Brauchtum an PfingstenLoblied auf den Breniger „Plöner“

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Diese 1910 gelaufene Grußkarte zu Pfingsten zeigt ein fröhliches Käfermotiv, das eine „Holzfahrt“ in die Natur andeutet.

Diese 1910 gelaufene Grußkarte zu Pfingsten zeigt ein fröhliches Käfermotiv, das eine „Holzfahrt“ in die Natur andeutet.

Bornheim – Pfingsten wird grundsätzlich zwischen dem 11. Mai und dem 14. Juni gefeiert. Da in diesem Jahr Ostern recht spät lag und sieben Wochen (beziehungsweise 50 Tage) danach das Pfingstfest ansteht, fällt der Termin für diesen hohen kirchlichen Feiertag auf den 9. Juni.

Der Bezug zum Fest der Auferstehung Jesu von den Toten (Ostern) stammt aus der frühen jüdischen Tradition. Das griechische Wort „Pentekosté“, das sich im Deutschen zu „Pfingsten“ entwickelt hat, bedeutet „der 50. Tag“. An diesem Termin hielten die Juden dereinst eine Erntedankfeier ab. Das Christentum übernahm diesen Brauch und führte im 4. Jahrhundert Pfingsten als Fest der Herabkunft des Heiligen Geistes ein.

Im Vorgebirge und Umgebung wurde diesem Hochfest früher mehr Beachtung geschenkt als heute, denn man unternahm so bezeichnete „Hölzjesfaahte“ (Holzfahrten) in den Wald, picknickte in der freien Natur, pflückte bunte Pfingststräuße und trieb bisweilen allerlei Schabernack. So wurde ein mit bunten Bändern und Stroh umwickelter junger Mann, der „Pfingstquack“, durch den Ort geführt, der die Dorfbewohner belustigte, aber dafür auch eine Gabe in Form von Naturalien oder Geld einforderte. Am Niederrhein ist dieser Heischebrauch noch nicht ganz ausgestorben.

Nach altem Brauch galt Pfingsten dereinst nach alter jüdischer Sitte als vorgezogenes Erntedankfest. Die Hirten trieben das Vieh auf die bis dahin noch unbenutzten Weiden, deren üppiger Bewuchs den Tieren ein kräftiges und nahrhaftes Futter bot. Unter den Bauern entwickelte sich manchmal ein Wettstreit um die ergiebigsten Weidegründe. Die Verlierer dieses Spektakels wurden von den Siegern als „Pfingstkälber“ und „Pfingstochsen“ verhohnepipelt. Ein wahrer „Pingsoaß“ aber wurde mit farbigen Bändern und Tüchern ähnlich dem Pfingstquack geschmückt und durch die Straßen geführt. Das Tier sollte bald geschlachtet werden, und die Hausfrauen konnten bei dieser Gelegenheit schon einmal sehen, von was für einer Kreatur sie demnächst beim Metzger einen Braten erstehen konnten.

Als „Pfingstfuchs“ bezeichnete man ursprünglich einen verhältnismäßig spät geworfenen Jungfuchs. Dieses Tier wurde dann scherzhaft zur Bezeichnung eines Langschläfers, der sich an Pfingsten arg spät aus den Federn erhebt. „Lustig wie ein Pfingstfuchs“ ist eine Verballhornung von „listig wie ein Pfingstfuchs“, denn der mittlerweile häufig im Vorgebirge anzutreffende Rotrock gilt ja nach volkstümlicher Auffassung als besonders schlau und listig.

Geselligkeit am „Eisernen Mann“

Heute nahezu unbekannt ist der „Pfingstkäfer“, der eigentlich ein „Maikäfer“ ist. Auf vielen alten Grußkarten, die man einst an Pfingsten versandte, ist er in oft zum Schmunzeln anregenden Situationen abgebildet. Dieser Käfer steht für die mittlerweile in Blüte stehende Natur.

Die Holzfahrten, die im späten Mittelalter vor allem aus Siegburg, Bonn und Köln überliefert sind, erfreuen sich in den letzten Jahren wieder einer größeren Beliebtheit. So findet am Pfingstmontag am von Sagen umwobenen „Eisernen Mann“ im Kottenforst ein Stelldichein zahlreicher Menschen aus den Ortschaften der Umgebung statt. Es wird gegrillt, getanzt, gespielt und viel erzählt. Etliche Bewohner aus Bornheim, Brenig, Alfter, Gielsdorf, Oedekoven, Impekoven, Witterschlick, Heidgen, Heimerzheim, Dünstekoven und Buschhoven treffen sich an diesem historischen Grenzzeichen aus dem 17. Jahrhundert, um eine fröhliche Gemeinsamkeit zu pflegen. Das Einrücken in den Wald hatte durchaus einen kirchlichen Anstrich, meinte man doch, der Heilige Geist würde sich besonders in der freien Natur zeigen, die er sozusagen „beseelte“. Das biblische Wort „empfange den heiligen Geist“ wurde freilich mitunter pervertiert, indem man „geistreichen“ Getränken etwas zu heftig zusprach.

In alter Zeit war diesbezüglich der in der früheren Breniger Gastwirtschaft Düx gebrannte „Plöner“ besonders beliebt. Diesem hochprozentigen Lokalgetränk widmete Joachim Henning in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts sogar ein eigenes Lied. Er verfasste einen Text, in dem dieser „Schabau“ gepriesen wurde. Die Charakterisierung als „Göttertrunk“ passt wiederum zu Pfingsten, dem Fest, an welchem der nach dem Breniger Platznamen „Ploon“ bezeichnete „Plöner“ besonders gern verkostet wurde.

Das Sprichwort „wann Pingste kütt, et Sönnche schingk“ drückt eine mit diesem Fest verbundene Hochstimmung aus, denn wenn an Pfingsten die Sonne scheint, ist die Welt in Ordnung. Das nach einem geradezu geflügelten Wort Goethes als „liebliches Fest“ aufgefasste Pfingsten ist in der hiesigen Gegend bezeichnenderweise der letzte Termin, an dem in der 50-tägigen österlichen Zeit mit den Kirchenglocken zum Lobe Gottes und zur Freude der Menschen feierlich gebeiert, beziehungsweise der Bamm geschlagen wird, wie es in Brenig seit Alters her in besonders kunstvoller Weise Tradition ist.

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