Besucherrekord15.000 Menschen strömten in 38 Bonner Gotteshäuser

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Ein mittelalterliches Juwel ist die romanische Helenenkapelle, die sich im Komplex eines Kaufhauses befindet.

Ein mittelalterliches Juwel ist die romanische Helenenkapelle, die sich im Komplex eines Kaufhauses befindet.

Bonn – Pünktlich um 18 Uhr fingen die Glocken an zu läuten. Im Gegensatz zu 364 anderen Tagen im Jahr, an denen das Geläut zum stillen Gebet aufruft, verhießen die Glocken der Kreuzkirche am Freitagabend Gospel-Chöre, Graffiti-Selfie-Aktionen und virtuelle Kirchenrundgänge – kurzum: Sie waren der Startschuss für eine große kulturelle Reise durch die Gotteshäuser Bonns.

Bei der 7. Auflage der Bonner Kirchennacht, zu der die christlichen Konfessionen eingeladen hatten, nahmen insgesamt 38 Kirchen aus dem gesamten Stadtgebiet teil. Unter dem Motto „Staunen und Träumen“ gab es mehr als 150 verschiedene Veranstaltungen. Das kam gut an: Laut der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK), die die Kirchennacht organisiert, strömten weit über 15 000 Besucher in die Bonner Kirchen – so viele wie noch nie.

Vor der Kreuzkirche fanden Graffiti-Selfie-Aktionen statt.

Vor der Kreuzkirche fanden Graffiti-Selfie-Aktionen statt.

Für den Superintendenten der evangelischen Kirche, Eckart Wüster, ist das Besondere der Kirchennacht, dass man jederzeit wieder gehen kann: „Man besucht einfach einen Ort, nimmt sich Zeit für etwas und kann dann wieder weiterziehen. Und dabei erlebt man immer wieder etwas Neues. “

Neben Besonderheiten wie der Helenen-Kapelle, die versteckt im Gebäudekomplex hinter Sinn-Leffers liegt und nur an wenigen Tagen im Jahr geöffnet hat, war der Veranstaltungs-Reigen bei der Kirchennacht vor allem auch von Kontrasten geprägt. Vor der Kreuzkirche konnten Besucher, ganz auf der Höhe der Zeit, an einer Graffiti-Selfie-Aktion teilnehmen und sich danach, mit der 3D-Brille auf der Nase, auf einen virtuellen Rundgang durch das evangelische Gotteshaus begeben. Im Inneren der Kreuzkirche wurde es bei Gebeten dann wiederum traditionell und andächtig.

Kontrastreich ging es eine Etage tiefer zu: Während es in der verdunkelten Krypta bei einer Taschenlampenaktion ganz besinnlich wurde, konnte gleich daneben der karge Luftschutzbunker besichtigt werden. Auch das Kulturprogramm der Veranstaltung war abwechslungsreich: In der Schlosskirche wurde moderne Poesie vorgetragen, in der Namen-Jesu-Kirche war unter dem Motto „Beten mit Beethoven“ Klassik und in der evangelischen Auferstehungskirche auf dem Venusberg lebendiger Gospel angesagt.

Die Kirchennacht soll ein Zeichen für eine offene Kirche sein, so ACK-Vorsitzender Pfarrer Thomas Schüppen: „Eine geschlossene Institution taugt einfach nichts.“ In der Bundesstadt seien die Konfessionen da gut aufgestellt, befindet Stadtdechant Bernd Kemmerling. „Die Ökumene in Bonn ist ausgesprochen gut. Das liegt wohl daran, dass sie in erster Linie nicht von den Institutionen, sondern von Menschen und persönlichen Kontakten ausgeht.“

Für die 8. Auflage der Kirchennacht können sich die Organisatoren eine weitere Öffnung gut vorstellen, wie Pfarrer Schüppen verrät: „Ich hoffe, dass dann die Gotteshäuser aller Religionen öffnen.“

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