Jahr bei fast 100 Konzerten auf der Bühne gestanden habe und dass dies wegen Corona plötzlich nicht mehr möglich gewesen sei. Der Mensch aber brauche Kunst, zitierte der Münchner Liedermacher den Komponisten Georg Kreisler, weil sie ein Teil seiner selbst sei.

Verbindung zu Beethoven

Gleich mit dem zweiten Lied stellte der 74-Jährige die Verbindung zu Beethoven her, denn bei der Vertonung von den „Den Parolen keine Chance“ hat er Anleihen bei der neunten Sinfonie des 1770 in Bonn geborenen Komponisten genommen, wie unschwer zu hören war. Den Familienmenschen Wecker lernte man nicht nur durch das Lied „An meine Kinder kennen“, sondern auch durch „Niemals Applaus“, mit dem er seinen Vater würdigte, wie er es überhaupt als großes Glück bezeichnete, in einem antifaschistischen und antiautoritären Elternhaus groß geworden zu sein („Ich durfte ungehorsam sein“). Wecker ließ eine alte Tonbandaufzeichnung abspielen, auf der er selbst und sein Vater 1959 ein Lied aus Verdis Oper "La traviata" singen. „Du hast die Liebe zur Musik in mir geweckt“, bescheinigte er seinem Vater in „Niemals Applaus“.

„Schäm Dich Europa“

Nach Stücken wie unter anderem „Liebeslied“, „Liebes Leben“ oder „Was passiert in den Jahren“ wurde es nach der Pause und nach „Was immer mir der Wind erzählt“ erneut politisch. Etwa mit „Schäm Dich Europa“, wie Wecker mit Blick auf die europäische Flüchtlingspolitik, Rassismus und wieder erstarkenden Faschismus fordert. Zuvor hatte er das unendlich traurige „Lieder der Lieder“ aus der „Mauthausen-Kantate“ gesungen, die der jüngst verstorbene griechische Komponist Mikis Theodorakis, den Wecker gut kannte, 1965 vertont hatte. Zum Zugabenblock gehörte unter anderem das Lied „Gracias a la vida“, bei dem Fany Kammerlander bewies, dass sie nicht nur begnadet Cello spielt, sondern auch eine erstklassige Stimme hat.

Es gab viel Applaus für das Trio und den „Abend der Brüderlichkeit“ von den 300 Konzertbesuchern.

Lieder von Schubert, Beethoven und Brahms sind am, Mittwoch, 15.September, ab 20 Uhr im Bad Honnefer Kursaal zu hören. Thomas Bonnie (Bariton) und Peter Bortfeldt (Klavier) präsentieren im Rahmen der Bad Honnefer Beethoven-Festwochen Werke im Geiste des Humanismus und des Miteinanders. Karten gibt es für 20,50 Euro unter www.bonnticket.de.

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