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Bornheimer StadtteileCDU will Uedorf, Widdig und Hersel mit Bahnhöfen verbinden

Lesezeit 6 Minuten
Den Sechtemer Bahnhof mit einer Buslinie an Urfeld und die Bornheimer Rheinorte anbinden, das schlägt die CDU vor.

Den Sechtemer Bahnhof mit einer Buslinie an Urfeld und die Bornheimer Rheinorte anbinden, das schlägt die CDU vor.

Bornheim – Die Verkehrssituation in Hersel, Uedorf und Widdig beschäftigt die CDU-Stadtratsvertreter der Bornheimer Rheinorte. Daher haben sie gleich zwei Anträge für den Mobilitäts- und Verkehrsentwicklungsausschuss formuliert. Unklar ist, wann das Gremium wieder tagt, denn die kommende Sitzung am Dienstag wurde wegen Corona abgesagt.

Einbahnstraße im Ortskern Hersel

Ein vertrautes Bild für viele Herseler: Die verstopfte Rheinstraße, wenn beispielsweise Eltern ihre Mädchen und Jungen zur Ursulinenschule oder zur Grundschule bringen oder abholen, wenn Menschen in die die Rheinhalle zu Veranstaltungen strömen, oder Busse, Lastwagen oder Müllfahrzeuge die marode Straße passieren.

Dann wird es hier eng und gefährlich für den Begegnungsverkehr. Ein vergleichbares Bild zeigt sich in der Gartenstraße. Daher plädieren sowohl die Politiker als auch Hersels Ortsvorsteher Toni Breuer (CDU) dafür, die bereits vorhandenen Einbahnstraßen im Ortskern auszuweiten und beantragen hierfür ein straßenverkehrsrechtliches Anhörverfahren.

Ihr Vorschlag: Der Einbahnstraßenabschnitt der Rheinstraße, beginnend zwischen Nahestraße und Clarenweg, soll in nördlicher Richtung auf Höhe des Weinpavillons (Rheinstraße 245) verlängert werden. Dadurch wäre es möglich, dass die nördliche Sackgasse der Rheinstraße aus Richtung Richard-Piel-Straße weiter erreicht werden könne.

Zudem schlagen die Politiker vor, den vorhandenen Einbahnstraßenabschnitt der Gartenstraße zwischen Mertensgasse und Vorgebirgsstraße bei gleichbleibender Richtung auf den Bereich zwischen Marienstraße und Nahestraße auszuweiten. Für den Radverkehr sollen die Einbahnstraßen auf der gesamten Strecke offenbleiben und, wo möglich, entweder ein Fahrradweg oder eine Fahrradstraße eingerichtet werden. Zudem regen sie an, alternierende Parkflächen in den Einbahnstraßen vorzusehen, zum Beispiel mit Hilfe von Baumpflanzungen.

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Aus Sicht der Verwaltung gehen die „umfangreichen Überprüfungen (...) über den normalen Rahmen straßenverkehrsrechtlicher Anhörungsverfahren hinaus.“ Hier seien konzeptionelle Überlegungen zur Gestaltung des Straßenraums erforderlich, die vorab verwaltungsintern abgestimmt werden müssten. Da diese Abstimmungen noch nicht abgeschlossen seien, wäre ein straßenverkehrsrechtliches Anhörungsverfahren „zum jetzigen Zeitpunkt wenig effizient und zielführend.“

Neue Busverbindungen für die drei Rheinorte

Die CDU-Fraktion möchte von Bürgermeister Christoph Becker (parteilos) und der Verwaltung prüfen lassen, welche neuen Busverbindungen eingeführt werden könnten, um die Bahnhöfe der Deutschen Bundesbahn in Roisdorf und Sechtem mit einer über die drei Rheinorte verlaufende Linienführung zu verbinden.

Vor allem soll die Variante einer Buslinie geprüft werden, die den Sechtemer Bahnhof mit Wesseling-Urfeld an die Bornheimer Rheinorte anbindet. Hierzu schlagen die Christdemokraten im Vorfeld Gespräche mit der Stadtverwaltung Wesseling und den Verkehrsträgern zu möglichen Kosten, Taktungen und Linienführungen vor.

Die Idee einer solchen Buslinie durch Hersel, Widdig, Uedorf und Urfeld stamme, so die Antragsteller, noch aus dem Jahr 1969. Aufgrund des demographischen Wandels, dem steigenden Wunsch der Bevölkerung nach einer Verkehrswende und der Tatsache, dass es in Uedorf und Widdig keinen Einzelhandel gibt, müssten neue Maßnahmen und Konzepte erarbeitet werden.

Weil von den Rheinorten aus die beiden Bornheimer DB-Bahnhöfe nur schwer mit dem Öffentlichen Personennahverkehr erreichbar sind, seien viele Pendler gezwungen, mit dem eigenen Auto nach Sechtem oder Roisdorf zu fahren. Vor allem für die Sechtemer Anwohner habe dies Folgen: Der Park-and-Ride-Platz ist schnell ausgelastet, so dass viele Pkw-Fahrer ihre Autos in den angrenzenden Wohngebieten abstellen.

