Abo

Bernard Paschke16-jähriger aus Meckenheim startet als Autor und Kabarettist durch

Lesezeit 4 Minuten
Er ist jung, charmant und weiß, was er will: Bernard Paschke ist in Meckenheim zu Hause. Im September steht er im Bonner Pantheon auf der Bühne.

Er ist jung, charmant und weiß, was er will: Bernard Paschke ist in Meckenheim zu Hause. Im September steht er im Bonner Pantheon auf der Bühne.

Meckenheim – Ein Überflieger? Oh, das hört Bernard Paschke nicht gern. Allerdings stimmt auch: Der 16-jährige Meckenheimer hat zwei Klassen übersprungen und bereits 2016 am Carl-von-Ossietzky-Gymnasium in Bonn sein Abitur abgelegt. Schon vorher hatte er seine Liebe zum Theater entdeckt, er schreibt Stücke über Fremdbestimmung und Kontrollverlust oder steht als Comedian mit eigenem Programm auf einer Bonner Bühne. Klingt ganz schön erwachsen.

Initialzündung im Literaturkurs

Ausschnitte aus Brechts „Mutter Courage“ standen im Literaturkurs seiner Klasse elf auf dem Spielplan. „Aber wir Schüler wollten mehr Freiraum“, sagt Paschke. „Eigentlich war es erst eine Schnapsidee, ein eigenes Stück zu schreiben.“ Aber schon das Umschreiben von Marc-Uwe Klings „Känguru“-Chroniken zum Theaterstück, die Proben und all das habe solch einen Spaß gemacht, dass er dabei seine Leidenschaft für das Theater entdeckte. Mit dem Stück nahmen er und seine Mitspieler anschließend am Schultheaterfestival „spotlights“ der Jungen Theatergemeinde Bonn teil, traten im „Pantheon“ auf und belegten Platz zwei. Er hätte aber schon gern gewonnen ...

Gemeinsam mit dem ehemaligen Klassenkameraden Matti Klessascheck überlegte er daraufhin, welchen heiteren Stoff man zu zweit auf die Bühne bringen könnte. „Mir sind die Musketiere eingefallen“, sagt Paschke. Nun, waren das nicht drei? „Matti war die drei Musketiere und diverse andere, ich spielte D’Artagnan und diverse andere, insgesamt 16 Rollen“, schmunzelt Paschke. Aber sie hatten noch keine Spielstätte und außerdem Zeitdruck, weil Bernard Paschke ein neunmonatiger Spanienaufenthalt bevorstand. Claudia Lüth vom „spotlights“-Festival half weiter. Diverse Bühnen wurden angeschrieben, darunter das Contra-Kreis-Theater in Bonn. Dessen Leiter Horst Johanning lud zum Vorspielen ein – und war einverstanden, das Stück zu zeigen. Am 3. und 5. September standen sie auf der Bühne, am 9. hob der Flieger in Richtung Barcelona ab. „Das war alles sehr knapp“, sagt Paschke.

In Spanien war der Tagesablauf klar: morgens Schule, nachmittags schreiben. „Dort habe ich an meinem Theaterstück und am Kabarettprogramm gearbeitet“, erzählt Bernard Paschke. Drei verschiedene Theaterfassungen waren dabei herausgekommen, die er immer wieder ans Contra-Kreis-Theater geschickt habe. Horst Johanning habe einmal augenzwinkernd von einem „Fortsetzungsroman“ gesprochen. „Irgendwann hat er gesagt: So, jetzt sollten wir mal anfangen. Schick das Deinen Mitspielern.“ Sein Science-Fiction-Stück „Ich weiß ... was du im Sommer 2037 tun wirst“ dreht sich um fünf Freunde, dieVirtual-Reality-Kontaktlinsen tragen, die den Protagonisten vorgeben, was sie tun sollen. „Man gibt die Kontrolle an die Technik ab“, sagt der Autor, „ich glaube nicht, dass das so unwahrscheinlich ist.“ Um sich aber doch mal an Natur und Umwelt zu erinnern, wird die Gruppe von den Eltern in den Wald geschickt, allerdings ohne die technische Hilfe – bis im Wald fünf Kontaktlinsen wie aus dem Nichts auftauchen ... Kontrolle abgeben, weil es so schön bequem ist – wenn das nicht zeitgemäße Gesellschaftskritik ist. Zu sehen ist das Stück, das Bernard Paschke mit vier Bekannten eingeübt hat, vom 20. bis 31. August im Bonner Contra-Kreis-Theater.

Parallel zum Theaterstück hatte Paschke, der „riesengroße Kabarettfan“, in Spanien auch mit der Arbeit an einem Soloprogramm begonnen. Er, der Rüdiger Hoffmann und Dieter Nuhr, die Österreicherin Lisa Eckhart und Komikerin Lisa Feller sehr mag, möchte „auch Witze erzählen“. Die ersten Seiten von „Ein bunter Pott Püree“ waren geschrieben, Paschke verschickte sie an mehr als 300 Bühnen in Deutschland. Deprimierenderweise hätten die meisten nicht geantwortet, etwa 20 meinten „klingt gut“, zehn sagten „tritt auf!“ – unter anderem das Bonner Pantheon. Paschke: „Ich kann noch keine Besprechungen oder Videos verschicken. Aber irgendwie muss man ja anfangen.“ Termin im Pantheon ist am 13. September – auch dies wieder sehr knapp. Der „Pott Püree“ ist lustig gemixt: „Mit 16 Jahren hochpolitisches Kabarett zu machen, wirkt ein bisschen komisch. Dafür muss man schon ein bisschen älter werden. Ich arbeite dran.“

Apropos: So erwachsen Paschke wirkt, so ist doch eines seinem jugendlichen Alter geschuldet. Für seine insgesamt 21 abendlichen Auftritte zwischen Bonn, Trier, Cottbus oder Herne brauchte er eine Einverständniserklärung des Meckenheimer Jugendamtes. Weil seine Eltern nicht bei allen Gastspielen dabei sein können und er noch nicht volljährig ist.

Sein Ziel? Mit jedem Projekt habe er sich ein bisschen mehr nach vorne gearbeitet, sagt Paschke, diesen Weg möchte er weitergehen: „Mal schauen, wo er hinführt.“

Rundschau abonnieren