Abo

DeeEmZeeBerliner Musiker hat in Bornheim neue Wahlheimat gefunden

Lesezeit 4 Minuten
Daniel Wagner alias DeeEmZee liebt Basketball und HipHop. Stolz ist er auf zwei original goldene CDs von MC Hammer und Vanilla Ice, die in seinem Wohnzimmer in Rösberg hängen.

Daniel Wagner alias DeeEmZee liebt Basketball und HipHop. Stolz ist er auf zwei original goldene CDs von MC Hammer und Vanilla Ice, die in seinem Wohnzimmer in Rösberg hängen.

BORNHEIM-RÖSBERG – Wahrscheinlich würde niemand vermuten, dass einer der einst erfolgreichsten Rapper aus Berlin-Neukölln ausgerechnet in dem beschaulichen Höhenort Rösberg seine neue Wahlheimat gefunden hat. Zehn Jahre ist es mittlerweile her, dass DeeEmZee, der im bürgerlichen Leben Daniel Wagner heißt, der Liebe wegen aus der quirligen Hauptstadt ins Vorgebirge kam. Die große Liebe währte nur kurz, die Beziehung ging in die Brüche, das Paar ließ sich scheiden. Doch zurück in die alte Heimat möchte der gebürtige Berliner, der sich als „Bornheims bester Neuköllner Rapper“ beschreibt, nicht.

Der Grund? Seine Tochter, die gerade eingeschult worden ist: „Ich sehe sie jetzt schon selten genug, auch wenn sie im Nachbarort wohnt, wenn ich wieder nach Berlin ziehen würde, sehe ich sie ja kaum noch.“ Die zerbrochene Beziehung und die Liebe zu seiner Tochter brachten den 41-Jährigen, der im Hauptberuf als Projektleiter für den Breitbandausbau bei der Telekom arbeitet, zurück zum Rap.

1993 fing alles an

1993 fing alles an, als Daniel Wagner, der zunächst als Danny D, später als Danny MC oder DMZ auftrat und sich heute DeeEmZee nennt, mit dem Song „Das Imperium“ zum ersten Mal an die Öffentlichkeit trat. Schnell fand er Gleichgesinnte, mit denen er sich in Neukölln einen Namen in der Szene schuf: „Hätte es damals schon Facebook gegeben oder YouTube, wer weiß, was aus uns geworden wäre?“, meint DeeEmZee in Anlehnung an die Erfolge, die HipHop-Stars heutzutage feiern.

Da er kein Instrument spielt und kaum Noten lesen kann, war für ihn HipHop das optimale Genre, um sich musikalisch auszudrücken. Er sieht sich in der Tradition der Fantastischen Vier, Fettes Brot oder der Band „Beginner“ – spaßig, aber auch schon mal sozialkritisch. Von den antisemitischen und sexistischen Inhalten von Gangsta-Rappern wie Farid Bang und Kollegah distanziert er sich ausdrücklich: „Bei meinem allerersten Rap wart ihr noch nicht gebaut . . . ich dulde eure Kunst, doch leider habt ihr damit meine Kunst verhunzt“ reimt DeeEmZee in einem seiner neuen Songs, „Besenwagen des Rap“, in dem er selbstironisch ankündigt, in der Rapszene für Ordnung zu sorgen.

Comeback nach 15 Jahren Pause

Sein Comeback im Herbst 2017 nach 15 Jahren Pause kam überraschend. „Mein Therapeut sagte mir, ich solle ein Buch schreiben, um die vergangenen Jahre zu verarbeiten“, schildert der 41-Jährige. Ein Buch wurde es nicht, die Erlebnisse der vergangenen Jahre fasste er allerdings in Reimform komprimiert in dem fünfminütigen Song „Das Buch“ zusammen. Hier rechnet er mit seiner Exfrau ab, seiner großen Liebe, für die er seinerzeit ins Vorgebirge zog, sie heiratete und mit ihr eine gemeinsame Tochter bekam.

Hadern mit der Wahlheimat Bornheim

Dabei nimmt der Rapper kein Blatt vor den Mund. „2008 habe ich den größten Fehler meines Lebens gemacht, ich habe 100.000 Euro verloren, man hat mich einfach weggeschmissen“ heißt es in dem Song, in dem er die Trennung aus seiner Sicht schildert. Und in dem zynischen Stück „Ich rap nicht mehr“ hadert er zudem mit seiner Wahlheimat, in der er nur bleibt, um seine Tochter nicht zu verlieren.

Soeben erschien sein neuer Song und die gleichnamige LP „Mein Erbe“. Den widmet er seiner siebenjährigen Tochter, die er heiß und innig liebt: „Das hier ist mein Erbe, und wenn ich morgen sterbe, hast du dieses Lied von mir“, rappt Daniel Wagner im Refrain. Im dazugehörigen Video sieht man die Tochter als junge Frau am Grab ihres Vaters stehen. Unterstützung für seine neuen Aufnahmen bekam er von den Kumpels von damals, die Songs wurden auch in Berlin aufgenommen und von DJ OGB produziert.

Wagner ist ein glühender Verehrer der amerikanischen HipHop- und Rap-Ikonen der späten 80er und frühen 90er Jahre. Einige traf er persönlich wie Salt’n’Pepa, Tone Loc oder Coolio, davon zeugt seine ganz persönliche „Wall of Fame“ mit Fotos und Konzertkarten in seiner Wohnung. Sein ganz besonderer Stolz sind zwei original goldene Schallplatten von den Alben der Rap-Ikonen MC Hammer („Please Hammer Don’t Hurt ’em“) und Vanilla Ice („To The Extreme“), die in seinem Wohnzimmer hängen. Woher der bekennende Hertha-BSC-Berlin und Basketballfan diese Devotionalien hat, darüber schweigt er sich allerdings aus.

Ganz besonders stolz ist DeeEmZee zudem, dass Vanilla Ice (50), der 1990 mit „Ice Ice Baby“ (mit dem „Under Pressure“-Sample von Queen und David Bowie) einen Welthit landete und noch vor Eminem als erster Weißer in den USA im HipHop kommerziell erfolgreich war, ihn bei seinen neuen Songs unterstützte.

Rundschau abonnieren