„Highway to Helles“Sechtemer braut nachhaltiges Bier in eigener Garage

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Brotreste verwertet Ralf Mohr in einer eigenen Biersorte, Lebensmittelverschwendung ist ihm ein Graus. Seine Kreationen tragen so fantasievolle Namen wie „Highway to Helles“.

Brotreste verwertet Ralf Mohr in einer eigenen Biersorte, Lebensmittelverschwendung ist ihm ein Graus. Seine Kreationen tragen so fantasievolle Namen wie „Highway to Helles“.

Bornheim-Sechtem – Ralf Mohr ist immer auf der Suche nach dem ganz besonderen Geschmack. Er braut Bier aus Leidenschaft und möchte Biertrinkern schmackhaft machen, dass es hierzulande noch etwas anderes als Kölsch gibt.

„Braukunst Vorgebirge“ bietet Tastings an

Mohr, der seit mehr als 20 Jahren mit seiner Frau Hildegard die Firma „M+M Catering“ in Sechtem betreibt, kam vor rund drei Jahren zum Bierbrauen, als die Eheleute ihren ältesten Sohn in Kalifornien besuchten und Craft Biere, also von unabhängigen Brauereien erzeugte Biere probierten.

„Es waren sehr leckere, aber auch grauenvolle Biere dabei. Aber das hat mich so fasziniert, dass ich losgelegt habe“, schildert Ralf Mohr. Mit dem Marketing-Spezialisten Matthias Weiler riefen sie die „Braukunst Vorgebirge“ ins Leben, verstehen sich als Heim- oder Hobbybrauer und laden auf Wunsch zu sogenannten Tastings, sprich Bierverkostungen, ein.

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Herstellung in eigener Garage

Gebraut wird in Mohrs heimischer Garage. Hier stehen zwei Gärtanks; maximal 80 Liter kann der Hobbybrauer von einer Sorte brauen. Mohr kauft Basismalz ein, schrotet die gewünschte Menge, die er für sein Bier braucht, die Masse durchläuft dann den sogenannten Läuterungsprozess. Dabei wird in einem speziellen Läuterbottich die flüssige Maische von den „Treber“ genannten Rückständen des festen Malzschrotes getrennt. Dann kommt alles in eine Sudpfanne. Zuckerwasser läuft heraus, Mohr fügt Würze hinzu und anschließend gibt der Hobbybrauer die Flüssigkeit in die Gärtanks. Hinzu kommt noch die entsprechende Hefe, damit sich Kohlensäure und Alkohol bilden können.

Insgesamt dauert der Brauprozess gute sechs Stunden. Je nach Biersorte wird das Getränk dann nach 10 bis 14 Tagen in Flaschen abgefüllt und noch einmal bis zu acht Wochen gelagert.

Brotbier und Bierbrot im Angebot

Wichtig ist den Eheleuten Mohr, die den Schwerpunkt auf vegane und vegetarische Küche legen, dass möglichst natürliche Zutaten verwendet werden und Lebensmittelreste nicht weggeworfen, sondern erneut verarbeitet werden. So entstand auch die Idee zu Ralf Mohrs Brotbier. Getrocknete Brotreste, die er sonst wegwerfen würde, kommen in die Maische, die dann mit Hopfen, Malz und Wasser zu einer Biermischung gebraut werden.

Auch den Treber wirft Mohr nicht weg, er backt daraus mit Mehl oder Dinkel und weiteren Zutaten ein Bierbrot, das er dann zu den Verkostungen reicht.

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Kreative Kreationen und Namen

Die Philosophie findet sich auch auf den Flaschenetiketten wieder: „Gebraut mit Brot gegen die Lebensmittelverschwendung“, ist da zu lesen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, das gilt auch für die Namensgebung.

So hält Ralf Mohr, der übrigens ausgebildeter Kaufmann ist, und seine Leidenschaft zu kulinarischen Köstlichkeiten zum Beruf gemacht hat, gerade die ersten Flaschen seines neuen Bieres „Highway to Helles“, angelehnt an den Rockklassiker von „AC/DC“, zur Verkostung bereit.

Zuletzt gab es das „Sechtemer Märzen“, das an ein klassisches Pils erinnert, und im vergangenen Jahr hatte Mohr ein Weihnachtsbier im Angebot.

Geld verdienen möchte er damit nicht, dafür produziert er zu geringe Mengen. Ihm geht es vielmehr um den Geschmack und darum, neue Bierkreationen zu entwickeln. Wenn er seine Biersorten verkauft, wie im vergangenen Jahr auf dem Sechtemer Weihnachtsmarkt, dann für einen guten Zweck.

Kein Faible für „Fernsehbiere“

„Fernsehbiere“, wie Mohr die Biere bekannter Großbrauereien nennt, mag er weniger, er sucht das Besondere. Ins Schwärmen gerät der Biergourmet, wenn er an die belgischen Biere denkt, die zu den sortenreichsten der Welt gehören.

Sein Wissen hat Ralf Mohr sich übrigens autodidaktisch angeeignet. Fündig geworden ist er zunächst im Internet, er besucht regelmäßig den Ehrenfelder Bierstammtisch der „Bierhistoriker“ und lernte bei Bönnsch-Braumeister Gunnar Martens.

Ging auch schon mal etwas schief? „Am Anfang ist mir in meiner Garage mal ein Fässchen geplatzt, das war nicht richtig ausgegoren und war zu hoch karbonisiert. Das ist mir aber bislang nur einmal passiert“, lacht Mohr.

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