Beueler WeiberfastnachtWäscherinnen stürmen das Rathaus mit Cleverness und Charme

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Über die Köpfe der Jecken hinweg flog Wäscherprinzessin Romina I., um bald darauf den goldenen Schlüssel zu ergattern und damit  Bezirksbürgermeister Guido Déus (l.) und Oberbürgermeister Ashok Sridharan zu entmachten.

Bonn – Die vermeintlichen Herren der Schöpfung gaben sich gewohnt großspurig. „Ihr könnt nach Hause gehen!“, rief Oberbürgermeister Ashok Sridharan den Wievern um Wäscherprinzessin Romina I. und Obermöhn Ina Harder zu. „Ihr spielt heute nicht die erste Geige“, tönte das Stadtoberhaupt vom Balkon des Beueler Rathauses herunter, von dem aus sein Mitverteidiger, Bezirksbürgermeister Guido Déus, schon eine Weile vorher siegessicher posaunt hatte: „Und ich verliere das Rathaus heute nicht!“

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Allein: Die Herren irrten. Wieder einmal . Wie es die Tradition will. Und trotz prominenter Unterstützung.

Rathaussturm rund um Beethoven inszeniert

Mit Cleverness und Charme stürmten die jecken Wiever an Weiberfastnacht vor Hunderten feiernden und schunkelnden Narren das Beueler Rathaus und läuteten die Hoch-Zeit des Straßenkarnevals ein. „Die Weiber haben die Macht!“, rief Obermöhn Ina Harder um 12.30 Uhr, nachdem die Wäscherprinzessin erst von Ashok Sridharan den ihr noch fehlenden 13. Stern des Beueler Wappens erhascht hatte (der OB schwächelte einen kleinen Moment, beeindruckt von der in der Gondel heranschwebenden Romina) und kurz darauf den goldenen Schlüssel in der Hand hielt, wobei sie Schützenhilfe von Bonns Oberpromi erhielt: Ludwig van Beethoven (Christian Siegberg, Leiter der Bezirksverwaltungsstelle) höchstderoselbst tauchte kurz auf dem Balkon auf, während die Beueler Jecken gerade die „Ode an die Freude“ sangen.

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Über die Köpfe der Jecken hinweg flog Wäscherprinzessin Romina I.

Passend zum Motto „Beuele Wieve klassisch jeck, mit Beethoven he an jeder Eck!“ war die Rathaussturminszenierung rund um Bonns berühmtesten Sohn angelegt, der in diesem Jahr bekanntlich seinen 250. Geburtstag gefeiert hätte, der aber gestern erstmal nicht so gut wegkam. Der Tonsetzer sei nämlich ein Mietnomade, verriet sein Vermieter, in dessen Rolle der Bonner Comedian Michael Müller geschlüpft war. „Jedes mal, wenn’s um Geld ging, war der Mann fott.“ Dafür sei er immer hinter den Wievern hergewesen. „Wo Wein, Weib und Gesang ist, da ist Beethoven nicht weit“, sagte Müller und hing einer großen Beethovenfigur ein „Wanted“-Schild um. Die bei Ergreifung versprochene Belohnung: Freibier!

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Standhaftigkeit nützte Bürgermeister nichts

Damit aber nicht genug: Der Musicus sei Gema-Gebühren und Steuern schuldig geblieben, verriet der Oberbürgermeister in seiner Rolle als reicher Adliger in der Zeit um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, der in seinem feinen Kostüm eine gute Figur machte. „Ohne Geld läuft hier gar nichts“, meinte der OB und ließ sich bald darauf dann doch vom Balkon auf die Bühne herunter locken, um einen Blick in den von Romina präsentierten, mit Geld gefüllten Jute-Beutel zu werfen. „Das reicht hinten und vorne nicht“, meinten Sridharan und Müller und schickten die Wäscherprinzessin ins Publikum, um noch etwas Geld zu sammeln – was sie geschickt nutzte, um den Korb des Kranwagen zu besteigen, über die Köpfe der Jecken hinweg erst Richtung Bühne (für den 13. Stern) und dann zum Balkon (für den Rathausschlüssel) zu fliegen.

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„Die Weiber haben die Macht!“, rief Obermöhn Ina Harder (l.).

Dass Guido Déus dort tatsächlich die Stellung hielt („Ich verlasse diesen Balkon heute nicht!“) nützte ihm übrigens gar nichts: Wiever-Sympathisant Ludwig van Beethoven wies mit seinem Taktstock zwei Bützoffiziere an, den Bezirksbürgermeister festzunehmen. Der Weg für Romina und ihre Wäscherinnen war frei. Alaaf!

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