Bonner nehmen zu viele Arzneimittel zu sichErste Einblicke in die Rheinlandstudie

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Gut besucht waren die Vorträge, zu denen auch viele Teilnehmer der Studie gekommen waren.

Gut besucht waren die Vorträge, zu denen auch viele Teilnehmer der Studie gekommen waren.

Bonn – Als Hans Petrusch vor einem Jahr zur Rheinlandstudie eingeladen wurde, hat er nicht lange gezögert. „Man bekommt einen unkomplizierten Rundum-Check und hilft auch noch bei einer guten Sache mit, das finde ich gut“, sagt der 65-Jährige.

Bei der groß angelegten Untersuchung des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) geht es darum, welche Schutz- und Risikofaktoren die Gesundheit Erwachsener bis ins hohe Alter beeinflussen. Gefördert wird die Studie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie dem Land Nordrhein-Westfalen. Über mehrere Jahrzehnte hinweg sollen bis zu 30 000 Teilnehmer aus Beuel und Duisdorf untersucht werden.

Beim Tag der offenen Tür bereits erste Erkenntnisse vorgestellt

Nach etwa zwei Jahren wurden bislang rund 2000 Datensätze gesammelt, die nun ausgewertet werden. Am Tag der offenen Tür unter dem Motto „Einblicke“ gab es im Untersuchungszentrum in Beuel nicht nur Vorträge und Präsentationen zu Forschungsfragen der Studie, sondern auch bereits erste Erkenntnisse.

Unter den zahlreichen Besuchern, die zu den Kurzvorträgen gekommen waren, waren auch viele Teilnehmer der Studie – so wie Hans Petrusch. „Es ist sehr spannend zu sehen, was mit den eigenen Daten letztlich passiert.“ Bei seinem Termin vor einem Jahr kamen die verschiedensten Untersuchungen auf ihn zu: Ganganalysen, Geruchs- und Sehtests sowie Kognitionsaufgaben. Besonders letztere waren für den Beueler interessant: „Man vergisst immer mal wieder etwas, zum Beispiel, wo die Schlüssel liegen. Da ist es interessant zu erfahren, wie sich so etwas im Laufe der Zeit bei einem verändert.“ Denn in drei bis vier Jahren wird Petrusch wieder zur Studie eingeladen. Bis dahin werden neue Teilnehmer untersucht und parallel dazu Daten ausgewertet – von rund 60 Mitarbeitern in den Zentren in Beuel und Duisdorf.

Unerwünschte Nebenwirkungen von erhöhtem Medikamentenkonsum

Eine dieser Mitarbeiterinnen ist Dr. Dianna de Vries. Sie ist für Forschungsfragen zum Medikamentenkonsum verantwortlich. Eine erste Erkenntnis ihrer bisherigen Arbeit fällt zwar erwartet, aber auch deutlich aus: „Der Konsum von Medikamenten, insbesondere bei älteren Menschen, ist sehr hoch.“ In vielen Fällen seien Teilnehmern bis zu 15 verschiedene Arzneimittel verschrieben worden. Dieser Konsum könne zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. In ihrer weiteren Untersuchung will de Vries nun herausfinden, welche Risikofaktoren – abgesehen vom Alter – unerwünschte Nebenwirkungen von hohem Medikamentenkonsum beeinflussen.

Das braucht vor allem mehr Daten und Zeit, wie Professorin Monique Breteler, Leiterin der Rheinlandstudie, weiß: „Für ganz einfache Fragestellungen sind die ersten 2000 Datensätze zwar schon brauchbar, aber für tiefergehende Forschungsfragen müssen wir noch einiges tun.“ Mit dem bisherigen Verlauf der Studie ist Breteler aber überaus zufrieden. „Wir haben uns hier gut etabliert, immer mehr Menschen machen mit und auch die Qualität der Daten ist ausgesprochen gut.“ Mitmachen können derzeit alle Beueler und Duisdorfer über 30, die eine Einladung erhalten.

Ein drittes Untersuchungszentrum war geplant, man wolle aber zunächst die bestehenden Zentren voll ausschöpfen. „Um einen dritten Standort umzusetzen, haben wir ja noch einige Jahrzehnte Zeit“, so Breteler augenzwinkernd.

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