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Der Spargel bricht durchBornheimer Landwirten fehlen zuverlässige Erntehelfer

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Das „königliche Gemüse“ bietet ein trauriges Bild: Hier wächst der Spargel aus den Dämmen heraus.

Das „königliche Gemüse“ bietet ein trauriges Bild: Hier wächst der Spargel aus den Dämmen heraus.

Bornheim – „Die Situation ist alles andere als entspannt“, sagte Peter Muß, stellvertretender Geschäftsführer des Provinzialverbands rheinischer Obst- und Gemüsebauern. Immer noch fehle es in vielen Betrieben an Erntehelfern. Und eine Entspannung der Situation sei nicht in Sicht, im Gegenteil. Wie Muß erklärte, hätten das Amt für Arbeitsschutz und die Ordnungsämter der Kommunen nach den Vorfällen in den Schlachtbetrieben in Coesfeld und Pforzheim, nun auch verstärkte Kontrollen in den landwirtschaftlichen Betrieben angekündigt. „Dabei wird vor allen Dingen geprüft, ob die Vorgaben zur Abstandsregelung und die Hygienemaßnahmen eingehalten werden“, so Muß.

„Kontrollen machen mir keine Sorgen“, sagte auf Anfrage der Rundschau der Landwirt Karl-Heinz Steiger. Er habe wegen den gesetzlichen Auflagen statt sonst sieben, in diesem Jahr nur fünf Erntehelfer aus Rumänien kommen lassen und immer auch noch einige Studenten und Schüler, die in ihrer Freizeit auf dem Gemüsehof mithelfen. Vorsichtshalber habe er jedoch bereits in der Frühjahrsplanung zunächst auf die Aussaat einzelner Feldfrüchte wie Rucola und Radieschen verzichtet. In seinem Betrieb sei es so bisher noch möglich, alle reifen Produkte zu ernten und zu vermarkten, sowie das Sommer- und Wintergemüse für 2020 zu pflanzen.

Das funktioniert jedoch längst nicht in jedem landwirtschaftlichen Unternehmen. Muß weiß von Betrieben, die einfach keine Erntehelfer mehr finden. „Viele Saisonarbeiter wollen aus Sorge sich in Deutschland mit Corona zu infizieren, nicht kommen“, erklärte er. Andererseits seien auch in Rumänien und Bulgarien teils ganze Ortschaften in Quarantäne, wo keine Person zurzeit rein oder raus kommt.

„Ich höre nur von Chaos um mich herum“

So sei auch das Kontingent von 80.000 Erntehelfer, das von der Bundesregierung für die Monate April und Mai bewilligt wurde, nicht vollends ausgeschöpft worden. Muß befürchtet, dass es noch sehr viel schlimmer kommen wird. Bisher sei es ja noch nicht einmal richtig heiß gewesen, so dass weder Spargel noch Erdbeeren in großen Mengen zeitgleich geerntet werden müssten. Schon jetzt wisse er von Kollegen, die wegen fehlenden Mitarbeitern mit dem Stechen des Spargels einfach nicht mehr nachkommen. „Es ist absehbar, dass bei einer möglichen Erdbeer- und Spargelschwemme die Ernte hier im Rheinland nicht mehr vollständig eingeholt werden kann“, so Muß.

Gleiches befürchtet auch der Bornheim-Uedorfer Biobauer und Sprecher der Bornheimer Spargelbauern Leonhard Palm. „Es fehlt uns vor allen Dingen auch an motivierten und zuverlässigen Helfern“, räumte Palm ein. Die Situation sei bei vielen seiner Berufskollegen gleich. „Ich höre nur von Chaos um mich herum“, erklärte er. Noch bekämen er und auch etliche seiner Kollegen zwar den reifen Spargel gestochen und vermarktet, „doch die Situation kann sich sehr schnell verschärfen“, befürchtet Palm.

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