Mausoleum in BonnTraditionelles Bestatten auch ohne Adelstitel

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Eine Tür des Mausoleums von Castanjen steht in Bonn zur Rheinseite offen.

Bonn – Wolfgang Picken verweist auf seine Oma. „Die hat am Ende ihres Lebens immer gesagt: Da muss ich noch durch. Und dann bin ich da“, sagt der katholische Pfarrer. Er findet, dass die Weisheiten der Großmutter kurz vor ihrem Tod gut zu dem Gebäude passen, das sich hinter dem Seelsorger aus Bonn-Bad Godesberg in den Himmel schraubt. Man erreicht es vom Rheinufer aus über mehrere Plateaus. Die letzten Meter geht man über eine Treppe, bis zu einem Tor. Und dann ist man da. Am Ort der letzten Ruhe.

In einem Mausoleum, einer tempelartigen Begräbnisstätte. Das „Mausoleum von Carstanjen“ steht seit mehr als 100 Jahren am Rhein in Bonn. Erbaut hat es einst die namensgebende Grafen-Familie, die sich von Zuckerfabrikanten bis in den Adelstand hochgearbeitet hatte. Heute ist es auch für Normalsterbliche eine Ruhestätte - eine eher ungewöhnliche.

1 115 Euro für einen Platz in der Krypta

Seit 2007 kann sich jeder für eine gewisse Summe in dem Prachtbau in einer Urne beisetzen lassen. Gemacht haben das nach Angaben des zuständigen Pfarrers Picken bislang gut 500 Menschen, bei etwa 3000 Plätze. Die Urnen bleiben mindestens 15 Jahre in der Krypta. 1500 Lebende haben sich bereits einen Platz gesichert. Für Bürger aus der Kirchengemeinde koste ein Platz für 15 Jahre mit Beisetzung 1 155 Euro. Auswärtige zahlen etwas mehr.

Das zehnjährige Jubiläum der „Bürgergrabstätte für Jedermann“ wirft vor dem Totensonntag (26. November) ein Schlaglicht auf die Vielfältigkeit, die sich mittlerweile in der deutschen Begräbniskultur entwickelt hat. Es gibt verhältnismäßig neue Phänomene - etwa Friedwälder. Aber auch noch einige sehr alte wie Mausoleen.

Mausoleum bei genauem Hinsehen eher ein Kolumbarium

Oliver Wirthmann, Geschäftsführer des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur unterstreicht, dass es sich dabei allerdings um ein „absolutes Randthema“ handelt. „Wir erleben es manchmal, dass Menschen danach fragen, denen es auch zu Lebzeiten um Prunk und gewisse Statussymbole geht“, sagt er. Meist werde dann nach Platz in einem bestehenden Mausoleum gesucht. Man findet sie noch heute auf vielen Friedhöfen.

Wenn man genau hinsehe, handele es sich bei dem Mausoleum in Bonn aber um ein Kolumbarium, sagt Wirthmann – also eine Grabkammer für Urnen und nicht für Särge. „Kolumbarien kann man schon als kleinen Trend bezeichnen. Viele Leute wollen, dass ihre Nachfahren möglichst wenig Arbeit mit der Grabpflege haben“, sagt er.

Spezielle Geschichte des Gebäudes

Pfarrer Picken kann das bestätigen. „Die meisten, die zu uns kommen, haben das Bedürfnis, einfach alles so zu regeln, dass die Angehörigen nicht mehr belastet sind“, sagt er. „Es schicken auch Leute aus Dresden ein Paket.“

Das Gebäude hat eine äußerst wechselhafte Geschichte hinter sich. Die einst stolze Besitzer-Familie zog zunehmend weg oder starb. Das pompöse Familiengrab, Ausdruck der eigenen Macht, die in ihrer Größe auch dem Tod trotzte, verwaiste und verfiel. Vandalen langten zu, Wasser drang ein, Tauben hinterließen ein nicht gerade würdevolles Ambiente für eine Bestattung. Bis zur Renovierung, die nach Angaben der zuständigen Stiftung durch das Vermächtnis des letzten Grafen, der in der Schweiz gestorben sei, möglich wurde.

Eigenes Mausoleum kostet viel Geld

Wer es den alten Grafen gleichtun und ein eigenes Mausoleum bauen will, müsste allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen. „Es ist sicherlich einfacher, einen Platz in einem bestehenden Mausoleum zu finden“, sagt Björn Krämer, Gründer von Mymoria, eines Bestattungshauses, das diese Möglichkeit online anbietet. „Wenn Sie sich aber absolut in den Kopf gesetzt hätten, dass sie sich ein Mausoleum bauen wollen, würden wir Ihnen helfen, das zu realisieren.“ (dpa)

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