Bonner Medien-ClubBundestagsabgeordneter Ulrich Kelber erhält Bröckemännche-Preis

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Preisverleihung: (v.l.) Der stellvertretende Intendant der Deutschen Welle, Guido Baumhauer, Laudator Andreas Etienne, Bröckemännche-Preisträger Ulrich Kelber und der Vorsitzende des Bonner Medien-Clubs, Dr. Andreas Archut.

Preisverleihung: (v.l.) Der stellvertretende Intendant der Deutschen Welle, Guido Baumhauer, Laudator Andreas Etienne, Bröckemännche-Preisträger Ulrich Kelber und der Vorsitzende des Bonner Medien-Clubs, Dr. Andreas Archut.

Bonn – „Den Roten zu grün und den Grünen zu rot“; „klare Kante, klare Wort, das ist sein Ding“; „er sagt, was er denkt, und meint, was er sagt.“ Mit diesen Worten charakterisierte am Montagabend der Kabarettist und Springmaus-Chef Andreas Etienne den 20. Bröckemännche-Preisträger, den Bonner Bundestagsabgeordneten Ulrich Kelber.

Der 49-jährige Sozialdemokrat nahm in der Deutschen Welle die Auszeichnung entgegen, die vom Bonner Medien-Club (BMC) verliehen wird. Und zwar an Persönlichkeiten, die gegen den Strom schwimmen, die Mut zum Unkonventionellen haben, die „wider den Stachel löcken“.

Fünfmal den Adenauer-Wahlkreis direkt gewonnen

Dass Ulrich Kelber diese Eigenschaften mitbringt, daran ließen weder Andreas Etienne noch BMC-Vorsitzender Dr. Andreas Archut einen Zweifel aufkommen: „Sie haben vielfach Haltung, Gradlinigkeit und Kampfgeist bewiesen“, sagte Archut vor zahlreichen Gästen aus Politik, Gesellschaft und Medien, darunter Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan und Rundschau-Herausgeber Helmut Heinen.

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Hintergründe

Gastronom Friedel Drautzburg, Stadtdechant Wilfried Schumacher, der Journalist Johannes B. Kerner, der Ex-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach oder auch der Bönnsche Karneval – sie zählen unter anderem zu den bisherigen Trägern des Bröckemännche-Preises, den der Bonner Medien-Club (BMC) seit 1999 vergibt. Er geht an Menschen, die „wider den Stachel löcken“, die also unbequem sind, die gegen den Strom schwimmen. Mitglieder des BMC können Kandidaten nominieren, der Vorstand trifft die Auswahl. Dem BMC gehören rund 230 Mitglieder an, die als Journalisten und Pressesprecher in Bonn oder der Region leben und/oder arbeiten.

Das Bröckemännche wurde ursprünglich von den Bonnern am Beueler Brückenkopf der ersten Bonner Rheinbrücke installiert. Die Figur hielt mit ausgestreckter Zunge ihr Hinterteil ins Rechtsrheinische, weil sich weder Preußen noch die damals eigenständigen Beueler an den Baukosten für die Brücke beteiligt hatten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde eine Replik an der neuen Rheinbrücke auf Bonner Seite angebracht.

Kelbers politische Stationen führten über die Beueler Bezirksvertretung, den Bonner Stadtrat und eine (erfolglose) Landtagskandidatur in den Bundestag, in den er 2000 zunächst als Nachrücker kam. Anschließend aber holte er seit 2002 fünfmal den sogenannten Adenauer-Wahlkreis direkt. Zurzeit ist der Vater von fünf Kindern Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesjustizministerium.

In Berlin verhasst

„Am liebsten bin ich in Bonn beliebt und in Berlin verhasst“, sagte Kelber nach Angaben von Andreas Etienne einmal über seine politische Arbeit. Vielleicht spielt dabei eine Rolle, dass er zusammen mit seinen Bonner Mitparlamentariern stets ein waches Auge auf die Einhaltung des Bonn-Berlin-Gesetzes hat.

Ihm sei es mit zu verdanken, „dass das Unterlaufen des Bonn-Berlin-Gesetzes nicht unbemerkt bleibt und dass allzu dreiste Verstöße in diese Richtung abgeblockt oder zumindest öffentlich gebrandmarkt werden“, sagte Andreas Archut – und der BMC-Vorsitzende nutzte das zu einem kleinen Exkurs, um „eine Perspektive“, ein „ambitioniertes Ziel“ für die weitere Entwicklung der Bundesstadt einzufordern. Die Weltklimakonferenz COP 23, die Bonn gestemmt hat, zeige, wohin die Reise gehen könne.

Kelber nahm den Bröckemännche-Preis mit mindestens ebenso viel augenzwinkerndem Humor entgegen, wie ihn Laudator Andreas Etienne zuvor bewiesen hatte. „Es war wirklich mal an der Zeit für diese Auszeichnung“, meinte Kelber – und schob nach einer kurze Pause nach, „dass endlich mal ein Beueler“ sie erhalte. Denn die Beueler hätten das Bröckemännche, „das ja eigentlich gegen sie gerichtet war, in der Bedeutung einfach umgedreht und zu ihrem Wahrzeichen und zu einem Charakterzug gemacht“.

Das seit weltweit einzigartig, meinte Ulrich Kelber, der per kurzem historischen Abriss über das spezielle Verhältnis von Bonnern und Beuelern darlegte, dass auch der Beueler an sich „wider den Stachel löcken“ könne. Kelber dankte für eine „tolle Auszeichnung“.

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