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Drogenhandel im DarknetStaatsanwälte klagen zwölf Männer aus Raum Bonn an

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Symbolbild.

  • Cybercrime-Spezialisten sind der Drogenbande dank einer banalen Kleinigkeit auf die Schliche gekommen.
  • Die Angeklagten verhalten sich unterschiedlich kooperativ, einer hat den Ermittlern aber wertvolle Informationen gegeben.

Bonn – Sieben Monate lang hat eine Drogenbande im schwarzen Netz das große virtuelle Rad gedreht – und Cannabis, Marihuana und Ecstasy im Wert 1,3 Millionen Euro verkauft. Die Verkaufsstruktur im verborgenen Teil des Internets) war professionell aufgezogen und alles – auch zum Schutz der Kunden – verschlüsselt. Aber gescheitert sind die Darknet-Händler am Ende an einer sehr banalen Kleinigkeit, nämlich bei der analogen Postzustellung. So gab es einen ersten Hinweis auf die Bande, weil ein Drogenpaket unterfrankiert war und es von der Post an den Absender – ein wahllos ausgesuchtes Unternehmen – zurückgeschickt wurde. Die Firma staunte nicht schlecht – und meldete die heiße Ware.

Die Kölner Staatsanwaltschaft mit Schwerpunkt für Cyber-Kriminalität (ZAC NRW) hat zwölf Männer aus dem Bonner Raum wegen bandenmäßigen Drogenhandels in 11.000 Fällen im Darknet angeklagt, wie Edgar Panizza, Sprecher des Bonner Landgerichts, mitteilte. Aus verfahrenstechnischen Gründen wurden die zwölf Hauptprotagonisten auf drei Prozesse mit jeweils vier Angeklagten aufgeteilt. Die Dealer im Alter von 23 bis 45 Jahren müssen sich demnächst vor verschiedenen Kammern verantworten.

Wohlsortierte Lagerräume in Bonn und Sankt Augustin

Laut Anklage soll das Bestellsystem so funktioniert haben, als ob man einen Fernseher oder eine Wasserpfeife kauft. Nur eben auf illegalem Weg. So hätten die Käufer die verbotene Ware in Mengen zwischen einem Gramm und einem halben Pfund auf verschiedenen Accounts und Marktplätzen im „dunklen Netz“ bestellt und mit Bitcoins bezahlt. Besonders begehrt waren demnach die Drogen mit Aromen wie Blueberry Haze oder Vanilla Kush. Die Bestellungen wurden laut Anklage diskret weitergeleitet und in zwei großen, wohlsortierten Lagerräumen in Bonn und Sankt Augustin abgepackt und an die Kunden adressiert. Dabei kamen die „Postboten“ der Bande häufig ins Schwitzen. Um die bestellten Päckchen – täglich über 200 Stück – loszuwerden, mussten sie nach Einschätzung der Ermittler weit fahren und nach Briefkästen in der Region suchen. Aber auch das war aufgefallen. Über das Observieren der „Postboten“ kamen die Ermittler schließlich an die Hauptakteure der Bande.

Im Oktober 2018 nahm die Siegburger Polizei bei einer Razzia sämtliche Angeklagte fest. Insgesamt sollen 60 Personen an dem großen Rad des virtuellen Konzerns mitgedreht haben. Gegen einige wird noch ermittelt. Die fünf Haupttäter jedoch sitzen in U-Haft. Bei den Hausdurchsuchungen beschlagnahmt wurde nicht nur Rauschgift, sondern auch professionelle Drogenwerkstätten mit Feinwaagen, Vakuumiergeräten oder Pappkartons mit Luftpolsterbriefumschlägen.

Angeklagte unterschiedlich kooperativ

Einige Angeklagte haben geschwiegen, einige geplaudert und einer soll den Kölner Cyber-Ermittlern sogar eine wertvolle Software ausgehändigt haben. Darin stehen nicht nur die ordentlich aufgelisteten Bestellungen, sondern auch die Klar-Adressen von rund 10.000 Käufern.

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