GedenktafelRösberg will an Schicksal der Zwangsarbeiter erinnern

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Einen Entwurf für Motiv und Beschriftung der Erinnerungstafel hat Ortsvorsteher Peter Tourné auch schon.

Einen Entwurf für Motiv und Beschriftung der Erinnerungstafel hat Ortsvorsteher Peter Tourné auch schon.

Bornheim-Rösberg – Die Geschichte jener Menschen, die als Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland verschleppt und auch nach Rösberg gekommen waren, beschäftigt Ortsvorsteher Dr. Peter Tourné schon eine ganze Weile. 2017 hatte er einen Aufsatz darüber verfasst und den Ortsvereinen zur Verfügung gestellt, jetzt soll zur Erinnerung an die Menschen, die den Ort offenbar vor einem noch schlimmeren Schicksal bewahrt hatten, eine Gedenktafel aufgestellt werden.

„Auch in Rösberg gab es damals Fremdarbeiter, wie man sie beschönigend nannte“, schreibt Tourné. Bei seinen Nachforschungen stieß er auf ein Buch der Archivare des Rhein-Erft-Kreises aus dem Jahr 2002, das dann auch den theoretischen Unterbau für seinen Aufsatz bildete. Die Idee, für die nach Deutschland Verschleppten eine Gedenktafel anzubringen, geht auch auf eine Erinnerungstafel am alten Friedhof in Kerpen-Horrem zurück. „Leider hat die Stadt Bornheim zurzeit keine personellen Ressourcen, die Geschichte dieser geschundenen Menschen aufzuarbeiten. Ihr Aufenthalt ist im Archiv der Stadt Bornheim dokumentiert und nachweisbar“, so der Ortsvorsteher.

Im Rahmen des Wasserturmfestes 2019, mit dem das 100-Jährige des Turmes gefeiert wurde, wurde an einen der nach Rösberg Verschleppten erinnert. Er spielte in einem Theaterstück des Volxtheaters Rösberg über den Bau des Turmes eine entscheidende Rolle, denn er hatte in den Kriegswirren eine weiße Fahne als Zeichen der Kapitulation auf dem Dach des Wasserturms gehisst (siehe Kasten). So sei Rösberg von weiteren Zerstörungen verschont geblieben. Tourné war begeistert: „Hervorragend umgesetzt wurde das gesamte Stück vom Volxtheater mit Hilfe des MGV Rösberg, der die musikalische Untermalung übernahm. Wie gewohnt verarbeiteten die Mitglieder des Theaters um Christof Ernst und Maria Hirsch noch weitere lokale Begebenheiten in dem historischen Stück. Besser kann man lokale Geschichte nicht unter die Leute bringen.“

„Vom Mast geschossen und verbrannt“

Heimatkundler Willi Hermann ist tief in die Geschichte Rösbergs eingetaucht und hat sich mit den Ereignissen rund um den 5. März 1945 und die Tage danach beschäftigt. Dabei recherchierte er auch die Rolle der Zwangsarbeiter im Zusammenhang mit den Kriegsereignissen im Ort.

Schon morgens um 9.30 Uhr des 5. März 1945 hätten ein polnischer Zwangsarbeiter und ein Landwirt am Wasserturm die weiße Fahne gehisst, sehr zum Ärger eines Leutnants der SS, der mit einer kleinen Einheit von sechs bis acht Soldaten Rösberg gegen die Amerikaner verteidigen wollte. Eine Kapitulation kam für ihn überhaupt nicht in Frage. „Höchstpersönlich hat er die weiße Fahne vom Mast geschossen und demonstrativ auf dem Dorfplatz verbrannt“, so Hermann. Unter Androhung der Todesstrafe sei es der Bevölkerung verboten gewesen, sich den Alliierten zu ergeben.

Die Amerikaner seien zu dieser Zeit bereits über Metternich auf dem Theisenkreuzweg durch den Wald Richtung Rösberg vorgerückt. „Für die Bewohner des Ortes muss es ganz schrecklich gewesen sein“, fühlt Hermann mit. Von Zeitzeugen wisse er, dass sie sich in ihren Häusern und Scheunen versteckt hielten. Doch auch dort hörten sie die Schüsse der Gefechte im Rösberger Wald, bei denen am Morgen zwei deutsche Soldaten gefallen waren. Noch einmal versuchten am späten Nachmittag der Landwirt und der Zwangsarbeiter, eine weiße Fahne am Wasserturm zu hissen, was ihnen schließlich auch gelang. Den Aufzeichnungen zufolge sei der Leutnant mit seiner Einheit abgezogen in Richtung Wesseling-Keldenich. Von dort aus habe er nochmals das Feuer auf Rösberg und das Vorgebirge eröffnet. (EB/mkl)

Die Erinnerungstafel, die voraussichtlich am Mahnmal in der Proffgasse aufgestellt wird, ist der nächste Schritt. Die Gestaltung der Tafel greift ebenfalls eine historische Begebenheit auf: Im Saal der ehemaligen Gaststätte Früh untergebrachte Zwangsarbeiter waren vor den Bomben geflüchtet. Sie durften aber nicht mit in die Schutzräume, die für Rösberger reserviert waren ... Die Dorfgemeinschaft hatte dem Projekt bereits Mitte März zugestimmt. „Das Schicksal der nach Rösberg verschleppten Menschen muss noch aufgeschrieben werden. Wer sich nicht erinnert, vermag die Zukunft nicht zu gestalten“, soll unter anderem auf der Tafel stehen. Termin zur Enthüllung der Tafel am Denkmal in der Proffgasse soll der 5. September sein. Die Denkmalbehörde hat auch schon zugestimmt. (EB/jr)

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