Grüne: Buslinie 818 als Ring-Linie

Die Grünen regen an, die Buslinie 818 zu einer Ring-Linie weiterzuentwickeln, damit Pendler aus dem Vorgebirge besser an die Stadtbahnlinie 16 angebunden werden. Gleichzeitig könnten Wesselinger Bürger damit auch besser den Bahnhof Sechtem erreichen: „Daher macht eine solche Verbindung für beide Seiten Sinn“, erklärt der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Markus Hochgartz.

Profitieren würden zudem die Schülerinnen und Schüler der Herseler Ursulinenschule und der Uedorfer Verbundschule. Sie hätten dadurch einen zeitlichen Vorteil. Ratsfrau Gabriele Jahn ergänzt, dass die Rheinorte damit „deutlich besser mit den Einkaufsmöglichkeiten in Bornheim und Wesseling vernetzt werden.“

Die Wesselinger Grünen hätten diesen Vorschlag bereits „durchaus positiv aufgenommen und ein grundsätzliches Interesse einer solchen ortsübergreifenden Buslinie signalisiert“, so Hochgartz. (fes)

Aus Sechtem wiederum ist es den Antragstellern zufolge schwierig, mit dem ÖPNV zur Stadtbahnlinie 16 oder in die Rheinorte zu gelangen, da eine direkte Verbindung fehle. Profitieren würden auch Schüler oder Berufspendler, die so ihre Arbeitsstellen oder die Schulen besser erreichen würden. Die Verwaltung verweist in ihrer Antwort auf die Positionen des Aufgabenträgers für den ÖPNV, den Rhein-Sieg-Kreis (RSK). Demnach seien in den Rheinorten „keine Erschließungsdefizite vorhanden.“ Laut Kreis würde ein weiteres Busangebot zu Parallelverkehren mit der Linie 16 führen und somit ein „zu vermeidendes Konkurrenzangebot darstellen.“ Die Verwaltung teile grundsätzlich die Idee, die Qualität der ÖPNV-Anbindungen in den Ortschaften der Stadt zu verbessern und sagt zu, den Prüfauftrag an den Kreis weiterzuleiten.

Derzeit sind Hersel, Uedorf und Widdig über die Stadtbahnlinie 16 per Umsteigeverbindung am Haltepunkt Hersel mit den Ortschaften am Vorgebirge verbunden. Damit bestünden auch Fahrtmöglichkeiten in Richtung der beiden DB-Bahnhöfe. Zudem gibt es laut Verwaltung mit der Linie 16 eine „hochwertige Verbindung“ Richtung Wesseling. Die genannten Verbindungen werden von dem bestehenden Anruf-Sammel-Taxi (AST) ergänzt.

Bürgermeister: „Zurzeit nur unabdingbare Sitzungen“

„Sitzung entfällt“ – dieser Hinweis steht fast hinter jedem Eintrag im Bürgerinformationssystem der Stadt Bornheim. Abgesagt sind der für die kommende Woche ursprünglich angesetzte Mobilitäts- und Verkehrsentwicklungsausschuss (MoVa) sowie der Stadtentwicklungsausschuss (StEA).

Damit werden im MoVa weder die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie für den Bahnhof Roisdorf präsentiert, noch die Anträge der CDU zur Verkehrssituation in Hersel oder Anträge von SPD, UWG und Grünen rund um das Thema Radverkehr in Bornheim besprochen. Im SteA hätten Mitteilungen zum Bahnhof Sechtem oder zur Überarbeitung des Regionalplanes auf der Agenda gestanden.

Bürgermeister Christoph Becker (parteilos) erklärt auf Anfrage, dass die Sitzungsabsagen im Gespräch mit ihm, dem Verwaltungsvorstand und den Fraktionsspitzen einvernehmlich getroffen worden sind. „Wir möchten damit einen Beitrag leisten, um möglichst viele Kontakte zu reduzieren.“

Städte und Gemeinden seien laut Corona-Schutzverordnung allerdings nicht dazu verpflichtet, ihre Gremiensitzungen abzusagen, erklärte Becker weiter, dies entscheide jede Kommune selbst. Die getroffen Schutzmaßnahmen würden auch ausreichen. So wurden für den Ratssaal mittlerweile Plexiglaswände angeschafft, einige Sitzungen wie zuletzt der Jugendhilfeausschuss in die Herseler Rheinhalle verlegt, um Abstandsregeln einzuhalten, es gehe aber vor allem um die Kontaktreduzierung.

Aktuell finden nur „unabdingbare“ Sitzungen statt, in denen Punkte behandelt werden, über die dringend entschieden werden muss. Bereits im Dezember 2020 hatte der Rat mit der dafür erforderlichen Zweidrittelmehrheit entschieden, dass der Haupt- und Finanzausschuss (HFA) mit den Befugnissen des Rates tagt. Im deutlich kleineren HFA sitzen nur 22 Politiker. Diskutiert wurde auch, Rats- und Ausschusssitzungen digital abzuhalten. Dem stehe allerdings das Öffentlichkeitsgebot entgegen. Jedem Bürger muss es möglich sein, den politischen Entscheidungsprozess zu verfolgen. Die nächste HFA-Sitzung soll am Donnerstag, 25. Februar, ab 18 Uhr im Rathaus stattfinden.

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