20.000 Kilometer durch EuropaBornheimer Tim Weingartz erzählt über seine Radreisen

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Repro aus dem Buch von Tim Weingartz

Bornheim – „Dass ich einmal ein Buch über meine Fahrradreisen schreiben würde, hatte ich nicht auf dem Plan“, sagt Tim Weingartz. Dabei hat der 42-jährige Englisch- und Geografielehrer an der Europaschule Bornheim genau das jetzt getan und hält ein 216 Seiten dickes Exemplar in den Händen: „Radreisemosaik Europa – Radreiseimpressionen aus verschiedenen Ländern Europas.“ Die gesamten Aufzeichnungen über seine Fahrradreisen in den vergangenen 20 Jahren sowie die Fotografien, die er während dieser Touren durch Europa anfertigte, sind darin vereint. Für den morgigen Freitag lädt der Fahrradclub ADFC für 19 Uhr ins Café Vorgebirge nach Merten ein. Dann wird Tim Weingartz, der mit seiner Familie in Brenig lebt, über seine Abenteuer berichten und das Buch vorstellen. Der Eintritt ist frei.

Zeit und Muße dank Corona

Doch ohne die Corona-Krise, ohne die Lockdowns und die viele freie Zeit wäre das Werk wahrscheinlich nie entstanden. „Dadurch hatte ich ja erst die Zeit und Muße, meine Reiseaufzeichnungen herauszukramen – dazu die Fotos. Da kam eins zum anderen“, erinnert er sich. Weingartz nimmt die Leser mit auf Tour. Er berichtet vom Facettenreichtum Deutschlands und der Länder und ihren abwechslungsreichen Landschaften. Er radelt mit seinen Lesern auf gutausgebauten Fahrradwegen vorbei an Flüssen und durch wunderbare Städte. „Ich lasse mich unterwegs treiben, kann dabei völlig abschalten, schlafe wechselweise im Zelt, Gasthof oder auch mal in historischen Hotels“, berichtet er.

Radreise

Tim Weingartz 

Er beschreibt die gutausgebauten Fahrradwege in Holland und Deutschland. „Auch Österreich hat tolle Radreiserouten“, erklärt er. Doch verwöhnte Radfahrer, die in Italien, im Balkan oder etwa in Kroatien unterwegs seien, wo es keine Radwege gebe, müssten umdenken. Oft gehe es über die Hauptverkehrsstraßen, wo sich Fahrradfahrer und Kraftfahrzeuge die Straßen teilen müssten. „Mir haben die Reiseberichte von anderen Radfahrern diesbezüglich gut geholfen, um die Wege abseits der Hauptverkehrsadern zu finden.“

Körper und Seele im Gleichgewicht halten

Im ersten Teil seines Buches konzentriert sich der Autor auf die unterschiedlichen Länder Europas und die Fragestellung, inwieweit das jeweilige Land Potenzial für Radreisen aufweist. Er verrät den Lesern aber auch, warum er so gerne mit dem Fahrrad unterwegs ist. „Die gleichmäßige körperlichen Bewegung scheint meiner physischen und seelischen Gesundheit gut zu tun“, schreibt er. Das Fahrradfahren habe ihm zu einem deutlich sensibilisierten Zugang zu seinem Körper verholfen. „Hunger, Durst, Müdigkeit und Erschöpfung werden bei dieser Reiseform intensiv erlebt“, so Weingartz. Tief sind auch die Eindrücke von der Landschaft mit ihren unterschiedlichen Geräuschen, Dürften und Farben. „Meine Erfahrung ist sogar, dass Fahrradfahren die Herzen der Menschen öffnet, ohne Außenhülle“, erklärt er. Er habe oft einfach angehalten. Unterhaltungen seien mit Händen und Füßen möglich. Mit dem Buch wolle er einen Einblick in die Vielfältigkeit des Radreisens in Europa geben und seine Erfahrungen, die er bei 20 000 Kilometern in 20 Jahren machen durfte an andere Radreisende weitergeben. Dazu gehöre auch, dass sich eine Radreise nur immer bis zu einem gewissen Grad planen lasse, „da es meistens doch unvorhersehbare Unwägbarkeiten gibt, wie das Wetter, körperliche Grenzen oder unerwartete interessante Entdeckungen.“

Unterwegs auf Deutschlands schönsten Radwegen

In seinem Buch hat Weingartz mehrere Rubriken geschaffen – aufgeteilt nach Ländern führt er die Leser über die schönsten Radwege Deutschlands und die Eifel. Weiter geht es nach Frankreich, von dort nach Italien, Norwegen, Baltikum, Rumänien, Greta und den Balkan. Deutlich beschreibt er die jeweiligen Etappen mit den Namen der Ortschaften und geradelten Kilometern. Und er lässt die Leser teilhaben an seinem Frühstück, etwa an der Donau: „Zum Frühstück serviert man mir eine riesige Portion frischer Erdbeeren.“ Er beschreibt aber auch die Landschaft. „Die Straße klettert immer höher hinauf, und der dunkelblaue Fichtenwald wird mittlerweile in einen dichten Wolkenschleier getaucht“, notierte er zu seiner Tour in Norwegen, als er von Lillehammer nach Skeikampen radelte.

Auf den letzten Seiten seines Buches beschäftigt sich der 42-Jährige mit der Radreiseausrüstung. Auch da kann Weingartz aus seinem großen Erfahrungsschatz aus dem vollen schöpfen. Er hat seine Touren im Übrigen alle auf einem ganz normalen Tourenrad bewältigt.

„Radreisemosaik Europa“, 19,80 Euro, Kid Verlag. ISBN 978-3-947759-6-72-9

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