EuropaschuleSchulleiter Christoph Becker verabschiedet sich nach Köln

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Stolz kam Schulleiter Christoph Becker Ende Mai mit dem Deutschen Schulpreis aus Berlin zurück und gab den Schülern erstmal Eis aus.

Stolz kam Schulleiter Christoph Becker Ende Mai mit dem Deutschen Schulpreis aus Berlin zurück und gab den Schülern erstmal Eis aus.

Bornheim – „Die Europaschule wird immer meine große Liebe bleiben“, betont Christoph Becker. Dennoch wird der 54-jährige Schulleiter zum Jahreswechsel Bornheim verlassen, um sich als Dezernent bei der Bezirksregierung Köln neuen Aufgaben zu stellen. Als Nachfolger von Gründungsdirektor Klaus Breil lenkt Becker seit 2009 die Geschicke der Gesamtschule. Im Gespräch mit Rundschau-Mitarbeiter Frank Engel-Strebel spricht er über prägende Ereignisse und künftige Aufgaben.

Herr Becker, die Meldung, dass Sie als Schulleiter die Europaschule zum Jahresende verlassen und als Dezernent zur Bezirksregierung Köln wechseln, hat viele überrascht. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Ich liebe Veränderungen und Entwicklungen und war fast 25 Jahre an dieser Schule. Im kommenden Jahr werde ich 55 Jahre alt, wenn ich noch etwas anderes machen möchte, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt.

Was werden Ihre neuen Aufgaben sein?

Als Dezernent unterstütze und berate ich Schulen des gemeinsamen Lernens, dies sind Gesamtschulen und Sekundarschulen, in der Schulentwicklung. In meinem Dezernat werde ich für 13 Schulen zuständig sein.

Mit welchen Gefühlen verlassen Sie die Europaschule?

Das ist meine Schule und sie wird immer meine große Liebe bleiben, aber trotzdem freue ich mich jetzt auf meine neuen Aufgaben, denn für mich ist die Sache jetzt rund und die Schulgemeinschaft autark und lebensfähig. Diese Schule bin ja nicht ich, ganz viele sind diese Schule. Ich bin mir sicher, dass die Europaschule weiterhin ihre Fahrt machen wird. Es werden Veränderungen kommen, aber das ist ja gut. Was ich zu geben hatte, habe ich gegeben.

Sie kamen 1991 als Referendar an die Europaschule. Hatten Sie nicht andere Pläne?

Meine Frau, die auch Lehrerin ist, und ich wollten nach dem Studium auswandern. Unser großer Traum war es, als Lehrer in Alaska zu arbeiten, wir besitzen auch eine alaskische Lehrerlaubnis, doch wir haben leider keinen Job in Alaska bekommen, da es zu dieser Zeit viele arbeitsuchende, amerikanische Lehrer gab. Dann kam ich als Referendar an die Europaschule und nahm hier 1994 eine Vertretungsstelle als Lehrer an. Von da an nahm das Schicksal seinen Lauf. Gründungsdirektor Klaus Breil nahm mich an die Hand und sagte mir schon damals, dass ich einmal sein Nachfolger werde. Dabei hatte ich noch nicht einmal eine feste Planstelle.

Was war Ihnen als Schulleiter wichtig für die Europaschule?

Mir ist nicht nur das Ergebnis, sondern auch der Weg dahin wichtig. Ich wollte immer eine menschliche Schule, in der mit Respekt mit den Menschen umgegangen wird. Dazu gehört auch, dass eine Schule demokratisch und transparent ist. Deswegen haben wir 2009 mit einer Zukunftswerkstatt begonnen. Mit Hilfe einer externen Moderatorin haben wir mit Schülern, Eltern und Lehrern gemeinsam diskutiert und wichtige Fragestellungen erörtert, Bilanzen aufgestellt und uns ein eigenes Leitbild gegeben. Denn Schule ist auch eine Dienstleistung, die Kinder sind nicht für uns da, sondern umgekehrt. Mein Anspruch als Schulleiter war es, möglichst optimale Arbeitsbedingungen für meine Kollegen zu schaffen, dann kommt auch das Beste bei den Schülern an. Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich bei der Europaschule um ein kleines, mittelständisches Unternehmen handelt.

War es diese Einstellung, die auch zu den großen Erfolgen vor allem im Jahr 2016 führte?

Ja. Sportlich ausgedrückt, war dies unser Tripel-Jahr. Wir sind Botschafterschule des Europäischen Parlaments und NRW-Medienscout-Schule geworden, haben die Rezertifizierung als Gut-Drauf-Schule erreicht, wir sind seitdem eine zertifizierte Schule gegen Rassismus und eine Schule mit Courage, wir sind 2017 beim Deutschen Schulpreis zu den sechs besten Schulen Deutschlands gekürt worden und haben als erste Gesamtschule in NRW und als erste weiterführende Schule in Bornheim die MINT-EC-Auszeichnung erhalten. Wichtig ist mir, zu betonen, dass diese Erfolge nur möglich wurden, weil wir Menschen motivieren konnten, diese Kräfte freizusetzen. Die Initiativen gingen von den Schülern und dem Kollegium aus.

Alle zwei Jahre verleiht die Europaschule den pädagogischen Ehrenpreis „Bornheimer“. Gibt es Preisträger in all diesen Zeiten, die Sie ganz besonders geprägt haben?

Lord Yehudi Menuhin fällt mir spontan ein, weil er ein Mensch ist, der Größe und Menschlichkeit ausgestrahlt hat. Auch Royston Meldoom, der mit Straßenkindern Musik gemacht, hat mich beeindruckt. Er meinte: ,Am Anfang steht, dass du die Kinder lieben und ihnen vertrauen musst.’ Das war ein sehr prägender Satz für mich. Oder Rupert Neudeck und seine Menschlichkeit, die er gelebt hat.

Zur Person

Christoph Becker ist 1963 in Bonn geboren, studierte an der Universität Bonn Sport und Biologie auf Lehramt. Hier lernte er auch seine Frau kennen. Becker hat zwei erwachsene Söhne und lebt in Roisdorf.

1991 kam er als Referendar an die Europaschule, einen Teil seines Referendariats absolviert er zudem am Tannenbusch-Gymnasium in Bonn. 2001 wurde er als Abteilungsleiter Mitglied der Schulleitung, 2005 stellvertretender, 2008 kommissarischer Schulleiter, ein Jahr später dann Schulleiter der Europaschule. Aktuell besuchen 1454 Schüler die Europaschule und werden von 160 Lehrern unterrichtet.

Kommenden Dienstag, 19. Dezember, 14 Uhr, wird Christoph Becker mit einem Festakt offiziell verabschiedet. Einen Nachfolger gibt es derzeit noch nicht.

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