Bonner Verkehrsunfallstatistik 2019Zahl der verunglückten Senioren steigt deutlich an

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Einer der tödlichen Unfälle 2019: Am 3. Juni kam im Bad Honnefer Schmelztal ein Motorradfahrer (19) ums Leben.

Einer der tödlichen Unfälle 2019: Am 3. Juni kam im Bad Honnefer Schmelztal ein Motorradfahrer (19) ums Leben.

Bonn/Rhein-Sieg-Kreis – „Diese Zahl bereitet uns Kopfschmerzen“, sagte Bonns Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa. „Wir ringen um eine Erklärung“, ergänzte Polizeioberrätin Gabriele Mälchers. Der Anlass für die Äußerungen: In der Region Bonn/Rhein-Sieg verunglückten 2019 deutlich mehr Senioren bei Verkehrsunfällen als im Jahr davor. Um 14,4 Prozent (von 291 auf 333 Verunglückte) stieg die Zahl der Betroffenen, die damit ein Stück weit die eigentlich vergleichsweise unspektakuläre Verkehrsunfallstatistik 2019 trübt, die Brohl-Sowa und ihre Leiterin der Direktion Verkehr gestern vorstellten.

Mehr komplexe Situationen

Immer mehr Menschen werden immer älter; Ältere bleiben lange mobil, nicht nur dank E-Bike und Pedelec; Verkehrsteilnehmer stehen verstärkt vor komplexen Situationen, beispielsweise in Kreisverkehren: Alles nur erste Ansätze der Polizei für eine Erklärung, zumal es regionale Unterschiede gibt. In Bad Godesberg und Rheinbach nahm die Zahl der verunglückten Senioren zu, in Bornheim und Meckenheim nahm sie ab, so Gabriele Mälchers. Fakt ist indes, dass die meisten Senioren als Pkw-Insassen (123) oder Rad- und Pedelecfahrer (102) verunglückten. Und dass die Bonner Polizei ihre Präventionsangebot durch ausgebildete Seniorenberater – das sind zumeist ehemalige Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten wie der Bundeswehr – ausbaut: Zu den bisher 15 kommen 10 bis 12 hinzu, die neben der Kriminalprävention verstärkt auch die Verkehrsprävention behandeln sollen.

Hintergründe

Das Bonner Polizeipräsidium ist zuständig für die Stadt Bonn, den linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis (Alfter, Bornheim, Swisttal, Meckenheim, Rheinbach, Wachtberg) sowie die Städte Bad Honnef und Königswinter. Dort leben insgesamt rund 557 000 Menschen.

Jeden Arbeitstag strömen in der Summe mehr als 190 000 Pendler aus beziehungsweise nach Bonn. Zusammen mit den „innergemeindlichen Pendlern“ sind es sogar knapp 300 000. Damit ist natürlich viel Verkehr verbunden.

Die Kfz-Dichte ist in der Bundesstadt Bonn extrem hoch. Mit 795 Fahrzeugen pro 1000 Einwohner nimmt sie laut Statistik seit Jahren eine absolute Spitzenposition ein. Der NRW-Durchschnitt liegt bei 664 Fahrzeugen je 1000 Einwohner.

In einer Uni-Stadt wie Bonn sind schließlich auch viele Radfahrer unterwegs. (csc)

Weitere ausgewählte Zahlen aus der Unfallstatistik:

Verkehrsunfälle insgesamt: Sie stiegen leicht um 0,7 Prozent auf 17 263; davon 1876 (+0,6 Prozent) Unfälle mit Personenschaden.

Verunglückte: Deren Zahl fiel um 1,7 Prozent auf 2253; getötet wurden dabei sechs Menschen (wie 2018); die Zahl der Schwerverletzten fiel auf 254 (-18,8 Prozent). Die meisten Menschen verunglückten als Pkw-Insassen (907 = +4,0 Prozent), gefolgt von den Radfahrern (703 = -3,4 Prozent).

Verunglückte nach Altersgruppen: Kinder: 187 (-11,8 Prozent); Jugendliche: 98 (-5,8 Prozent); junge Erwachsene: 309 (-4,6 Prozent); Erwachsene: 1317 (-2,9 Prozent); Senioren: 333 (+14,4 Prozent). Ein junger Erwachsener verunglückte 2019 tödlich, und zwar ein 19-jähriger Motorradfahrer im Juni im Bad Honnefer Schmelztal. Bei den Erwachsenen gab es zwei tödliche Unfälle, in beiden Fällen waren es Radfahrer. Bei den Senioren zählte die Polizei 2019 drei tödlich Verunglückte.

Unfallfluchten: Ihre Zahl blieb mit 4490 nahezu gleich (-0,04 Prozent). Gabriele Mälchers betonte mit Blick auf die Tatsache, dass damit fast jeder vierte Unfallbeteiligte die Flucht ergreift (in 194 Fällen geschah das sogar nach Unfällen mit Personenschaden): „Es ist unglaublich, wie viele Menschen sich ihrer Verantwortung entziehen.“ Immerhin: 46,2 Prozent (+2,6 Prozent) der Unfallfluchten werden aufgeklärt, bei denen mit Personenschaden sogar 58,2 Prozent (+4 Prozent).

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Geschwindigkeitskontrollen der Polizei: Die fanden 2019 genau 44 350 Mal statt, deutlich weniger als 2018 (50 778). Der Grund: Eines der zwei Messgeräte hat im Herbst seinen Geist aufgegeben. Ersatz ist laut Mälchers erst für 2021 angekündigt. Trauriger Rekordhalter unter den Temposündern: Ein Autofahrer, der in Bonn mit 154 Stundenkilometern geblitzt wurde. Erlaubt war 50. Die Folgen: 600 Euro Bußgeld, zwei Punkte in der Verkehrssünderdatei und drei Monate Fahrverbot.

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