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Besuch in BrüsselBornheimer Schüler lernen europäische Politik hautnah kennen

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Waren sehr beeindruckt von der dreitägigen Brüsselfahrt: Lars Feiber, Leonie Rockensüß, Sarah Löhnert (von links).

Waren sehr beeindruckt von der dreitägigen Brüsselfahrt: Lars Feiber, Leonie Rockensüß, Sarah Löhnert (von links).

Bornheim – „Brüssel ist eine sehr internationale Stadt mit vielen Kulturen. Man hört überall Menschen, die die unterschiedlichsten Sprachen sprechen, und bei unserem Besuch im Europäischen Parlament bekam man einen überwältigenden Eindruck von der Größe des Parlaments“, schilderte Lars Feiler seine Eindrücke. Der 17-jährige Schüler am Bornheimer Alexander-von-Humboldt-Gymnasium (AvH) war einer von 120 Schülern und Schülerinnen des AvH und der Europaschule, die an einer zweitägigen Fahrt nach Brüssel teilnahmen, um Europas politischen Institutionen hautnah zu erleben.

Möglich machte diese besondere Reise der Stadtjugendring Bornheim gemeinsam mit dem Gustav-Stresemann-Institut. Wenige Tage zuvor diskutierten die Schüler noch mit renommierten Politikern im Ratssaal im Bornheimer Rathaus über Europa vor der am 26. Mai anstehenden Wahl zum Europäischen Parlament.

Sehr positive Erfahrungen gesammelt

Ähnlich beeindruckt wie Lars Feiler aus Bornheim waren auch die Schülerinnen Sarah Löhnert (16) aus Alfter und Leonie Rockensüß (17) aus Rösberg. Alle drei besuchen das AvH. Aufgeteilt wurden die jungen Leute in zwei Gruppen. Eine Gruppe lernte die Europäische Kommission kennen und wurde von einem Beamten in die Arbeit dieser Einrichtung eingeführt. Die andere Gruppe besuchte den Ausschuss der Regionen, wo die Arbeitsweise und die Rolle der Regionen bei der Mitgestaltung der Rechtsvorschriften der EU vermittelt wurden. Am zweiten Tag besuchten alle gemeinsam das Parlament und lernten anschließend Belgiens Hauptstadt kennen.

Politikinteressiert waren die drei Jugendlichen aus Bornheim bereits vor ihrer Reise. Vor allem die Aspekte Umwelt- und Klimaschutz sowie die Migrationsproblematik beschäftigten die drei. „Ich hätte gerne, dass die Länder in der Flüchtlingspolitik enger zusammenarbeiten“, erklärte Leonie. „Wir haben an unserer Schule die Internationale Klasse, ich habe ein Mädchen an die Hand genommen und ihr geholfen, damit sie sich bei uns wohlfühlen kann.“ Die Erfahrungen, die sie von Brüssel nach Bornheim mitnimmt, sind äußerst positiv: „Uns wurde sehr viel erklärt, wir sind sehr offen empfangen worden und konnten jede Menge Fragen stellen.“

„Sehr schade“ findet die Schülerin den zunehmenden Rechtsruck und Populismus in vielen europäischen Ländern. Sie kritisiert, dass sich manche Länder aus der Verantwortung stehlen würden und beispielsweise keine Flüchtlinge aufnehmen, dafür aber die Vorteile der EU gerne annehmen würden. Lars Feiler sieht das ähnlich. Er wünscht sich für die Zukunft einen föderalen Staatenbund, bei dem sich keine Nation mehr ihrer Verantwortung entziehen kann und man Probleme gemeinsam angeht, etwa eine gemeinsame Außen- und Klimapolitik. Für Sarah Löhnert ist die EU eine Wertegemeinschaft, hinter der sie stehe.

U18-Wahlen auch in Bornheim

Junge Menschen unter 18 Jahren dürfen nicht an der Wahl zum Europäischen Parlament teilnehmen. Allerdings werden immer neun Tage vor einem offiziellen Wahltermin sogenannte U18-Wahlen abgehalten, um Jugendliche neugierig auf Politik zu machen.

Deutschlandweit gibt es solche U18-Wahllokale, so auch am Freitag, 17. Mai, von 16 bis 18 Uhr in Bornheim im Bornheimer Jugendtreff, Königstraße 31. Mitmachen können alle Minderjährigen, die in Bornheim wohnen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Jugendlichen kommen einfach vorbei und stimmen wie bei einer richtigen Wahl für ihre Parteien und Kandidaten ab. Die Ergebnisse werden anschließend ausgewertet und veröffentlicht. Organisiert wird die Bornheimer U18-Wahl vom Kinder- und Jugendparlament und dem Stadtjugendring. Für Dominik Pinsdorf ist klar: „Die Europawahl darf es nicht ohne junge Menschen geben.“ Daher setzt er sich dafür ein, das Wahlalter analog zu den Kommunalwahlen auf 16 Jahre herunterzusetzen. (fes)

Und wie hat den drei die Stadt Brüssel gefallen? Beeindruckt waren sie sowohl von der Größe der europäischen Institutionen als auch von der Schönheit des Großen Marktes mit seinen historischen Häusern. Auch der Genuss sei nicht zu kurz gekommen: „Wir haben in schönen Cafés gesessen, Belgische Waffeln gegessen und waren an der berühmtesten Pommesbude von Brüssel“, erzählten die Gymnasiasten.

„Politische Bildung muss für jede soziale Schicht möglich sein“

Alle drei stehen kurz vor dem Abitur und damit noch am Anfang ihrer beruflichen Karriere. Da stellt sich natürlich die Frage, wie sie sich die EU der Zukunft vorstellen und was sie für Wünsche an die künftigen Parlamentarier haben? Lars Feiler wünscht sich, dass die Länder noch weiter zusammenrücken. Er lehnt Kleinstaaterei ab und hofft, dass sich so etwas wie der Brexit nicht wiederholt: „Als Kleinstaaten können wir gegen eine Wirtschaftsmacht wie China nicht ankommen“, meinte der 17-Jährige. Leonie und Sarah sehen dies ähnlich und hoffen, dass der Brexit für viele andere ein schlechtes Beispiel ist. Auch sie sind sich sicher, dass sich die großen Probleme der Zukunft nur gemeinsam lösen. Alle drei bedauern, dass sie noch nicht wählen dürfen, weil sie noch nicht volljährig sind.

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Dominik Pinsdorf, Vorsitzender des Stadtjugendrings, freute sich sehr, dass diese Fahrt im Jahr des 20. Bestehens des Stadtjugendrings diese Fahrt angeboten werden konnte. Ihm war wichtig, dass die Jugendlichen nicht dafür bezahlen mussten. Dies sei nur mit dank großzügiger Spenden und Förderern wie der Bornheimer Bürgerstiftung, der Bundeszentrale für Politische Bildung, einer Spendensammlung der Bornheimer Tollitäten sowie einer Zuwendung des Arbeitskreises Soziale Agenda und der Kooperation mit dem GSI möglich gewesen.

Dominik Pinsdorf: „Politische Bildung muss für jede soziale Schicht möglich sein. Europa steht vor einer Schicksalswahl, und dort haben wir alle eine Verantwortung, damit die Demokratie im Friedensprojekt Europa weiterhin gesichert ist.“

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