Bornheimer StadträtinnenBelange von Frauen werden zu oft übersehen

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Die Bornheimer Stadträtinnen der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen, CDU und SPD machen in einer gemeinsamen Erklärung zum heutigen Weltfrauentag deutlich, dass die COVID-19-Pandemie die Gleichberechtigung von Frauen und Männern erheblich zurückgeworfen hat.

So machen Frauen mit etwa zwei Dritteln den deutlich größeren Teil der Beschäftigten im Einzelhandel aus – einer Branche, die durch die COVID-19-Pandemie stark unter Druck geraten ist. Und da Frauen häufiger als Männer nicht-tarifgebunden beschäftigt sind, kommen sie seltener in den Genuss von Kurzarbeitgeld. Mütter sind aktuell besonders belastet: Sie haben ihre Wochenarbeitszeit stärker reduziert als Väter und übernehmen den größeren Anteil der Kinderbetreuung und -beschulung.

Emanzipation: An einer Kreuzung in Hamm regelt eine „Ampelfrau“ den Fußgängerverkehr.

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Nach Auffassung der Bornheimer Stadträtinnen sind dies alles Folgen einer Politik, die die Belange von Frauen zu oft übersieht und die dazu führt, dass viele Frauen von ihren Partnern finanziell abhängig oder von Altersarmut bedroht sind. Die Stadträtinnen setzen sich deshalb dafür ein, dass die Belange von Frauen in der Bornheimer Kommunalpolitik nicht übersehen werden. Der Frauenanteil im Bornheimer Stadtrat liegt bei nur 26 Prozent.

Meckenheim

Für die Stadtverwaltung Meckenheim ist die Gleichberechtigung der Frau nach den Worten der Gleichstellungsbeauftragten Bettina Hihn kein Lippenbekenntnis. Vielmehr stelle sie sich als öffentliche Verwaltung mit einer bemerkenswerten Quote modern und zeitgemäß auf. 62 Prozent der Beschäftigten seien weiblich und auf den Führungsebenen sei das Verhältnis ausgewogen: 54 Prozent der Führungspositionen werden von Frauen eingenommen. „Politische Forderungen nach weiblich besetzten Führungspositionen werden in der Apfelstadt damit schon seit Jahren kontinuierlich und vorbildlich umgesetzt“, erklärte die Gleichstellungsbeauftragte Hihn, die aber auch darauf hinweist, dass Frauen immer noch um ihre Rechte und Anerkennung kämpfen.

„In zahlreichen Unternehmen und Institutionen spielen sie vor allem in Spitzenpositionen weiterhin eine untergeordnete Rolle.“

Rhein-Sieg-Kreis

Brigitta Lindemann, Gleichstellungsbeauftragte des Rhein-Sieg-Kreises, arbeitet intensiv daran, Frauen zu unterstützen, sich beruflich weiterzuentwickeln. Dazu werden bereits seit vielen Jahren regelmäßig mit den Gleichstellungsbeauftragten der kreisangehörigen Städte und Gemeinden sowie mit den Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt des Jobcenter Rhein-Sieg und der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg Veranstaltungen angeboten. Das Programm ist darauf ausgerichtet, Frauen den (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern, sie in ihrer Position zu stärken und Alleinerziehenden einen Kontakt zu Gleichgesinnten zu ermöglichen. Lindemann: „Die zunehmende Nachfrage nach Bildungsangeboten zeigt, wie groß der Bedarf tatsächlich ist.“

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Von Frauen werde häufig erwartet, dass sie gut in ihrem Job seien und gleichzeitig zu Hause mit den Kindern oder als pflegende Angehörige alles managten. „So bleibt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nach wie vor häufig immer noch ein Frauenthema“, bilanziert die Gleichstellungsbeauftragte.

Am Mikrofon

Der Stadtjugendring Bornheim sendet zum heutigen Weltfrauentag um 12.30 Uhr eine hochkarätig besetzte Gesprächsrunde. Zugesagt haben Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer, die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Dr. Katarina Barley, Katja Kipping (Die Linke), Terry Reintke (MdEP) sowie die Politikwissenschaftlerin Professor Dr. Gesine Schwan. Schirmherr ist Dr. Wolfgang Thierse. (Bir)

Die Kreisverwaltung unterstützt die Beschäftigten bei ihren familiären Verpflichtungen unter anderem durch vielfältige Arbeitszeitmodelle und das Angebot des mobilen Arbeitens. Um eine Nachhaltigkeit bei Maßnahmen zu erreichen, wird derzeit die Re-Auditierung zur familienbewussten Arbeitgeberin angestrebt. Maßnahmen zur Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie werden überprüft und eventuell verbessert.

Im Frühling 2018 wurde der Kreisverwaltung von der Hertie-Stiftung das Zertifikat des „audit berufundfamilie“ für ihre strategisch angelegte familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik verliehen. Der Kreis war die Verpflichtung eingegangen, die Rahmenbedingungen für eine Vereinbarkeit von beruflichem Engagement und familiären Aufgaben für ihre Beschäftigten zu verbessern, passgenau aufzubauen und auch in Zukunft weiterzuverfolgen.

„Hierzu gehören neben einer flexiblen Arbeitszeit, mobilem Arbeiten, Ferienkinderbetreuung sowie Pflegeberatung und Pflegezeit auch eine Betriebssportgemeinschaft und ein betriebliches Gesundheitsmanagement“, erklärt Brigitta Lindemann. „Wir haben in den letzten Jahren schon einiges erreicht. Dennoch stehen in Zukunft weitere Veränderungen an.“ (Bir)

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